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Immobilien Flucht der Häuslebauer aus Magdeburg

Bauland in Magdeburg ist teurer als in der Region. Und doch scheinen die Flächen nicht zu reichen. Die Folge: Abwanderung.

Von Martin Rieß 20.01.2021, 00:01

Magdeburg l In den vergangenen Jahren sind in Magdeburg mehrere große Eigenheimviertel entstanden: Birnengarten, Saures Tal oder Kümmelsberg heißen sie beispielsweise. Und nach wie vor gibt es Flächen, die auf diese Weise entwickelt werden sollen – die Nachfrage an Bauland ist ungebrochen.

Thema ist im Stadtrat beispielsweise ein Gebiet nördlich der Ottersleber Chaussee. Die Volksstimme hatte darüber berichtet, dass im Raum der Vorschlag aus dem Umweltausschuss steht, Platz für mehr Bäume zu schaffen und dafür auf die Bebauung einiger Parzellen zu verzichten.

Für Magdeburgs Baudezernent Dieter Scheidemann wäre das offenbar ein Graus. Denn ein Teil der Familien, die in Magdeburg partout keinen Platz finden, ziehen ins Umland. Dieter Scheidemann: „Jede Familie, die in Magdeburg gern bauen würde, nichts Geeignetes findet und aus diesem Grund wegzieht, ist eine Familie zu viel.“

Nicht allein der Wunsch Magdeburgs, als Wohnort anziehend wie keine andere Kommune der Region zu sein, steckt dahinter. Es geht dabei auch ums Geld. Von Einwohnern, die nicht mehr in Magdeburg ihren Hauptwohnsitz haben, entfällt in der Stadtkasse der Anteil an der Einkommenssteuer. Und ein Weniger an Einwohnern bedeutet auch weniger Zuweisungen an Steuern durch das Land, erläutert der Baubeigeordnete die Gründe, warum aus seiner Sicht die Menschen in der Stadt gehalten werden sollten.

Inzwischen sei Magdeburg aufgrund fehlender Grundstücke, die den Wünschen der Bauwilligen entsprechen, an einem Punkt angelangt, der den Stadtoberen vor Jahren schon einmal die Sorgenfalten auf die Stirn trieb. „Wir haben inzwischen eine Situation wie in den 1990er Jahren, in der sich die Menschen verstärkt im Umland ansiedeln“, so der Baubeigeordnete.

Auf der anderen Seite das Argument gegen neue Baugebiete oder eine möglichst dichte Nutzung der Flächen: Wenn sie anstelle bisherigen Grünlands oder anstelle landwirtschaftlicher Flächen entstehen, wird immer mehr wertvoller Boden versiegelt. Zudem stellt sich gerade in den Randbereichen der Stadt die Frage, wie diese Gebiete erschlossen werden sollen. Es stellt sich so die Frage, wie der ohnehin defizitäre öffentliche Personennahverkehr ausgebaut wird, um zu verhindern, dass noch mehr Wege in Magdeburg mit dem Auto zurückgelegt werden.

Gerade die Lage in einem Randbereich hatte im Jahr 2020 dazu geführt, dass eine Bebauung auf einer Seite der bereits bestehenden Osterweddinger Straße keine Mehrheit im Stadtrat fand – auch wenn damit die Gefahr besteht, dass Menschen, die sich dann eben in einer Nachbargemeinde ansiedeln, noch mehr Verkehr produzieren, um zu ihren Arbeits- und Freizeitorten in Magdeburg zu kommen.

Dieter Scheidemann hatte in einer früheren Diskussion darauf verwiesen, dass im Umland zum Teil Wohngebiete ausgewiesen würden, die in Magdeburg kritisch hinterfragt würden. Ein Indiz, das für seine Argumentation spricht, liefern die Zahlen des Statistischen Landesamts: Obwohl in Magdeburg rund 70.000 Menschen mehr leben, gab es im Landkreis Börde im Jahr 2019 für Einfamilienhäuser 350 Baugenehmigungen – in der Landeshauptstadt nur für 252.