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Schulförderung Mit dem Schulkonzept überzeugen

Die Werbener Schulförderer nehmen nach dem Ablehnungsbescheid aus Magdeburg einen neuen Anlauf.

Von Karina Hoppe 17.07.2016, 08:00

Werben l  Für die Schuldförderer in Werben ist ihr Schulkonzept noch nicht vom Tisch: Grund zur Hoffnung sehen sie in der Aussage des Bildungsministeriums, dass eine reformpädagogische Lerngruppe, angesiedelt an der Grundschule Goldbeck, „grundlegend möglich“ wäre. Dafür müssten aber der Verbandsgemeinderat Arneburg-Goldbeck und der Kreistag dies erstmal wollen. Die Werbener fahren Plan B. Sie nehmen ihr vom Landesschulamt für sehr gut befundenes, aber dennoch abgelehntes Schulkonzept in die Hand und versuchen es unter staatliche Fittiche zu bekommen. Weil sie darin einen Imagegewinn für die Region sehen. Weil, wie Bernd Schulze von der Planungsgruppe leicht sarkastisch formuliert, „der Landkreis dann im Ranking vielleicht nicht mehr auf Platz 402 landet“. Kurzum, die Werbener wollen ihr vor allem an der Lehre von Maria Montessori orientiertes Grundschulkonzept nicht aufgeben. Mehr noch, andere davon überzeugen. „Das Konzept wäre ein zukunftsorientiertes Alleinstellungsmerkmal für diese Gegend, und so schnell nicht wieder zu kriegen“, sagt Ines Bergmann, ebenso in der Planungsgruppe.

Andere überzeugen, das müssten die Werbener auch. Denn es obliegt dem Verbandsgemeinderat Arneburg-Goldbeck (Schulträger) und dem Kreistag, der die Schulentwicklungspläne in seinen Händen hält, derlei Lerngruppe auf den Weg zu bringen. Aber wie kommt es zu dieser Lerngruppen-Idee?

Bis zum Nein aus Magdeburg machten sich die Schulförderer für eine Einrichtung in freier Trägerschaft stark. Danach kam im Gespräch mit Klaus Roth, dem Vorstandsvorsitzenden des favorisierten Trägers, der Stiftung Evangelische Jugendhilfe St. Johannis Bernburg, Plan B ins Spiel. Um das aufwendig erarbeitete Konzept zu retten. „Um es vor allem den Schülern nicht vorzuenthalten“, so Ines Bergmann.

Mit der Idee, eine staatliche reformpädagogische Lerngruppe an der Grundschule Goldbeck anzusiedeln, ging Roth ins Gespräch mit einer Mitarbeiterin vom Bildungsministerium. Sie hielt Rücksprache und bekundete gegenüber Roth, dass eine solche Lerngruppe grundlegend möglich sei. Roth hielt wiederum Rücksprache mit der Planungsgruppe – und Bernd Schulze machte in der Stadtratssitzung die Bemerkung, dass sich da eine „wunderbare Sache“ auftue.

„In der Aussage der Mitarbeiterin liegt aber keine Bewertung, weder positiv, noch negativ“, betont Stefan Thurmann als Sprecher des Bildungsministeriums. Vor allem müssten Verbandsgemeinderat und Kreistag dies auch wollen. „Auf kommunale Entscheidungsprozesse darf das Ministerium für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt keinen Einfluss nehmen“, so Thurmann weiter.

Und wenn Werben als Außenstelle Goldbecks rangiert? Das sähen die Werbener am liebsten. Ohnehin brauche das reformpädagogische Konzept nicht nur reformpädagogisch ausgebildete Lehrer, sondern auch viel Raum.

Deswegen wäre es laut Planungsgruppe unter den aktuellen Bedingungen in Goldbeck gar nicht realisierbar. Und Werben könnte zumindest erstmal der Ort für besagte Lerngruppe sein. Bis der Neubau in Goldbeck steht, wenn denn damit alles gut geht. Nach aktuellem Stand würde Goldbeck den Demografiecheck, ein Kriterium für die Förderung nach Stark-III, nicht bestehen. Diesbezüglich könnte eine angesiedelte Lerngruppe oder eine Außenstelle in Werben Goldbeck den Rücken stärken. Für die Grundschule Iden wirkte sie sich indes negativ aus. Genauso wie „Plan C“, der erneute Versuch der Schulbildung in Werben in privater Trägerschaft. Auch dies schließen die Förderer nicht aus. Immer wieder mit dem Hinweis darauf, dass das reformpädagogische Angebot hier sehr dünn sei. Laut Sprecher Thurmann gibt es im gesamten Landkreis Stendal zwei Grundschulen in freier Trägerschaft samt besonderem pädagogischem Konzept (im Land jetzt 51): die bilinguale Grundschule Altmark in Stendal und die Montessori-Grundschule in Bindfelde.

Letztere „gegründet zu einer Zeit, als die staatlichen Grundschulen noch nicht so viele reformpädagogische Ansätze hatten“, so Thurmann. Weil dies aber heute der Fall sei, fehlte dem Landesschulamt am Werbener Konzept das Alleinstellungsmerkmal, das „zwingende, besondere pädagogische Interesse“. Diesen Ablehnungsbescheid betrachtet nicht nur Klaus Roth als „fragwürdig“, auch die für Werben vorgesehenen Pädagogen sagten, man könne nicht ein bisschen Montessori machen.

Sei es, wie es sei. Ines Bergmann, Jochen Hufschmidt und Bernd Schulze, die im Verbandsgemeinderat gerade die „Unabhängige Fraktion“ gebildet haben, wollen in Kürze einen Antrag einreichen – „zur Schaffung einer reformpädagogischen Lerngruppe innerhalb der Verbandsgemeinde“.