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Existenzgründer Selbstständigkeit nach Maß

In der neuen Existenzgründerserie stellt die Volksstimme Nancy Sohn, Gründerin eines Nähgeschäfts, vor.

Von Antonius Wollmann 26.08.2015, 01:01

Salzwedel l Nancy Sohn kann sich noch sehr gut daran erinnern, wann sie mit dem Nähen begann. „Als ich vor zwei Jahren in die Elternzeit ging, habe ich richtig angefangen. Zuerst habe ich Sachen für mein Kind hergestellt, dann für Freunde und Bekannte“, erzählt die 27-Jährige. Dass aus ihrem Hobby irgendwann einmal ihr Beruf werden würde, sei aber nicht abzusehen gewesen. „Am Anfang war es ja eher eine Freizeitbeschäftigung“, sagt die Jungunternehmerin.

Doch Stück für Stück nahm die Arbeit an der Nähmaschine einen immer größeren Platz in ihrem Leben ein. Ihre selbst genähte Kleidung kam in ihrem Bekanntenkreis sehr gut an. Die Zahl der Aufträge stieg kontinuierlich. Plötzlich lohnte es sich auch in finanzieller Hinsicht. Ihr Konzept: Möglichst individuelle Kleidung für Babys, Kinder und Frauen, maßgeschneidert angefertigt. Es folgte der nächste Schritt: Nancy Sohn meldete parallel zu ihrem Job als Einzelhandelsverkäuferin im April 2014 ein Nebengewerbe an.

Der Weg in die Selbstständigkeit war nicht mehr ein ganz so weiter. Trotzdem blieben Zweifel. „In Salzwedel ist die Kaufkraft nicht groß. Die Frage war, ob sich das Geschäft von alleine tragen würde“, erzählt die Salzwedelerin.

Umso akribischer plante sie die Gründung, nahm die Beratung vom Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) und der Industrie-und Handelskammer in Anspruch. „Wenn man sich selbstständig macht, muss das sehr durchdacht sein. Durch meine kaufmännische Ausbildung kenne ich mich mit organisatorischen und buchhalterischen Dingen zum Glück ganz gut aus“, sagt die Gründerin.

Zum 1. September 2014 meldete sie schließlich ihr Hauptgewerbe an. Von nun an wollte sie ihren Lebensunterhalt allein mit ihrer selbst hergestellten Kleidung verdienen. Auf einen Laden verzichtete sie zunächst. In ihren eigenen vier Wänden stellte sie die Auftragsarbeiten her.

Erst als sich abzeichnete, dass ihr Geschäftsmodell tragfähig war und sich der Kundenstamm vergrößerte, schaute sich Nancy Sohn nach geeigneten Räumlichkeiten um. Fündig wurde sie am Nicolaiplatz. Am 1. Dezember 2014 eröffnete sie ihr Geschäft. „Ich habe die Immobilie zufällig entdeckt und war sofort begeistert von ihr. Sie hat genau die richtige Größe, ist eher klein und gemütlich“, sagt Nancy Sohn. Der Laden war dabei die richtige Entscheidung: „Nach der Eröffnung war noch einmal eine Steigerung im Kundenaufkommen zu spüren. Ich bin in der Stadt einfach präsenter. Das Schaufenster bewirkt wirklich viel.“

Auf einen Internetshop verzichtet die Jungunternehmerin bisher. Jedoch ist sie in den einschlägigen sozialen Netzwerken präsent, um ihre Produkte zu bewerben. Das koste wenig Geld, erziele aber eine große Wirkung, da sie in Salzwedel sehr viele Menschen kenne. „Über zu wenige Aufträge kann ich mich nicht beklagen.“, erzählt die 27-Jährige im Gespräch.

Weiteres Personal einzustellen, kommt trotzdem nicht in Frage. Ausschließen möchte sie es für die Zukunft allerdings nicht. „Um weiterzukommen, muss man investieren. Dazu gehört, neue Mitarbeiter zu beschäftigen. Bis jetzt schaffe ich es aber noch allein“, zieht Nancy Sohn als Bilanz.