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Alte Staatsbank Wo ist das Geld nur geblieben?

Wartezeiten bis zu einer Stunde haben Besucher in Kauf genommen, um einen Blick in die ehemalige Staatsbank in Magdeburg zu werfen.

Von Marco Papritz 11.01.2016, 00:01

Magdeburg l „Hier hat sich nicht so viel verändert“, stellen Hella Becker und Hannelore Pohle fest. Sie gehören zu einer Gruppe von etwa 95 Besuchern, die sich an der ersten Führung des Fördervereins Magdeburger Dommuseum am Sonnabend beteiligen. Knapp 900 sollen ihnen durch das Säulenportal folgen und dafür Wartezeiten von bis zu einer Stunde in Kauf nehmen. Damit niemand abgewiesen werden muss, werden gar die Öffnungszeiten verlängert.

Für die beiden Schwestern ist der Besuch der alten Staatsbank, deren Erdgeschoss voraussichtlich bis zum Jahr 2018 zum Ausstellungsraum für das Museum (als Außenstelle des Kulturhistorischen Museums) umgebaut wird, eine Rückkehr an alte Wirkungsstätte. „Wir haben hier den Beruf der Geld- und Kreditsachbearbeiterin erlernt, so hieß es damals“, so Hella Becker, die in der Staatsbank bis 1959 tätig war. Imposant seien die Geldmengen und Wertpapiere gewesen, die einst im doppelgeschossigen Tresorbereich lagerten.

Dessen tonnenschwere Stahltür entpuppt sich als beliebtes Fotomotiv. Eine der am häufigsten gestellten Fragen: Stimmt es, dass die Tresorräume der Bank in den Domfelsen hineingebaut wurden und mit Elbwasser umspült werden konnten, um Diebe fernzuhalten? „Bankführer“ wie Burckhard Dienemann müssen dies ins Reich der Fabeln verweisen. Dafür verblüffen sie mit Tatsachen aus der nicht ganz 100-jährigen Geschichte der ehemaligen Reichs- und späteren Staatsbank, die schließlich 2013 von der Stadt erworben wurde. Mit Reichsmark, Mark der DDR, Deutsche Mark und kurzzeitig auch Euro-Banknoten fanden vier Währungen den Weg in die Bank. In seiner Hochzeit sei der Tresor im Kellerbereich „bis zu 95 Prozent mit Geld“ gefüllt gewesen, so Dienemann. Das heißt, buchstäblich bis zur Decke. Im Zuge des Zweiten Weltkrieges hätten amerikanische Soldaten alle verfügbaren Geldmittel der Bank eingezogen. „Wo die geblieben sind, wissen wir nicht. Aber es wird jetzt nachgeforscht – vielleicht gibt es ja etwas zurück“, sorgt er für Schmunzeln.

Der Tresor im Kellerbereich ist zweilagig mit einem Innen- und Außenbereich konzipiert worden. „Das war der sicherste Raum der DDR“, so Dienemann. Laut Archäologe und Vereinsmitglied Rainer Kuhn sollen Exponate aus den drei Themenbereichen „Otto der Große und Königin Editha“, „Das Erzbistum Magdeburg“ und „Die Großbauten auf dem Domplatz“ auf der 637 Quadratmeter fassenden Ausstellungsfläche präsentiert werden. „Das Grab von Editha und sein Inventar wären ein wichtiger Fund“, nennt er ein Beispiel. Kuhns Team stieß Ende 2008 bei der Forschungsgrabung im Auftrag der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt im Dom auf den Bleisarg – eine Sensationsentdeckung.

Die Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) Magdeburg als Eigentümer ermöglicht es, dass Interessierte vor dem Umbau der ehemaligen Reichsbank einen Blick in das Innere werfen können. Fanden sich bei Führungen zum Tag des offenen Denkmals im September etwa 400 Besucher ein, wird die Zahl nun um ein Vielfaches übertroffen. Einige der Gäste nutzen die Gelegenheit, Mitgliedsanträge für den vor zwei Jahren gegründeten Förderverein auszufüllen. „Für unseren Verein war dieser ‚Tag der offenen Tür‘ deshalb auf ganzer Linie ein Erfolg und sicher einer der Höhepunkte in unserer noch nicht einmal zweijährigen Geschichte“, zieht Thomas Nawrath, 1. Vorsitzender des Fördervereins, eine positive Bilanz.

Informationen zum Verein gibt es unter www.facebook.com/FoerdervereinMagdeburgerDommuseum und per E-Mail an foerderverein@dommuseum-magdeburg.de