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Forstschädling Aktiv-Urlauber flüchten vor Brennhaaren

Dass der Eichenprozessionsspinner die Lebensqualität in der Altmark verschlechtert, ist schlimm, jetzt bedroht er auch die Touristen.

Von Ralf Franke 11.08.2015, 21:00

Wahrenberg l Der Aufbau des Unicorn-Voice-Camps, der in dieser Woche hinter dem Deich auf einer Wiese des Elbehofes Wahrenberg über die Bühne gehen sollte und Premiere in Wahrenberg gewesen wäre, wurde abgebrochen. Die neuntägige Großveranstaltung findet jetzt ab Freitag auf der anderen Seite der Elbe im mecklenburgischen Lübthen statt. Denn: In und um das Storchendorf Wahrenberg konnte kein geeigneter Platz gefunden werden, an dem keine Eiche standen, die nicht vom Eichenprozessionsspinner befallen gewesen wären, dessen Raupenhaare auch lange nach der Häutung weiter aus den Gespinnsten rieseln. Das ist wegen des Juckreizes nicht nur lästig, sondern für viele Menschen auch gefährlich, weil Allergien auslösend.

Hinter dem Unicorn-Camp steckt eine private Initiative, die seit 15 Jahren das ungewöhnliche Lagerleben mit wechselnden Veranstaltungsorten, aber immer in ruhiger Lage und landschaftlich reizvollen Gegenden organisiert. Auf der Tagesordnung es Alternativ-Urlaubes für jedermann stehen künstlerische Aktivitäten sowie Lehrgänge für Geist und Körper. Das Angebot, so Volker Grieß als einer von vier Organisatoren, reicht vom spirituellen Singen über Meditationen bis zum Yoga. Für die Kinder werden gesonderte Angebote vorgehalten. Außerdem wird gemeinsam das Essen zubereitet und gegessen. Nach diesen neu Tagen, so Grieß aus langjähriger Erfahrung, sei man wirklich erholt.

In diesem Jahr bevölkern rund 170 Leute aus ganz Deutschland und darüber hinaus die Zeltstadt, zu der vier Großzelte gehören, in denen die Kinder betreut werden und wo Seminare stattfinden. Nicht zu vergessen die große Abschlussveranstaltung mit Gesangs- und Tanzdarbietungen, bei der Zaungäste immer gern gesehen sind.

Auch wenn die Preise, von denen unter anderem die Honorare der Referenten und alle Nebenkosten beglichen werden, moderat sind, weil es die Organisationsstrukturen auch sind und weil es sogenannte Mitmachticktes mit Vergünstigungen gibt, haben die Leute doch Geld bezahlt und ein Recht auf Erholung, so Grieß mit Blick auf die Ausbreitung und Nebenwirkungen des Eichenprozessionsspinners.

Die kurzfristige Abreise und das Stornieren von rund 30 Penionsübernachtungen bedauert er, weil die Gegend außerordentlich attraktiv und die Akteure des Elbehofes sowie die Dorfbewohner sehr gastlich seien. Selbst die Feuerwehr wollte sich helfend einbringen, weiß Grieß zu berichten.

Wer die Abschlussveranstaltung am Sonnabend, 22. August, trotzdem besuchen will, ist gern gesehen. Die Anreise über die Brücke bei Dömitz ober die Fähre bei Neu Darchau ist machbar und der Platz bei Lübthen ausgeschildert. Die Vorstellung beginnt laut Mitteilung gegen 20.30 Uhr. Wer sich über das Projekt informieren will, wird im Internet fündig: www.unicorncamps.de.

Ob es einen zweiten Anlauf in Wahrenberg gibt, ist für die mittelfristige Zukunft fraglich. Denn die Spanner-Plage hat in den vergangenen Jahren zu- statt abgenommen. Die klammen Kommunen können sich die großflächige Bekämpfung des Baumschädlings nicht leisten und richten ihren Fokus nur noch auf öffentliche Brennpunkte. Private Eigentümer kann man nicht dazu zwingen, etwas gegen den Eichenprozessonsspinner zu unternehmen. Weil es keine überregionale Strategie gibt, strecken immer mehr Institutionen die Waffen. Die hiesige Forstverwaltung hat das Bekämpfen in den Eichenwäldern inzwischen ganz und gar aufgegeben.