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Bürgerservice Porträtfoto direkt vom Amt

Im Einwohnermeldeamt der Oberen Aller wird ein neuer Service angeboten. Das biometrische Passbild kann direkt im Amt geknipst werden.

Von Ronny Schoof 03.11.2016, 00:01

Eilsleben l Viele kennen das: Der „Perso“ ist abgelaufen, ein neuer muss her – natürlich mit einem aktuellem Porträt. Ein Selfie-Schnellschuss genügt da aber zumeist nicht, denn das Lichtbild muss biometrietauglich sein – ohne Firlefanz, möglichst steril und ausdruckslos, frontal und gerade auf die Gesichtsmerkmale ausgerichtet.

Einwohner der Oberen Aller können den Fotoservice in einem Rutsch mit der Beantragung amtlicher Ausweise in Anspruch nehmen. Die Gemeindeverwaltung hat im Einwohnermeldeamt seit Jahresanfang entsprechende Technik und Software installiert. „Und es wird gut angenommen“, sagt Sachbearbeiterin Madeleine Chramm. Wer zwecks Ausweisangelegenheiten aufs Amt muss, landet im Erdgeschoss von Haus II bei ihr oder Kollegin Jessica Voigtländer.

Die beiden Frauen nehmen im Schnitt zwei bis drei Dutzend Dokumentbestellungen pro Woche auf. Den Anteil, für den sie das benötigte Foto des Antragstellers selbst schießen, schätzen sie auf 50 Prozent – Tendenz steigend, „denn viele Bürger wissen noch nicht, dass sie das Passbild mittlerweile auch gleich bei uns anfertigen lassen können, aber es spricht sich herum oder man weiß es dann eben fürs nächste Mal“, so Chramm.

Es handelt sich zudem um keine amtsgängige Praxis, die Fotografie vor Ort werde längst nicht in allen Meldeämtern angeboten. Madeleine Chramm und Jessica Voigtländer aber haben sich mit der neuen Aufgabe angefreundet: „Man muss dafür auch kein Experte sein, wir haben eine Einweisung durch die Firma bekommen, die die Technik bereitstellt; wir wissen, was zu beachten ist, und vom Zeitaufwand her ist es dasselbe, ob wir knipsen oder ein mitgebrachtes Foto einscannen.“

Die Prozedur ist simpel und effektiv, man muss nicht mal den Raum wechseln. Der Bürger nimmt auf einem Stuhl vor Chramms Schreibtisch Platz, auf dem die Kamera – ein Allerweltsmodell – steht und mit dem Computer verbunden ist. Keine Schirmblitze, keine Leinwände, als Hintergrund dient die Bürotapete. Ausgelöst wird per Tastatur – drei Bilder in schneller Folge, das beste wird dem System angeboten und auch dem Bürger auf einem Monitor zur Ansicht vorgelegt.

Das System prüft sofort, ob das Porträt biometrisch einwandfrei ist. Zum Beispiel muss das Gesichtsfeld frei sein, Brillengläser dürfen keine Fenster, Lampen oder Blitzlicht reflektieren, zusammengekniffene Augen oder gar Grimassen werden nicht akzeptiert, wie Volksstimme im Selbstversuch demonstriert bekam. Nettes Gimmick obendrein: Stimmt etwas mit oder auf dem Bild nicht, meldet die Software das Problem per Stimmausgabe.

Auf ihrem Bildschirm sehen Madeleine Chramm und Jessica Voigtländer einen grünen (alles okay) oder anderenfalls gelben Rand um das Foto und dazu eine konkrete Auflistung der Ablehnungsgründe. Den gelben Rand sehen die beiden Frauen allerdings selten, sofern es der Fotografierte nicht absichtlich darauf anlegt.

Sie sind firm in der Handhabe und auf kleine Hindernisse vorbereitet. „Für kleinere Leute liegt ein Sitzkissen parat, und wenn jemand noch schnell vor dem Spiegel die Haare richten will, sagen wir natürlich auch nicht nein. Nur für Kleinkinder und Babys sind wir nicht ausgerüstet.“ 1,50 Meter Körpergröße sei das Mindestmaß.

Das Passbild im Amt kostet sechs Euro extra, also zuzüglich der fälligen Antragsgebühr. „Den Preis bestimmt die Ausrüsterfirma, deren Technik und Programm wir im Gegenzug nutzen“, erklärt Chramm. Und das Angebot ist ausschließlich für die Dokumentenbeantragung gedacht. Das Passbild wird im Amt weder ausgedruckt noch in digitaler Form ausgehändigt, sondern auf einen Server für die Bundesdruckerei hochgeladen.

An der zwei- bis vierwöchigen Dauer bis zum Erhalt des neuen Ausweises ändere sich mit dem Vor-Ort-Service nichts: „Die Dokumente werden zentral in der Bundesdruckerei hergestellt und können dann hier abgeholt werden.“ Optional verfügbar ist die Online-Ausweisfunktion mit PIN und elektronischer Signatur.