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Reformationsjahr Die Rolle von Mann und Frau

2017 sind Luthers Thesen 500 Jahre alt. Die Magdeburger Universität widmet sich dem Ereignis mit der Tagung "Glaube und Geschlecht".

Von Viktoria Koch 17.06.2017, 23:01

Magdeburg l Mehr als 100 Gäste aus Deutschland, der Schweiz, England und Österreich werden auf der Tagung der Universität Magdeburg erwartet. Sie wollen der Frage nach der Bedeutung der Reformation für eine zum Teil noch heute gültige Geschlechterordnung nachgehen.

Experten aus Kirchen- und Rechtsgeschichte, Geschichtswissenschaft, den Sozial- und Islamwissenschaften, Philosophie und des Kirchenrechts widmen sich diesem wenig beachteten und doch prägenden Aspekt der Reformationsgeschichte.

Vor Martin Luther galt durch die Kirche das Bild von Adam und Eva als klassische Rollenverteilung. Die Rollen von Mann und Frau waren aber noch nicht diejenigen von heute. So übten Männer den Beruf des Strumpfstrickers aus, während Frauen Bauarbeiten erledigten.

Erst ab der Mitte des 18. Jahrhunderts findet die Einteilung der Geschlechterrollen, wie wir sie heute kennen, statt. Aber schon zuvor entstand im 16. Jahrhundert durch die Reformation und erstmals durch die Ehelehre Luthers ein ganz neues Konzept der Geschlechterordnung: Die Ehe wird zum Ideal. Unehelichen Beziehungen, wilden Ehen, Keuschheit oder dem Zölibat begegnete Luther mit Ablehnung. Erstmals soll die Frau zu Hause bleiben und die Kinder erziehen, während der Mann berufstätig ist.

„Die Ehelehre Luthers hat damals für eine Neuordnung der Geschlechterrollen gesorgt, die bis heute in Europa wirkt. Aber die Tagung untersucht keineswegs nur die Vergangenheit, sondern verfolgt die Entwicklung bis in die Gegenwart“, sagt Leiterin und Organisatorin der Tagung, Prof. Dr. Eva Labouvie. So soll thematisiert werden, wie die Rollen von Mann und Frau innerhalb der verschiedenen Religionen bis hin zu Judentum, Buddhismus und Islam konzipiert sind und was die Religionen für das Alltagsleben von Mann und Frau vorgeben. Dabei sollen aktuelle Probleme einbezogen werden.

Die Tagung setzt sich intensiv mit den bis heute wirkenden Wechselbeziehungen zwischen Glaube und Geschlecht auseinander und hinterfragt die durch Religion begründeten und zugewiesenen Tätigkeiten, Räume und Verhaltensweisen von Männern und Frauen, ihre gesellschaftlichen Aufgaben und Lebenswege.

„Die Diskussion über Möglichkeiten und Grenzen der Vereinbarkeit vor allem nicht christlicher mit den Gesellschafts- und Geschlechterordnungen christlich geprägter europäischer Länder dürfte vor dem Hintergrund der jüngsten Migrationsbewegungen zu den aktuellsten Fragen zählen und erlaubt zudem Einsichten zur Förderung eines toleranteren Miteinanders verschiedener Religionen“, betont Prof. Labouvie die Bedeutung der Tagung „Glaube und Geschlecht“ und den Blick auf die durch Religionen vorgegebenen Geschlechterordnungen.