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Wissenschaftliche Untersuchung in der Bode Warum die Bode in Oschersleben zum Labor wird

Was muss getan werden, um die Situation für die Fische zu verbessern? Dieser Frage geht der Ökologe Volker Lüderitz von der Hochschule Magdeburg-Stendal nach. Warum er das Gebiet des ehemaligen Bodewehrs in Oschersleben lobt.

Von Jan Dahms 22.03.2024, 20:30
Der Gewässerökologe Volker Lüderitz von der Hochschule Magdeburg-Stendal nimmt die Bode in Oschersleben unter die Lupe.
Der Gewässerökologe Volker Lüderitz von der Hochschule Magdeburg-Stendal nimmt die Bode in Oschersleben unter die Lupe. Foto: Jan Dahms

Oschersleben - Gerade einmal zehn Minuten steht Volker Lüderitz in seiner Anglerhose am ehemaligen Bodewehr im Wasser. Mit dem bisherigen Ergebnis zeigt er sich aber schon jetzt, nach dieser kurzen Zeit, zufrieden. So habe er habe er bereits Köcherfliegen, Eintagsfliegen und Steinfliegen gefunden.

Volker Lüderitz ist nicht zum Angeln nach Oschersleben gekommen. Der Gewässerökologe von der Hochschule Magdeburg-Stendal nimmt zusammen mit seinem Doktoranden gerade einige Proben aus der Bode. Im Fokus haben sie dabei ganz bestimmte Lebewesen. „Wir untersuchen wirbellose Tiere, die es hier gibt“, schildert der Wissenschaftler. Darunter seien beispielsweise auch Libellen und Wasserkäfer. Diese Tiere würden demnach anzeigen, wie gut es um die biologische Qualität des Gewässers ist bestellt ist.

Der Gewässerökologe, der zahlreiche Forschungsprojekte betreut, ist dabei gerade im Auftrag des Umweltministeriums unterwegs. Das finanziere derzeit ein Projekt, um in ganz Sachsen-Anhalt Gewässerabschnitte darauf hin untersuchen zu lassen, in welcher Weise man die Situation für die Fische und für begleitende Organismen verbessern könne. „Wir wollen also dem Land helfen, weil 70 Prozent der Fischarten stehen auf den roten Listen. Das heißt, es gibt sie nur noch äußerst selten, beziehungsweise gar nicht mehr“, sagt der Wissenschaftler. Laut Lüderitz seien darunter beispielsweise sogenannte Leitarten, wie die Flussbarbe und die Nase, die sich etwa von wirbellosen Tieren ernähren.

Die Bode in Oschersleben: Ein gutes Beispiel

Der Professor kennt den Abschnitt der Bode in Oschersleben bereits von früheren Untersuchungen. „Das hier ist eine Referenzstrecke wo wir sagen, hier ist im Wesentlichen alles in Ordnung“, erklärt der Gewässerökologe von der Hochschule Magdeburg-Stendal „Deshalb war es damals so wichtig, dass im Zusammenhang mit dem Rückbau der Wehranlage dem Gewässer gestattet wurde, sich in diesem Korridor ein bisschen auszubreiten.“

Sie würden diesen Abschnitt mit anderen Strecken vergleichen, wo es weniger gut aussehe. Als Beispiel nennt er etwa den Staubereich des Wehres in Hadmersleben „Da gibt es nur ganz wenige Organismen“, denn in dem stehenden Gewässer gebe es zu wenig Sauerstoff. Vorschläge zur nachhaltigen Verbesserung der Fischhabitate in Sachsen-Anhalts Gewässern sollen demnach dann den Abschluss des Forschungsprojekts im Juni 2025 bilden. „Weil es ist leider so, dass 80 Prozent der Renaturierungsmaßnahmen nicht wirklich wirksam sind“, betont Volker Lüderitz. Sie seien seiner Einschätzung nach entweder gar nicht, nur kurzzeitig oder unzureichend wirksam.

„Die Kleinteiligkeit der Maßnahmen ist eine wesentliche Ursache dafür.“ So würde beispielsweise die Fuhre Kies im Gewässer, in der sich Organismen ansiedeln, nach ein paar Jahren wieder weggespült werden. Zum anderen gebe es einzugsgebietsbezogene Faktoren, die eine Wirkung von Renaturierungsmaßnahmen verhindern. Durch Landwirtschaft, die nah an den Gewässern betreiben werde, könnten demnach etwa Stickstoff, Pestizide oder Pflanzenschutzmittel in die Flüsse gelangen. „Und das veranlasst Organismen dazu, das Gebiet zu verlassen“, so der Gewässerökologe. Mindestens noch zwei Mal wird Volker Lüderitz in nächster Zeit für das Projekt an die Oschersleber Bode kommen. Nach den wirbellosen Tieren stehen dann die Fische an sich im Mittelpunkt.