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Fotoausstellung Bilder wider das Vergessen

Eine Fotoausstellung im City Carré zeigt Aufnahmen des (fast) vergessenen Magdeburg.

Von Rainer Schweingel 05.07.2016, 14:05

Magdeburg l Vergessenes Magdeburg wurde gestartet von ein paar Hobbyfotografen, die durch die Landeshauptstadt ziehen und Fotos von verlassenen Orten und leerstehenden Gebäuden machen. Von Anfang an mit dabei war Uwe Pigors. Entstanden sind die ersten Bilder vor ungefähr drei Jahren.

Die Fotografen wollten ihre Bilder nicht ungesehen auf ihren Computern lassen. So entschlossen sie sich, eine Seite auf Facebook zu erstellen und dort ihre Fotos zu zeigen. Je mehr Menschen sich für das Projekt interessierten, desto motivierter arbeiteten die Fotografen weiter. Und bis heute haben sich viele Bewunderer gefunden. Die Facebook Seite hat zurzeit mehr als 21.000 Likes.

Und beim bloßen Fotografieren blieb es nicht. 2014 setzten sie sich mit einer Online-Petition erfolgreich gegen den Abriss eines denkmalgeschützten Gebäudekomplexes ein. Sie retteten die Werkhalle und das Kesselhaus im Reichsbahnausbesserungswerk Magdeburg. Sie versuchten gegen den Abriss vorzugehen, da man sonst ein Stück Geschichte verlieren würde. Uwe Pigors ist der festen Überzeugung, dass ein reges Interesse an den verlassenen Orten herrscht und die Menschen sich fragen, „welche Geschichten sich hinter vergessenen Mauern verbergen“.

Die Bilder wurden aber nicht nur auf Facebook präsentiert. Vergessenes Magdeburg bringt seit drei Jahren einen Jahreskalender heraus und ab und zu werden Bilder auf Ausstellungen versteigert. Die daraus entstehenden Überschüsse werden gespendet. Zum Teil an Projekte, welche sich für den Erhalt von regionalen verlassenen Gebäuden einsetzen oder auch an die Krebshilfe.

Neben leerstehenden Produktionshallen, verlassenen Herrenhäusern und Werkstätten haben die Fotografen ebenfalls vergessene Bunker, Mausoleen und sogar Krematorien besucht. Dabei könne durchaus ein beklemmendes Gefühl entstehen, sagt Uwe Pigors. Des Öfteren sei man einfach überwältigt von der Geschichte des Ortes, sodass man „fast auf Zehenspitzen laufen möchte“.

Weiterhin erklärt er, dass sie vor jedem Besuch eines verlassenen Ortes versuchen eine Genehmigung zu bekommen. Die Eigentümer werden kontaktiert, manchmal bleibt die Suche aber leider erfolglos. Doch immer öfter würden auch öffentliche Unternehmen das Betreten eines Geländes erlauben. Das ein oder andere Mal hatten sie sogar das Glück, eine Führung zu erhalten. Die Erhaltung der Gebäude ist wichtig für die Identität und Geschichte der Stadt und ihre Bewohner. Aus dem Grund sei der Abriss der alten Gebäude immer wieder schade mit anzusehen. Allerdings freuen sich die Hobbyfotografen über eine Sanierung, selbst wenn es den Verlust eines interessanten Gebäudes bedeute.

Mit dem Erfolg hätte keiner von ihnen gerechnet, so Uwe Pigors. Aber sie sind umso stolzer auf das Erreichte. Da nehmen sie sich gern Zeit, um Fragen zu beantworten und Kommentare zu lesen. Das müssen sie jetzt auch im Zuge der Ausstellung im City Carré. "Wir sind überwältigt vom Zuspruch und den Resonanzen der Besucher", sagte Uwe Pigors der Volksstimme. Die Ausstellung ist noch bis zum 17. Juli zu sehen.