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Galerie Himmelreich Ausstellung in Magdeburg: Wie Holz laufen lernt

Zwei Hallenser Künstler stellen sich in der Galerie Himmelreich in Magdeburg vor. Kai Hügel verwandelt alte Bretter in wandelnde Hyänen, Tobias Pfeifer interpretiert den Löwenzahn neu.

Von Klaus-Peter Voigt 05.05.2024, 12:00
Tobias Pfeifer (links) und Kai Hügel in der neuen Ausstellung in der Magdeburger Galerie Himmelreich.
Tobias Pfeifer (links) und Kai Hügel in der neuen Ausstellung in der Magdeburger Galerie Himmelreich. Foto: Klaus-Peter Voigt

Magdeburg. - „Stereo – Shapes“ nennen die beiden Bildhauer Tobias Pfeifer und Kai Hügel aus Halle ihre aktuelle Exposition in der Galerie Himmelreich. Stereo steht dabei für die langjährige Freundschaft der Künstler – beide Jahrgang 1977. Mit Shapes wollen sie die Formensprache ihrer Objekte versinnbildlichen. Bildhauerei und grafische Blätter sind zu sehen.

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Der Name Pfeifer spielt im Ausstellungsgeschehen der Galerie regelmäßig eine Rolle. Vater Uwe zeigte dort erst vor einem Jahr Werke der Malerei. Nun folgt Sohn Tobias, der sich erstmals 2015 in Magdeburg mit seinen Plastiken vorstellte. Ende der 1990er-Jahre lernte der die Elbestadt kennen, als er für sein Studium an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein an der Dombauhütte ein Vorpraktikum absolvierte.

Mit Schrauben und Klebstoff

Für Kai Hügel gab es bislang kaum Kontakte in die Landeshauptstadt. Mit der Ablehnung der Burg Giebichenstein führte ihn sein Weg von 2000 bis 2008 an die Hochschule für Bildende Künste unter anderem als Meisterschüler bei Professorin Monika Brandmeier in Dresden.

Tobias Pfeifer, Stier, von 2022, Speckstein.
Tobias Pfeifer, Stier, von 2022, Speckstein.
Foto: Klaus-Peter Voigt

Das Himmelreich zeigt nun eine interessante Mischung ganz unterschiedlicher Arbeiten. Riesige Hyänen prägen auf den ersten Blick die Räume. Kai Hügel, selbst lange Jahre begeisterter Skateboardfahrer, hat ausgediente, unansehnliche Sportgeräte komplett verändert, ihnen eine neues Leben geschenkt. Alte Bretter liegen dafür in seinem Atelier zuhauf. Sie zerteilt er in fasrig wirkende Teile, kleine Holzstücke und noch das Ausgangsmaterial erahnend lassende Elemente.

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Mit Schrauben und Klebstoff entstehen später aus dieser Mischung skurrile Figuren wie Hyänen, die die Fantasie anregen. Allein die Farbigkeit des Ausgangsmaterials reicht aus, die genau beobachteten Bewegungen lassen eine erstaunliche Lebendigkeit aufkommen. Ein kleines Chamäleon aus Salzbrandkeramik beispielsweise zeugt zudem vom solide erlernten Handwerk ihres Schöpfers.

Tobias Pfeifer, Löwenzahn in der Sonne, 2019, Kunststoffhochdruck.
Tobias Pfeifer, Löwenzahn in der Sonne, 2019, Kunststoffhochdruck.
Foto: Klaus-Peter Voigt

Auch bei Tobias Pfeifer stehen Tiere im Mittelpunkt der Auswahl für die Ausstellung. „Ich wollte Köppe und Viecher zeigen“, erklärt der Künstler mit einem gewinnenden Lachen. Unschwer zu erkennen, wie sehr ihn die sanfte Kraft der Katzen anregt. Selbst bei der Grafik „Löwenzahn in der Sonne“ räkelt sich eine Samtpfote als „Beigabe“. Aber auch ein Stier und Vögel standen quasi Modell.

Vielseitigkeit zählt

Mit der Ausstellung kann der Betrachter ganz augenscheinlich den Unterschied zwischen Plastik und Skulptur erfahren. Entscheidend für die Zuordnung ist die Entstehung jedes Objektes, ob Material abgetragen, dann entsteht eine Skulptur, oder aufgebaut, geformt oder modelliert wird.

Kai Hügel, Chamäleon, 2017, Salzbrandkeramik.
Kai Hügel, Chamäleon, 2017, Salzbrandkeramik.
Foto: Klaus-Peter Voigt

Die beiden Hallenser Bildhauer sind geprägt vom Studium an zwei unterschiedlichen Kunsthochschulen. Sie kreieren ihre Arbeiten mit Techniken, die es ihnen erlauben, Lebewesen und Dinge so darzustellen, wie es ihnen für das jeweilige Motiv passend erscheint. Formensprache und Herangehensweisen lassen ein Spannungsfeld zwischen den verschiedenen Charakteren entstehen, das die Vielseitigkeit der Bildhauerei belegt.

„Stereo – Shapes“ von Tobias Pfeifer und Kai Hügel ist bis zum 31. Mai in der Galerie Himmelreich, Breiter Weg 213b/Ecke Danzstraße, zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 11 bis 17 Uhr und Samstag von 10 bis 13 Uhr.