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Wegen Kündigungen Esparma will Fördergelder zurückzahlen

Esparma Pharma Services in Osterweddingen will Fördermittel zurückzahlen. Hintergrund dafür sind geplante Entlassungen.

Von Sebastian Pötzsch 30.01.2018, 11:00

Osterweddingen l „In diversen Netzwerken ist aktuell die Rede von einer Abzock-Masche, nachdem unser Unternehmen nur aus der Taufe gehoben worden sei, um Fördermillionen abzugreifen. Das ist natürlich völliger Unsinn“, sagt der Geschäftsführer der Esparma Pharma Services GmbH, Matthias Schmidt, in einem Volksstimme-Gespräch. Erstens habe sein Unternehmen nur ein Fünftel der damals zu erwartenden Fördermittel abgerufen. „Und zweitens werden wir diese natürlich zurückführen. Das werden rund 860.000 Euro sein. Man kommt und zockt ab – so funktioniert das nicht“, betont der Firmenchef. Im Übrigen habe sich die einstige Förderung auf die Schaffung von 68 Arbeitsplätzen bezogen. Schmidt: „Selbst nach der bedauerlichen Entlassung von 60 Mitarbeitern liegen wir dann bei 110 Mitarbeitern. Auch damit erfüllen wir noch immer die Fördervoraussetzungen.“

Nach dem vor drei Wochen angekündigten Stellenabbau hatte das Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt erklärt, die Investitionsbank des Landes werde eine Rückforderung von Fördergeld prüfen. Demnach hat Esparma im Jahr 2014 Staatsgelder aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) erhalten. Die Zweckbindung dieser Förderung laufe noch immer.

Die Esparma Pharma Services GmbH war im Jahr 2014 im Firmenverbund des Mutterkonzerns Aristo als Dienstleistungsgesellschaft aus der Esparma GmbH als selbständige Gesellschaft ausgegliedert worden. Laut Schmidt stellen alle unter dem Aristo-Dach vereinigten Unternehmen Generika her, also wirkstoffgleiche Nachahmerpräparate von Medikamenten anderer Markennamen. Die Esparma Pharma Services in Osterweddingen wird dann hauptsächlich der Logistikstandort für die gesamte Unternehmensgruppe sein. „Wir kommissionieren die Waren für Apotheken und den Pharmagroßhandel“, geht der Geschäftsführer ins Detail.

Außerdem wurden bisher in Osterweddingen an anderen Aristo-Standorten hergestellte Tabletten als sogenannte Halbfertigware verblistert und verpackt. Doch dieser Prozess wird laut den Plänen bis Ende Mai nach Berlin verlagert werden. „Der frei werdende Platz wird in Zukunft für die Logistik benötigt“, erklärt Schmidt. Je nach Bestellung durch Apotheken und Pharmagroßhändler werden die Mitarbeiter künftig vermehrt Kartons und Paletten mit den gewünschten Pharmaprodukten für die gesamte Gruppe füllen und versenden“, verdeutlicht Matthias Schmidt und fügt hinzu: „Dieser starke Standort ist sehr wichtig für Aristo. Die Unternehmensgruppe wird auch hier bleiben.“

Die Entscheidung, die Verpackung nach Berlin zu transferieren, sei aus rein wirtschaftlicher Notwendigkeit gefallen. So seien 77 Prozent der von Ärzten verordneten Medikamente Generika. Die Ausgaben der Krankenkassen betragen aber nur weniger als zehn Prozent der Arzneimittelkosten. Mehr als 90 Prozent der Ausgaben entfielen auf Originalpräparate, obwohl ihr Anteil nur 9,4 Prozent der gesamt verordneten Medikamente betrage. „Generika werden aufgrund des Drucks durch die Kassen immer billiger. So müssen auch wir immer kostengünstiger produzieren. Nur so können wir wettbewerbsfähig bleiben“, betont der Geschäftsführer.

Daher bestehe für 60 Mitarbeiter keine Zukunft am Standort in Osterweddingen. Sie hätten das Angebot erhalten, in Berlin zu arbeiten. Ein Bus mit Mitarbeitern war bereits in der Bundeshauptstadt, um sich über die Arbeit und die Möglichkeiten dort zu informieren.

Weiterhin werde ein Abfindungsprogramm auf den Weg gebracht. Wer daran teilnimmt, erhalte einen entsprechenden Aufhebungsvertrag.

„Außerdem haben wir eine Jobbörse eingerichtet. Etwa 60 Unternehmen aus der Region, auch aus Osterweddingen, machen mit und stellen sich und ihre freien Stellen vor“, sagt der Firmenchef weiter. Außerdem werde sehr eng mit der Gemeindeverwaltung zusammengearbeitet. Bis Mai sollen alle Mitarbeiter vermittelt sein. „Es gab sogar schon Gespräche, in denen Mitarbeiter feste Zusagen erhalten haben“, erzählt Schmidt. „Wir haben eine soziale Verantwortung und tun sehr viel dafür, dass so viele wie möglich eine Arbeit finden.“

Unterdessen hat die Investitionsbank auf Volksstimme-Nachfrage mitgeteilt, dass die Prüfung hinsichtlich der Arbeitsplätze und Wirtschaftsgüter derzeit noch andauert.

Der Großteil der Esparma-Mitarbeiter kommt übrigens aus Magdeburg und weiteren Gemeinden im Umkreis von 15 Kilometern.