„Mut zur Lücke“ bekommt ein Dach

Oschersleben l „Der ‚Mut zur Lücke‘ hat sich gelohnt, denn dieser Bau hat die Innenstadt aufgewertet“, sagte Oscherslebens Bürgermeister Benjamin Kanngießer (parteilos) vor rund 100 Gästen. Damit sei die letzte Baulücke in der City geschlossen worden. Er dankte allen Beteiligten für das Engagement und wünschte den künftigen Mietern alles Gute.

Zuvor hatte der Aufsichtsratsvorsitzende der Wohnungsgenossenschaft „Neues Leben“ (WG), Joachim Kunkel, alle Gäste begrüßt. WG-Vorstand Ronny Röper dankte anschließend allen Bauleuten, Architekten, „die ein wundervolles Stück Geschichte geschaffen haben.“

Danach schlugen die drei Redner nacheinander traditionell den letzten Nagel in das Gebälk des Dachstuhls ein. Anschließend konnten sich die Gäste während eines Rundgangs vom Baufortschritt überzeugen.

Das Vorhaben in der Halberstädter Straße ist aus dem Siegerentwurf des Wettbewerbs „Mut zur Lücke“ im Jahr 2013 hervorgegangen. Initiiert hatte das jährlich stattfindende Projekt die Landesarchitektenkammer Sachsen-Anhalt. Ziel soll es sein, Anreize für die Schließungen bestehender Baulücken in Innenstädten zu schaffen. Bewerben können sich Städte und Bauherren, die gemeinsam mit der Kammer Ausschreibungen im Rahmen des Wettbewerbs organisieren. Die Siegerarbeiten werden mit Geldpreisen aus Fördermitteln des Landes geehrt.

Für die dritte Staffel vor drei Jahren hatte sich die Stadt Oschersleben mit dem besagten Grundstück beworben und konnte dafür die WG gewinnen, die die Liegenschaft von der Stadt abkaufte. Als Sieger des mit 5500 Euro dotierten Wettbewerbs ging der Architekt Guido Großmann aus Halle/Saale hervor, dessen Entwürfe nun umgesetzt werden.

Der fertige Bau wird jedoch von dem Siegerentwurf abweichen. So hatte die WG das südlich angrenzende Areal, dass jahrelang als wilde Parkfläche diente, dazugekauft und das ursprüngliche „Mut zur Lücke“-Projekt um einen zusätzlich geplanten Neubau erweitert.

Mit der Umsetzung wurde vor mehr als einem Jahr begonnen, als das alte Gebäude auf dem nördlichen Areal abgerissen wurde. Anschließend folgten archäologische Ausgrabungen. Für das Bauprojekt hat „Neues Leben“ Gesamtkosten in Höhe von rund 2,8 Millionen Euro veranschlagt.

Bis zum Frühjahr 2017 sollen die Bauarbeiten beendet sein. Bis dahin werden insgesamt 16 Wohneinheiten, die als Zwei-, Drei- oder Vierraumwohnungen konzipiert sind und über Balkone beziehungsweise Loggias verfügen, bezugsfertig sein. Das Untergeschoss ist für Gewerbeeinheiten vorgesehen. So werden unter anderem eine Filiale der „Halberstädter Bäckerei“, ein Modegeschäft für Kinderbekleidung sowie eine Filiale der Bördefleischwaren GmbH aus Hadmersleben mit gastronomischer Versorgung einziehen. Deren Geschäftsführer Reinhard Weber hofft, am 8. Dezember eröffnen zu können. „Darauf und auf die Mieter freue ich mich. Ich werde mir etwas einfallen lassen, dass für die Mieter ein Anreiz geschaffen wird, unser Geschäft besonders zu nutzen“, versprach er.

Gerhardt Meyer ist einer jener Mieter, die ihren Vertrag bereits in der Tasche haben. Voller Vorfreude geht er durch seine künftige 62-Quadtramterwohnung und zeigt schon einmal, wo welche Möbel stehen werden. „Das wird mein letzter Lebensabschnitt sein, darauf freue ich mich“, sagte der 84-Jährige.