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Landesliteraturtage Anekdoten und Geschichten

Ein Duo aus Oerlinghausen unterhielt die Besucher der Lesung im Kreveser Herenhaus.

Von Astrid Mathis 22.09.2016, 08:00

Krevese l Ach, dieses Ambiente! Allein schon die Bibliothek im Herrenhaus Krevese macht Lust auf die „Ansprache zweier Büchermäuse“. Bernd Weidtmann und Jörg Czyborra heißen sie und bringen am Dienstagabend neben dem gleichnamigen Programm weitere Gäste aus der Partnerstadt Oerlinghausen mit.

Unter die Zuhörer haben sich der Bürgermeister Nico Schulz und der Geschäftsführer des Friedrich-Bödecker-Kreises Jürgen Jankofsky ebenso gemischt wie Mitglieder des Clubs Altmärkischer Autoren. Hier wird Städtefreundschaft gelebt, betont dann auch Hausherr Ralf Engelkamp. Und weil die Städte die Liebe zur Literatur so stark verbindet, ging es an dem Abend einmal um Menschen, die Bücher schreiben, lesen oder damit handeln.

90 000 Neuerscheinungen, die müssen ja irgendwo herkommen. Doch selbst Autoren sagen: „Zu schreiben, das ist die Hölle, geschrieben zu haben, der Himmel.“ Wir sehen nicht gerade hübsch aus beim Dichten. Und gelesen wird ohnehin wenig. Aktuell kaufen 42 Prozent der Deutschen gar kein Buch im Jahr, 34 Prozent ein bis vier Bücher, 14 Prozent fünf bis neun Bücher und nur zehn Prozent mehr als zehn. Die einst 15 000 Buchhandlungen wurden auf ein Drittel reduziert. Die „Buchhandlung Blume“ aus Oerlinghausen zählt 150 Lenze, gehört Jörg Czyborras Frau und wurde von Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, jetzt zum zweiten Mal als eine der 100 besten ausgezeichnet. Nicht nur, weil sie schön ist. Die Bücher werden über den Apothekendienst ausgeliefert, manchmal auch in den Pub. Das Model wäre etwas für Osterburg, findet Nico Schulz. Man geht mit der Zeit. „Erst stirbt der Handel, dann der Ort“, sagt Czyborra und wehrt sich dagegen mit dem Lied von den „10 Büchermäusen“, besingt Stendal.

In der Buchhandlung Blume spielt sich manch lustige Anekdote ab, die in Krevese alle zum Lachen bringt. Die „Lippische Hausapotheke“ ist nur der Anfang. Schüler bestellen den Schimmelpilzreiter, Mütter würden gern den Sturmreiter abholen. Außerdem fragen sie nach „Krawalle und Hiebe“ und sagen: „Ich brauche Effi, das Biest“.

Am liebsten lesen die Menschen im Fahren, das fand schon Kurt Tucholsky heraus. Rilke schrieb einst 200 mögliche Lesetypen auf, und Ringelnatz behauptete: „Wer Bücher kauft, kauft Seelen.“

Nach unterhaltsamen Zitaten, Liedern und Geschichten rund um Lesegewohnheiten und den Werdegang der Bücher spendieren die Oerlinghauser Mäuse zum Naschen und Schmalzstullen.

Ein letzter Tipp für den Heimweg: „Man sollte immer nur solche Sachen lesen, die gut auf den Schreibtisch passen, wenn man mal unerwartet stirbt.“ Damit ist das Kapitel beendet.