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Gegen Raser Stationärer Ring-Blitzer

Erstmals in seiner mehr als 40-jährigen Geschichte soll am Magdeburger Ring ein stationärer Blitzer eingerichtet werden.

Von Rainer Schweingel 05.12.2016, 00:01

Magdeburg l Ursprünglich wollte die Polizei die Aufgabe des stationären Blitzens am Magdeburger Ring übernehmen. Doch weil die Behörde die Installation immer wieder verschob, will nun die Stadt aktiv werden und voraussichtlich eine Säule aufbauen. Polizeisprecher Frank Küssner: „Es ist richtig. Wir planen derzeit keinen Aufbau eines stationären Geschwindigkeits-messgeräts am Magdeburger Ring.“

Wo genau und ab wann das Gerät der Stadtverwaltung aufgebaut wird, steht noch nicht fest. „Um den Standort endgültig festzulegen, wird in den kommenden Wochen unter anderem in der Höhe Kirschweg, Ebendorfer Chaussee, Damaschkeplatz und Wiener Straße auf dem Magdeburger Ring die Geschwindigkeit kontrolliert. Es können sich daraus weitere Messpunkte ergeben“, sagte Ordnungsamtschef Gerd vom Baur. Insgesamt sind derzeit fünf bis sechs mögliche Messpunkte ins Visier genommen worden. Einer davon soll ausgewählt werden. Die Standortentscheidung wird für März 2017 angestrebt.

Um sich des Vorwurfs der Abzocke zu erwehren, will die Stadt die Messstelle nicht willkürlich festlegen. Ausschlaggebend für den Aufstellort sollen Ringabschnitte sein, bei denen die Geschwindigkeit eine der Hauptunfallursachen ist, so Gerd vom Baur weiter. Außerdem werde eine nicht so leicht zugängliche Stelle gesucht. Die Verwaltung will so Vandalismus vorbeugen.

Interessant dabei: Die Säule ist bereits von der Stadtverwaltung für rund 5500 Euro gekauft worden und war Bestandteil des Blitzer-Pakets, das sich die Stadt 2014 angeschafft hatte. Auf den Aufbau am Ring war aber mit dem Blick auf die Ankündigung der Polizei zunächst verzichtet worden.

Wichtig auch: Die Säule wird nicht dauerhaft 24 Stunden am Tag mit einem Blitzer bestückt sein. In die Säule wird der aktuell vorhandene mobile Blitzer nämlich nur temporär eingebaut und scharf gestellt. Das soll vorrangig immer dann geschehen, wenn der mobile Blitzer aus Urlaubs- oder Krankheitsgründen sowie außerhalb der regulären Arbeitszeit nicht vom regulären Personal an einer der 300 mobilen Messstellen in Magdeburg vor Krankenhäusern, Schulen, Kitas oder in Tempo 30-Zonen eingesetzt werden kann.

Vom Baur rechnet deshalb mit einem zwei bis dreimaligen Einsatz pro Woche am Ring. Das habe auch noch einen anderen Effekt: „Weil niemand weiß, ob der Blitzer in der Säule steckt, hat das Messgerät dann so oder so eine verkehrserzieherische Wirkung.“

Wer als Sünder darauf spekuliert, nach dem Foto die Säule zu zerstören, muss schon heute enttäuscht werden. Die „Fotos“ aus dem Gerät werden unmittelbar nach der Aufnahme an einen zentralen Speicher gesendet. Nachträglich kann also kein Sünder mehr eingreifen.

Steht die Säule, soll es eine enge Abstimmung mit der Polizei geben. Die wird weiterhin mit ihrem mobilen Gerät blitzen, will sich aber an den Tagen zurückhalten, an denen die städtische Säule scharf gestellt ist. Eine Blitzer-Orgie auf dem Ring soll so verhindert werden. Und: Baut die Polizei dann irgendwann doch noch ihren eigenen stationären Blitzer auf, will die Stadt ihre Säule an eine andere Stelle in Magdeburg umsetzen.

Der Autoclub ACE sieht das Vorhaben der Stadt allerdings kritisch. ACE-Kreisvorsitzender Hans-Ulrich Franke: „Wir sind nicht gegen das Blitzen. Aber auf eine stationäre Anlage richten sich Einheimische und Pendler ein. Die fahren dann kurz langsamer - und das kann sogar gefährlich werden. Wenn blitzen, dann bitte mobil.“

Insgesamt hat sich die Stadtverwaltung bei der Verkehrsüberwachung aber noch einen ganz anderen Schwerpunkt gesetzt. „Künftig wollen wir uns verstärkt auf die Rotlichtsünder an den Kreuzungen konzentrieren“, kündigte Gerd vom Baur an. Dafür laufen die Planungen.

Eine Umsetzung ist allerdings nicht im großen Stil in Sicht, weil es dafür noch nicht die mobile Rotlichtsünder-Messtechnik gibt. Künftig soll aber schon beim Bau oder Umbau von großen Kreuzungen darauf gedrungen werden, soweit möglich, feste Rotlichtsünder-Messgeräte mit einzubauen, die auch noch die Geschwindigkeit mit erfassen. „Wir stellen zunehmend fest, dass Autofahrer nicht nur bei Rot noch fahren, sondern regelrecht über die Kreuzung rasen. Das ist extrem gefährlich“, so vom Baur.