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Hans Hildebrandt Geringfügig beschäftigt geht anders

In vier Kommunen der Verbandsgemeinde Seehausen werden Bürgermeister gewählt. Die Volksstimme stellt die Kandidaten vor.

Von Ralf Franke 29.09.2016, 01:01

Krüden l Hans-Joachim Hildebrandt zählt noch bis Februar nächsten Jahres 69 Lenze, ist in seinem, aber auch generell im Ehrenamt ein alter Hase und das, was man ein kommunalpolitisches Schwergewicht nennt. Den gebürtigen Seehäuser, der 2018 seiner goldenen Hochzeit entgegensieht, verschlug es nach einer Zwischenstation in Osterburg schon früh nach Krüden, weil dort einer Bürgermeister gesucht wurde und der Maurermeister, der seine Brötchen im Kreisbauamt Osterburg verdiente, im Gegensatz zur eigenen Auffassung bei seinen Vorgesetzten als geeignet erschien.

Und so kam es, dass er von 1979 bis 1989 hauptamtlich die Geschicke der kleinen Gemeinde Krüden lenkte, bevor er nach der Wende aus der Baubrigade der damaligen LPG „Thomas Münzer“ mit einem Kollegen den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. 2004 verabschiedete er sich vom Bauwesen und betreut seit dem Projekte der Fördergesellschaft Betzendorf. Auch noch als Ruheständler, allerdings inzwischen „nur“ noch als geringfügig Beschäftigter. Wobei sich das mehr auf das Salär bezieht. Denn „Hansi“, wie viele den „Bürgermeister der Herzen“ nennen, ist alles andere als geringfügig beschäftigt.

2008 wurde er wieder Dorfschulze von Krüden – aber ehrenamtlich. 2010 wollte ihn eine Mehrheit der Wähler nach der Gebietsreform als Oberhaupt der neu gebildeten Gemeinde Aland sehen. Und als ob das nicht reicht, hat er inzwischen die Leitung des Verbandsgemeinderates Seehausen übernommen.

Sein ehrenamtliches Engagement reicht weit in tiefste DDR-Zeiten, als er 1972 der BSG „Traktor Krüden“ wieder Leben einhauchte, wobei auch das Sportlerheim Krüden entstand. Bis zum 38. Lebensjahr spielte der zweifache Vater und Großvater selbst aktiv Fußball. Bei den „Alandspatzen“ singt er dafür immer noch. Und zwar den Bass. In einem Jahr wird der gemischte Chor 30 Jahr alt. Und richtig: Auch da hatte er seine Finger im Spiel. Genauso wie bei beim Gründen der Tischtennisgruppe, des Kirchenfördervereins Krüden-Vielbaum, bei der Geburt des Krüdener Weihnachtsmarktes vor 34 Jahren oder beim Einrichten der Heimatstube, um nur einiges zu nennen. Dazu gehört er als leidenschaftlicher Eisbader zu den Arendseer Saunis, unterhält kleine Gesellschaften mit Zauberkunststücken und muss nebenbei noch Haus und Hof mit in Schuss halten. Außerdem pflegt er von den Feuerwehren bis zu den Rentnergruppen zu vielen Institutionen intensiven Kontakt, ohne gleich überall Mitglied sein zu müssen, erklärt der Feingeist, der gern mehr Zeit für Lyrik haben würde.

Dass er als Gemeindeoberhaupt so wie seine Kollegen bei den Pflichtaufgaben ein Defizit verwalten muss, kann ihn von seiner Kandidatur nicht abschrecken. Zum einen sei das Finanzproblem nicht hausgemacht, sondern vom Gesetzgeber offenbar so gewollt. Was auch für die Schließung der Schule gilt, für die sich zum Glück schnell ein Interessent fand. Außerdem könne er auch so noch einiges bewegen. Zudem macht ihm die Arbeit mit Menschen großen Spaß. Die Vorhabenliste der Sachen, die er gern noch erledigen würde ist lang und reicht von „A“ wie Alandbrücke bei Pollitz bis „Z“ wie Zwiebeln (und andere Früchte) aus den Tafelgärten, die er in den vergangenen Jahren in Krüden und darüber hinaus etabliert hat.

Dass er nicht bei allen zwangseingemeindeten Wahrenbergern ein Stein im Brett hat, weiß er spätestens seit den Querelen um das örtliche Vereinshaus. Er erinnert in dem Zusammenhang aber auch daran, wie viele Brücken er und der Rat schon gebaut hätten.