1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Kritik an Uniplatz-Plänen reißt nicht ab

Städtebau Kritik an Uniplatz-Plänen reißt nicht ab

Über die Bebauung eines Grundstücks zwischen Unicampus und Stadtzentrum wird in Magdeburg heftig gestritten.

30.08.2016, 01:01

Magdeburg l Die Debatte um die Bebauung eines Grundstückes am Uniplatz reißt nicht ab. Eine direkte Auswirkung ist, dass der Kulturausschuss der Stadt Magdeburg eine öffentliche Sitzung zum Thema „Architektur und Baukultur“ plant. „Mit ‚unsäglich‘ ist kaum zu beschrieben, was aktuell zum Thema Bauen in unserer Landeshauptstadt so geschieht“, polterte der Vorsitzende des Kulturausschusses Oliver Müller (Linke). „Zur Gewohnheit scheint längst geworden zu sein, die Bürgerschaft auszuklammern, wenn an zentralen Stellen der Stadt heute für morgen gebaut werden soll“, sagte Müller der Volksstimme.

Damit die Debatte um Bauprojekte wie am Uniplatz in die Bürgerschaft getragen wird, soll es eine öffentliche Sitzung des Bauausschusses geben, die im Rahmen einer Podiumsdiskussion im Rathaus stattfinden wird. „Nämlich dort, wo sie hingehört“, sagt Oliver Müller.

Kritik kommt auch vom Architekten- und Ingenieurverein zu Magdeburg von 1876. „Wir unterstützen voll und ganz die Stellungnahme der Architektenkammer Sachsen-Anhalt zur Durchführung eines städtebaulichen Wettbewerbs für den Uniplatz“, sagte der Vereinsvorsitzende Heinz Karl Prottengeier. Schließlich gehe es hier um einen der letzten innerstädtischen exponierten Standorte, der das Stadtzentrum am Breiten Weg im Norden abschließe. Dieses Sahnestück am Universitätsplatz, neben dem Großen Haus der Bühnen der Stadt und dem Campus der Universität müsse inhaltlich, funktionell und gestalterisch über einen Wettbewerb entwickelt werden, fordert der Architekten- und Ingenieurverein.

„Lag es bis jetzt mehrere Jahrzehnte brach, sollte man nun nicht in Panik verfallen und sich vorschnell wirtschaftlichen Interessen eines Investors beugen“, sagte Prottengeier. Lebens- und liebenswerte Städte würden nicht allein nach zeitlichen oder fiskalischen Kriterien, sondern durch sorgfältige wohlüberlegte Planungen und zukunftsgerichtete Entscheidungen entstehen. „Eine falsche Entscheidung wird erst nach sehr langen Zeiträumen korrigierbar sein und das gilt es zu vermeiden“, fordert Prottengeier.

Auch in der Stadtverwaltung hat man das Votum der Volksstimme-Leser registriert, die mehrheitlich dem von der Verwaltung favorisierten Konzept eine Abfuhr erteilten. „Ja, wir nehmen das Votum zur Kenntnis. Wir weisen allerdings darauf hin, dass es in der derzeitigen Phase nicht um Architekturentwürfe geht, sondern um Nutzungskonzepte für den östlichen Universitätsplatz“, sagte Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra.

Seit Jahren sucht die Verwaltung mit einem Exposé nach einem Investor für das 10.500 Quadratmeter große Kaufgrundstück zwischen Walther-Rathenau-Straße, Listemannstraße und Universitätsplatz.

Nun liegen zwei Angebote vor. Die Rathausspitze favorisiert das Konzept der Recona-Holding. Die Berliner wollen das Grundstück für 3,9 Millionen Euro kaufen und knapp 40 Millionen investieren. GSP aus Hameln will für 4,2 Millionen kaufen und 56,2 Millionen Euro investieren. Nun soll der Gestaltungsbeirat der Stadt als unabhängiges Gremium einbezogen werden. Die Stadtratsfraktionen haben angekündigt, erst danach ein Votum abgeben zu wollen.