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Laudatio Die Retter des Katharinenportals

4. Sieger bei der Wahl des "Magdeburger des Jahres 2016" wurden Klaus Zimmermann sowie Hans-Jörg und Frank Schuster.

Von Jana Heute 23.01.2017, 12:52

An diesem 29. Oktober 2016 werden Erinnerungen wach. Und es fließen sogar ein paar Tränen. Freudentränen.

Die Magdeburger Brigitte und Werner Kreutzer gehören an diesem Tag zu den rund 300 Gästen, die an der Einweihung des wiederaufgebauten Portals der Katharinenkirche im Breiten Weg teilnehmen. Dazu eingeladen hat das Kuratorium mit Klaus Zimmermann an der Spitze. Für die Brüder Hans-Jörg und Frank Schuster, deren Vater Hans vor 50 Jahren die Originalteile des Kirchenportals aus den letzten Trümmern retten konnte, ist das ebenfalls ein bewegender Moment.

Das Portal der altehrwürdigen Katharinenkirche ist in den Sommermonaten 2016 an (fast) historischer Stelle wiederauferstanden - unter den neugierigen Blicken vieler Passanten im Nordabschnitt des Breiten Wegs. Viele wohnen nun auch der festlichen Eröffnung bei.

Werner Kreutzer, zu diesem Zeitpunkt 94 Jahre alt, kennt das Portal, das einst samt Kirche an der Stelle des heutigen Katharinenturms stand – also nur wenige Meter entfernt. Die Katharinenkirche war seine Taufkirche. Er musste mit ansehen, wie das Gotteshaus erst 1944 durch einen Bombentreffer beschädigt, dann 1964 in weiten Teilen gesprengt und zwei Jahre später, 1966, endgültig ausgelöscht wurde, als auch die beiden Türme abgeräumt wurden. Nach 736 Jahren endete damit die Geschichte der Pfarrkirche St. Katharinen. Sie teilte das Schicksal mit sieben weiteren Altstadtkirchen, die in der sozialistischen Nachkriegszeit zerstört wurden.

50 Jahre später – an diesem 29. Oktober 2016 – kann Werner Kreutzer wieder durch das Portal seiner einstigen Taufkirche schreiten. Er tut dies andächtig, mit langsamen Schritten und sagt zutiefst berührt: „Ich bin froh, dass ich erleben darf, wie ein Stück Geschichte – meiner Geschichte – zurück kehrt.“

Denkmalschützer Hans Schuster, der 1966 die Originalteile des Portals samt heiliger Katharina in letzter Minute retten konnte, hatte sich genau das immer gewünscht.

Aus dem Jahr 2001 existiert eine Skizze von Schuster Senior – vom wiederaufgebauten Katharinenportal. Doch die reelle Chance bot sich erst nach dessen Tod, als die Wobau – seinerzeit mit Herrn Sonsalla an der Spitze – das alte „Haus der Lehrer“ (HdL) in Angriff nahm, es 2011 in ein modernes Wohn- und Geschäftshaus umbaute und mit dem Lichtkonzept einen echten Lichtblick im Nordabschnitt schuf.

Bei der Wobau reifte zugleich die Idee, nicht nur das HdL in Katharinenturm umzubenennen und sich damit auf die Wurzeln zu besinnen, sondern auch, die original erhaltenen Teile wieder sichtbar zu machen. So, wie Hans Schuster es immer wollte.

Projekte solcher Größenordnung – wir reden hier über einen Finanzbedarf von rund 230.000 Euro – kann niemand allein stemmen. So entsteht im Jahr 2014 das Kuratorium zur Wiedererrichtung des Katharinenportals, das unter der Leitung von Klaus Zimmermann wichtige Köpfe vereint, die sich fortan gemeinsam engagieren, die Planung und Ausführung organisieren und eine breite Spendenaktion anschieben.

Neben Klaus Zimmermann und Heinrich Sonsalla als damaliger Wobau-Chef sind das der Bauingenieur und Honorarprofessor Dieter Beyer, der für die Elektrik zuständige Oliver Ball, Baubeigeordneter Dieter Scheidemann, der Pfarrer der evangelischen Altstadtgemeinde Thoralf Thiele und der heutige Wobau-Chef Peter Lackner. Eine ganze Riege tüchtiger Männer, die sich nun mit ihrem Wissen und in vielen Stunden der Freizeit dafür einsetzen, dass ein Stück vermeintlich ausradierter Stadtgeschichte wieder sichtbar, ja erlebbar, wird. Für Hans-Jörg Schuster und Frank Schuster war es keine Frage, sich ebenfalls für das Projekt zu engagieren. Für sie erfüllte sich damit auch das Vermächtnis ihres Vaters.

Alle gemeinsam – auch die vielen Spender – haben es letztlich geschafft, dass die Vision Wirklichkeit wurde. Dass Magdeburger wie Werner Kreutzer die Rückkehr der heiligen Katharina mit dem Portal erleben durften.

Die Leser der Magdeburger Volksstimme danken den Projektbeteiligten. Stellvertretend für sie alle ehren wir heute Abend Klaus Zimmermann sowie Frank und Hans-Jörg Schuster!

 

In unserem Dossier finden Sie alle Infos und Videos zum Thema "Magdeburger des Jahres 2016".