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Schädling Sitkafichtenlaus ist auf dem Vormarsch

An immer mehr Nadelbäumen im Sülzetal sieht man derzeit eine deutliche Verfärbung. Schließlich sterben viele ab.

Von Dirk Halfas 30.09.2015, 23:01

Dodendorf l Als gebürtiger Dodendorfer und Bachelor of Science der Gartenbau- wissenschaften ist jetzt Eike Jöddicke bei einem Besuch in seiner Heimat Sülzetal auf einen besonderen Schädling aufmerksam geworden. Es handelt sich um die Sitkafichtenlaus, die in Dodendorf und auch in dem Garten seiner Familie erheblichen Schaden angerichtet hat. „Sonst hört man immer von neu eingeschleppten Pflanzenschädlingen, aber diesen hier gibt es schon länger. Er ist nur in diesem Maße noch nicht so aufgetreten, das ist vor allem den milden Wintern geschuldet“, sagt Eike Jöddicke, der als Marktleiter eines Pflanzengroßmarktes in Wuppertal tätig ist.

Die Sitkafichtenlaus oder Fichtenröhrenlaus wurde aus den USA nach Deutschland eingeschleppt, ist aber inzwischen heimisch geworden. Seit Mitte der 60er Jahre verursacht sie hier regelmäßig Schäden, die meistens zu spät erkannt werden, um noch wirkungsvoll Bekämpfungsmaßnahmen durchführen zu können. Besonders nach milden Wintern können bereits im Frühjahr gelbliche Flecken an den Nadeln beobachtet werden, die Läuse sind bis 0 Grad Celsius aktiv und bis zu Minus 14 Grad überlebensfähig. In der Folge verfärben sich die Nadeln zunächst meist fleckig gelb und verbräunen, fallen dann schließlich ab. „Das Schadbild tritt zunächst auf der der Sonne abgewandten Seite auf, zunächst von innen nach außen und von unten nach oben am Baum“, erläutert Jöddicke.

Bereits wenige Saugstellen können zum Absterben der Nadeln führen. Die einjährigen Triebe, auch Jahrestrieb oder Maitrieb genannt, werden nicht geschädigt, so dass man im Sommer oft Fichten beobachten kann, die nur noch an den Triebspitzen intakte Nadeln aufweisen. Bei mehrjährigem stärkeren Befall können sich vor allem ältere Bäume durch den Verlust an Assimilationsfläche nicht mehr in ausreichendem Umfang regenerieren. Es folgt ein völliges Verkahlen und schließlich das Absterben der Bäume.

Eike Jöddicke erkennt einen Befall durch eine Klopfprobe. Dazu verwendet er ein stärkeres weißes Papier im DIN A4-Format, das er unter mehrjährige Zweige schiebt und danach mehrmals auf sie klopft. „Wenn fünf bis sechs Blattläuse drauf fallen, muss etwas unternommen werden“, sagt der Fachmann. Die Läuse sind hellgrün bis schmutzig grün. Der Unterschied zur normalen grünen Blattlaus ist, dass die Sitkafichtenlaus große rote Augen hat, die deutlich erkennbar sind. Da die Sitkafichtenläuse ihre zuckerhaltigen Ausscheidungen sehr weit weg spritzen, sind die befallenen Bäume in der Regel nicht klebrig und verschmutzt. Durch diesen süßen Honigtau werden Ameisen angelockt , die zur Verbreitung der Läuse beitragen. Hinzu kommt, dass sie sich in milden Wintern auch ungeschlechtlich vermehren. Die Larven der Läuse werden dann lebend geboren, was zu einer besonders raschen Entwicklung der Population führt.

Bei kleineren Bäumen reicht zu ihrer Bekämpfung eine ein- bis zweimalige Behandlung mit Präparaten auf der Basis von Mineral- oder Rapsöl beziehungsweise Kaliseife. Diese Mittel schonen die Nützlinge. Bei der Behandlung größerer Bäume ergeben sich dann allerdings technische Probleme. Gießmittel für diesen Zweck gibt es nicht. Völlig unsinnig ist es, das althergebrachte Bi 58 einzusetzen, wie es einige Zeitgenossen tun. „Das ist ein Fraßgift und kein Kontaktgift. Blattläuse sind saugende Insekten. Der Wirkstoff von Bi 58 ist seit Jahrzehnten im Einsatz und durch die Massenvermehrungen bei Käfern und Insekten passen diese sich an die Wirkstoffe an und es entstehen Resistenzen“, klärt Jöddicke auf. Vielmehr sollte man Nützlinge fördern, wie etwa Marienkäfer, Flor- und Schwebfliegen, die alle natürliche Feinde der Läuse sind.

Die Sitkafichtenlaus befällt vor allem Sitkafichten, Zuckerhut und Blaufichten. Es gibt aber keine Angriffe auf Eiben. „Da sie auch nicht auf Tannen geht, ist wenigstens Weihnachten gerettet, die Nordmanntanne fällt nicht aus“, sagt er Experte und fügt hinzu: „Fichte sticht und Tanne nicht. Außerdem hängen bei der Fichte die Zapfen und bei der Tanne stehen sie.“