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Mensch und Tier Therapie für Hund und Herrchen

Wenn ein Hundebesitzer den Bösdorfer Hans-Georg Warnecke wegen eines Problemfalles aufsucht, hat der es meist mit zwei Problemen zu tun.

Von Harald Schulz 26.07.2017, 03:00

Oebisfelde/Bösdorf l Die Liebe zu seinem treuesten Begleiter hat den Bösdorfer Hans-Georg Warnecke ins Reich der Wesensarten von Hunden geführt. Lange Jahre beschäftigte sich der in Oebisfelde ansässige Geschäftsmann für Sportartikel mit den sozialen Beziehungen zwischen Mensch und Hund. „Die Bedeutung von Hunden für Menschen hat in den vergangenen Jahrzehnten einen Wandel erlebt. Hunde sind zum Partner des Menschen in vielfältigen sozialen Bereichen geworden. Der Hof- und Hütehund ist zur Ausnahme verkümmert“, erklärt Warnecke seinen Schritt zum zertifizierten Fachmann für Training und Therapie von sogenannten Familienhunden.

Um Hundetherapeut zu werden, ist die Qualifikation des Hundetrainers unabdingbar, erläutert Warnecke. Dass beide Befähigungen von entscheidender Bedeutung für das gemeinsame Wohl von Mensch und seinem liebsten Vierbeiner sind, das liegt im Sinn der Sache. Der therapeutische Ansatz beschäftigt sich ausschließlich mit dem Besitzer des Tieres. „Da liegt nämlich häufig der viel zitierte Hund begraben“, erklärt der Bösdorfer Fachmann. Unerfahrene Hundehalter meinen, ihr vierbeiniger Begleiter müsse sich so verhalten, wie es das menschliche soziale Verständnis erwartet.

Das kann, muss aber nicht passieren, schon gar nicht auf die Schnelle, warnt Warnecke vor allzu überzogenen Erwartungen. Hunde gehen soziale Beziehungen ein, können sich integrieren. Das ist genetisch implantiert. Familienhunde erkennen sehr schnell ihren Platz in der Gemeinschaft, und den wollen sie auch beachtet wissen. Auch die direkte Bezugsperson von Bello und Co. sollte sich darüber im Klaren sein, wo sein gesellschaftlicher Platz in der Gemeinschaft ist. „Erst damit wird jedes Mensch-Hund-Gespann einmalig. Und bleibt es auch“, verdeutlicht Warnecke diese soziale Bindung.

„Hunde sind Schmeichler. Um etwas zu bekommen, wofür Hilfe notwendig ist, können sie einen Schmusekurs an den Tag legen, der einen förmlich umhaut“, weiß der Hundekenner aus eigener Erfahrung. Aber es tauchen gerade die Fälle bei ihm auf, die den Besitzer und auch das „Problemtier“ überfordern. Dann heißt es für den Experten, beim Besitzer und dem Vierbeiner entsprechende Ursachenforschung zu betreiben und dieses Ergebnis mittels eines Therapieplanes wieder in ein soziales Miteinander zu leiten. Dabei redet Warnecke dem Hundehalter in Gesprächen ins Gewissen, und dem Tier lässt er über Herrchen oder Frauchen signalisieren, dass andere Verhaltensmuster ein besseres Miteinander garantieren – damit wird auch dem Hund quasi ins Gewissen geredet.

Dass seine Trainingsmethoden und Therapien nicht immer zum Erfolg führen müssen, das ist Warnecke bewusst. „Hunde verhalten sich durchaus wie Menschen, nur unbewusst“, weiß der Bösdorfer um die Grenzen. „Das große Aber ist dabei, dass die Vierbeiner weder Schuld noch Reue kennen. Hunde leben immer in der Gegenwart. Es interessiert keine Vergangenheit, noch haben die Tiere einen Blick für die Zukunft“, verdeutlicht Warnecke die Wahrnehmung zeitlicher Abläufe für die besten Freunde des Menschen. „Wer Hunde schlägt“, so die Überzeugung von Warnecke, „gehört bestraft. Mit Schlägen kann nur die Würde des Hundes gebrochen werden. Das ist Tierquälerei.“

Es gibt durchaus Strafen für Hunde, die von ihnen auch als solche erkannt werden. Die Höchststrafe ist die soziale Isolation, gleich gefolgt vom Ignorieren, weiß der Hundekenner. Ein sachter Schubser ans Fell reicht, um den Vierbeiner aufzufordern, sich neu auszurichten. Es gibt in der Arbeit von Warnecke auch Grenzen. Tiere, die ihr soziales Umfeld nicht verlassen wollen. Meist sind das Hunde, die verstoßen oder gequält wurden, weiß der Kenner. Aber oft gibt Herrchen oder Frauchen den Ausschlag für die Art und Weise des Miteinanders. Deshalb sollte jeder, der sich einen Hund anschaffen möchte, bewusst darüber sein, ob das Tier auf Dauer zu ihm passt, denn der Hund hat keine Wahl.