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Großprojekt Tunnelbau stößt in die Tiefe vor

Auf der Tunnelbaustelle in Magdeburg beginnt ein neuer Abschnitt: Der Bau der Tunneldecke in Richtung City wird vorbereitet.

Von Martin Rieß 23.07.2016, 01:01

Magdeburg l In die Tiefe dringen dieser Tage die Arbeiter auf der Tunnelbaustelle am Hauptbahnhof vor. Dank einer funktionierenden Grundwasserabsenkung bereiten sie vom Damaschkeplatz aus im Bereich der früheren Fahrbahn in die Stadtmitte den Bau der Tunneldecke vor.

Dazu werden die oberen Bereiche der Betonpfähle, die in den vergangenen Monaten mit den Riesenbohrern zum Teil weit unter zehn Meter tief in den Boden gebracht wurden, geöffnet und der Bewehrungsstahl freigelegt. Mit diesem sogenannten Abspitzen wird die Voraussetzung dafür geschaffen, um die Bewehrung aus Stahlstäben mit der darüberliegenden Tunneldecke zu verbinden.

Dirk Rocher ist stellvertrender Leiter des Tiefbauamtes und seitens der Stadt zuständig für das Projekt. Er sagt: „In Kürze wird das hier alles nicht mehr wiederzuerkennen sein.“ Dann wird das Metall das Bild in diesem Bereich der Baustelle bestimmen. Wenn das stählerne Innenleben der Betonelemente verbunden ist, kann der Beton für die Tunneldecke aufgebracht werden.

Auf der anderen Seite der Straße ist von den Vorbereitungen der Tunneldecke derweil nichts zu sehen. Hier haben die Arbeiter in den vergangenen Tagen in einer Grube ein ganzes Stück unter dem bisherigen Bodenniveau ein Schotterbett angelegt. Hier soll die Straßenbahn fahren. Das Gleisbett befindet sich im Bereich der ersten abgebauten Eisenbahnbrücken. Dirk Rocher erläutert: „Da die neuen Eisenbahnbrücken ein Stück niedriger sind, muss die Straßenbahnstrecke ein wenig abgesenkt werden. Dieses Behelfsgleis wird solange benötigt, bis die Tunneldecke daneben gebaut ist.“

Dann sollen die Bahnen auf dieser und ihrem endgültigen Gleis rollen. Wenn das im Februar der Fall ist, werden auch die Autos in diesem Bereich fahren – und zwar anders als zuletzt, nämlich dann stadteinwärts. Die Fußgänger und Radfahrer, für die die Strecke wie für die Bahnen ab September wieder frei sein soll, werden wie bisher auf der nördlichen Seite der Straße unterwegs sein sollen.

Auch in anderen Bereichen des Autotunnels wird an neuen Details gearbeitet. So haben Arbeiter in den vergangenen Tagen in der Mitte der Straße einen Steg angelegt. Dieser soll auf der gesamten Länge dazu dienen, dass Fahrgäste die Straßenbahnen im Falle einer Havarie verlassen können. Der Grund: Bis zur Vollsperrung hätten die Fahrgäste im Havariefall aufgrund der Gegebenheiten der Baustelle schmutzige Füße bekommen können – tiefe Gruben, frischer Beton oder spitze Metallstreben befanden sich aber bislang in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Gleisen nicht.

Ein besonderes Augenmerk legen die Leute vom Magdeburger Tunnelbau dieser Tage auch auf den sogenannten Mittellängsverbau. Dieser folgt den Stahlträgern, die in der Mitte der Strecke vor Monaten in den Boden gebracht wurden und soll dafür sorgen, dass während der Bauarbeiten an der Tunneldecke die benachbarte und noch genutzte Strecke nicht abrutscht.

Die Stadtverwaltung hat sich derweil mit einer Anfrage des CDU-Stadtrats Frank Schuster auseinandergesetzt, ob eine dauerhafte Sperrung etwas bringen würde. In der Antwort vom Baubeigeordneten Dieter Scheidemann heißt es: „Das Bauvorhaben wird maßgeblich von den Sperrpausen der Bahn bestimmt.“ Will heißen: Schneller würden die Arbeiten an dem Tunnel mit einer Vollsperrung auch nicht gehen, da die Bahn die alten Eisenbahnbrücken nur nach und nach demontieren kann. Andernfalls wäre Magdeburg über viele Monate hinweg eine Sackgasse für die Züge.

Auf der anderen Seite könnte man sich bei einer Vollsperrung beispielsweise das Notgleis, die Verkehrssicherung und provisorische Fahrbahnen oder Schalungsarbeiten in der Mitte der Tunneldecke sparen. Das jedoch für den Preis, dass hier bis zur Tunnelfreigabe die Strecke für Straßenbahnen und Autos dauerhaft komplett gesperrt wäre.

Das wollte die Stadt dann zum Beispiel mit Blick auf Bauarbeiten an der Straßenbahntrasse in der Wiener Straße nicht in Kauf nehmen. Die Wartezeiten auf den Umleitungsstrecken für Autos und die Behinderungen im öffentlichen Personennahverkehr würden noch einmal deutlich steigen – daher die Entscheidung, die Zeiten der Vollsperrung einzugrenzen.