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Unfallschwerpunkt Ampel bietet keine absolute Sicherheit

Die Vielbaumer Kreuzung ist wieder Ort einer Tragödie geworden. Aber auch eine Ampel bietet keinen 100-prozentigen Schutz.

Von Ralf Franke 07.12.2015, 19:00

Seehausen l Nach dem schweren Unfall auf der Vielbaumer Kreuzung am Freitagabend, bei dem ein 26-Jähriger tödlich verunglückte, werden wieder Rufe nach einer Entschärfung des Verkehrsknotenpunktes laut, an dem sich die Bundesstraße B 189 und die Landesstraße L 2 begegnen. Am liebsten mit einer Ampel, die auch schon die Initiative für den Radweg von Vielbaum nach Seehausen gefordert hat (wir berichteten).

Dass sich in der Richtung etwas tut, ist indes eher unwahrscheinlich. Denn auch wenn der Verlust eines Menschenlebens statistisch nicht bewertet werden darf, gilt die Kreuzung nicht als Unfallschwerpunkt. 21 Unfälle hat die Polizei an dieser Stelle in sechs Jahren aufgenommen. Das waren 2010 vier, 2011 drei, 2012 einer, 2013 drei und 2014 drei. Erst in diesem Jahr gab es mit sieben Vorfällen eine Auffälligkeit. Darunter ist neben Zusammenstößen mit geringen Schäden ein Wildunfall, allerdings auch der tödliche Vorfall vom Wochende – der zweite nach dem Horrorunfall 2011, als an gleicher Stelle Heiligabend zwei Rentner den Tod fanden. In den Unfallprotokollen ist seit 2010 übrigens nur von Pkw die Rede. Radfahrer wurden in dem genanntem Zeitraum gar nicht auffällig.

Weder die reinen Unfallzahlen der vergangenen Jahre noch der Zustand der Kreuzung sprechen für einen Unfallschwerpunkt, so die Stendaler Polizei auf Nachfrage der Volksstimme. Die Ordnungshüter weisen vielmehr auf die gute Qualität der Fahrbahn und die Beschilderung der Kreuzung hin. Und darauf, dass auch das rote Signal einer Ampel keine Garantie dafür sei, derart schwere Unfälle in Zukunft zu verhindern. Außerdem hätten die Kontrollen und Unfallstatistiken ergeben, dass vor allem Einheimische das Gefahrenpotenzial an der Kreuzung unterschätzen und die Aufforderung zum Stoppen ignorieren.

Möglicherweise, so die Verkehrsexperten, sei ja gerade der gute und übersichtliche Zustand der Kreuzung das Problem. Im Waldgebiet an der Drüsedauer Kreuzung ein paar Kilometer weiter würden die meisten Kraftfahrer wegen der Sichtverhältnisse vor dem Auffahren oder Überqueren der Bundesstraße selbstständig ihre Fahrzeuge stoppen, obwohl sie an dieser Stelle gar nicht dazu verpflichtet sind.

Während der Straßenbaulastträger gestern noch nicht auf die Anfrage reagierte, zeigte sich der Seehäuser Bürgermeister Detlef Neumann überrascht von der statistischen Erhebung. Er hätte rein vom Gefühl deutlich höhere Zahlen erwartet.

Das Stadtoberhaupt gehört zu den Befürwortern einer Ampel, weil sie vielleicht doch das Stück zusätzliche Aufmerksamkeit bringt, um ganz schwere Unfälle zu vermeiden. Dass den Verantwortlichen eine Lichtsignalanlage vor allem angesichts der Autobahnpläne und der späteren Abstufung der Bundesstraße zu teuer ist, will er bei menschlichen Tragödien nicht gelten lassen.