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PfingstmontagWulferstedter Mühle öffnet wieder

Ein Förderverein kümmert sich seit 1994 um den Erhalt der Wulferstedter Bockwindmühle. Dank vieler Unterstützer steht das Bauwerk wieder.

Von Marlies Müller 16.03.2016, 23:01

Wulferstedt l Als Wahrzeichen des alten Müllerhandwerks stellt die Wulferstedter Bockwindmühle auf einer Anhöhe am südwestlichen Ortsrand für Autofahrer, Radler und Fußgänger bis heute einen Blickfang dar. Als technisches Denkmal nutzen jährlich zahlreiche Besucher die Möglichkeit, einen Blick in das Innere des Gebäudes zu werfen und Einzelheiten im Innenraum des Gebäudes zu erfahren.

„Wir sind sehr froh, dass die Mühle in dieser Form erhalten geblieben ist“, erklärte Irina Weiher vom Förderverein Bockwindmühle Wulferstedt. Den Förderverein habe es nicht immer gegeben. Es begann im Jahre 1994, als der Wulferstedter Gemeinderat unter der Leitung des damaligen Bürgermeisters Willi Grosse die Rekonstruktion der völlig maroden, im Jahr 1808 erbauten Breitmeyerschen Bockwindmühle beschloss. Das dorftypische Wahrzeichen des Ortes sollte erhalten bleiben ohne dafür Zeit und Kosten zu scheuen.

Bereits im Jahre 1997 bildete sich eine Interessengemeinschaft mit 16 Bürgern aus Wulferstedt, die sich um den Erhalt des Bauwerkes kümmerten und sich mit dem Müllerhandwerk auseinandersetzten. „Viel Ahnung von der Funktionsweise mit allem Drum und Dran hatten wir ja nicht“, so Irina Weiher, die sich gern an eine erste Einweisung durch den einstigen Ausleber Müllermeister Hans-Werner Trog erinnerte. Er erklärte wichtige Details über die Wartung, das Abschmieren und die Funktionsweise einer Bockwindmühle. Dankbar nahmen Willi Grosse, Uwe Weiher und Bodo Beier von der Interessengemeinschaft sämtliche Hinweise und Tipps an und begannen, die Mühle für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Zahlreiche Veranstaltungen wie beispielsweise Schnupperkurse für Schüler und Kindergartenkinder, Seniorennachmittage, Buchlesungen, Klassentreffen, Drachenfeste, die jährliche Mühlendisco oder private Feierlichkeiten fanden über viele Jahre hinweg auf dem Mühlengelände statt.

Ein Brand durch einen Orkan im Oktober 2002 setzte dem bewegten Leben in und um die Breitmeyersche Mühle ein jähes Ende. „Alles war in einer einzigen Nacht zerstört, lediglich der Bock und drei Flügel blieben erhalten“, erinnerte sich Irina Weiher.

Der Schock saß zwar tief, aber dennoch keimte im Kopf von Bürgermeister Willi Grosse sofort die Idee, die Mühle wiederaufzubauen. Doch dafür brauchten die Wulferstedter jede Menge Fördermittel und Spenden. „Und das ging nur über einen Verein“, erinnert Irina Weiher weiter. Der Förderverein Bockwindmühle Wulferstedt gründete sich im September 2003. An der Spitze stand von Anfang an Irina Weiher, zusammen mit ihrer Stellvertreterin Annegret Böttcher. Viele Wulferstedter engagierten sich und wollten beim Wiederaufbau der Mühle helfen. So kamen bereits erste Spenden von Einwohnern aus dem Ort. Als damaliger Schirmherr agierte Horst Rehberger, Wirtschaftsminister in Sachsen-Anhalt. Er kümmerte sich um weitere Spenden, schrieb Unternehmen und Betriebe an und konnte so erhebliche Mittel auftreiben. Zur Seite standen ihm dabei Willi Grosse und Uwe Schrader. Es dauerte nicht lange und das Startkapital war vorhanden.

Die Mitglieder des Fördervereines waren sich einig: „Wir versuchen, eine alte Mühle zu kaufen und Teile davon für den Neuaufbau zu verwenden“. Doch der Plan gestaltete sich schwierig, zahlreiche Bemühungen blieben erfolglos. Die rettende Idee kam schließlich von Irina Weiher, die beim Mühlenverband in Sachsen-Anhalt um Hilfe bat. Und von dort bahnte sich eine Lösung an. Die Ruine der alten Lauenrothschen Bockwindmühle aus Dreileben bot sich für das Vorhaben der Wulferstedter an. „Der Bock, Hausbaum, das Mühlengehäuse, die Jungfernfüße, der Krähenbaum und der Mahlgang waren komplett erhalten“, sagte Irina Weiher.

Mit Fördermitteln des Amtes für Landwirtschaft, Flurerneuerung und Forsten und der Versicherungsauslöse der alten Mühle konnte die Dreileber Mühle abgebaut und auf den Standort der Wulferstedter Mühle aufgesetzt werden. Am 1. April 2004 wurde der Bock mit dem Hausbau aufgesetzt, ein gutes Jahr später konnten die Flügel montiert werden.

„Ohne Spenden und Fördermittel wäre es nicht soweit gekommen“, so Irina Weiher. Als Fördervereinsvorsitzende mit weiteren acht Mitgliedern sowie vier Ehrenmitgliedern kümmert sie sich um die weitere Pflege, den Erhalt des Bauwerkes, um Reparaturen an und in der Mühle sowie dem kompletten Gelände ringsum. Auch die Brüder Lauenroth gehören zu den Mitgliedern im Förderverein, wobei Gustav Lauenroth als waschechter Müller ein echtes Sahnestückchen für den Verein ist. Beide bringen nicht nur jede Menge Erfahrung mit, sondern stehen der Vereinschefin auch bei Führungen durch das Gebäude zur Seite.

Mit Unterstützung der Gemeinde als Eigentümer des Objektes und auf Basis eines Nutzungsvertrages ist es dem Förderverein gelungen, eine alte Tradition zu erhalten und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Zudem ist die Mühle fast komplett funktionsfähig. Eine Schrottsammlung im Dorf brachte dem Förderverein insgesamt 4000 Euro ein. Dafür konnten 2013 Segeltücher für die Flügel angeschafft werden.

In diesem Jahr ist zudem ein Walzenstuhl hinzugekommen. Hiermit besteht die Möglichkeit, grobes Korn feiner zu malen. Zur weiteren Anschaffung in 2016 gehört auch ein Steinkran, der nötig ist, um die in der Mühle befindlichen Mahlsteine zu heben. Ein Dankeschön geht an dieser Stelle von den Fördervereinsmitgliedern an Familie Kirchener aus Oschersleben, die den Steinkran gesponsert hat.

Wie weiter mitgeteilt wurde, steht als nächste große Anschaffung ein Sackaufzug auf dem Plan. „Das wird aber noch eine Weile dauern, denn dafür benötigen wir 7000 Euro“, berichtete Irina Weiher. Im Verein sind weitere Mitglieder erwünscht, die das Denkmal zu besonderen Höhepunkten präsentieren würden.

Der nächste große Höhepunkt ist der Mühlentag am Pfingstmontag. Hier wird das historische Bauwerk ganztägig geöffnet sein. Während die Besucher an Führungen im Inneren der Mühle teilnehmen können, warten auf dem Außengelände eine Reihe von köstlichen Leckerbissen und Geselligkeit.