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Homestory Andere Priorität: Wahl statt Führerschein

Sechs Frauen und Männer kandidieren für das Landtags-Direktmandat im Wahlkreis 1 (Salzwedel), darunter Christian Franke (B 90/Grüne).

Von Uta Elste 22.02.2016, 02:00

Salzwedel l Ein Tag ohne Politik, ist das zu schaffen? Christian Franke ist sich sicher: Für einen Tag würde das funktionieren. Aber mehr als drei Tage würde ihm das sehr schwerfallen, fügt der 23-Jährige hinzu. Wenn er den politikfreien Tag so richtig genießen würde, dürfe es vor 11 Uhr keine Anrufe geben.

Tage, die der Salzwedeler genießt, sind die, die er bei seiner Familien in Wernitz verbringt. „Leben auf dem Dorf lehrt Höflichkeit“, sagt Christian Franke. Im Zweifelsfall sei man schließlich mit jedem verwandt.

Er lässt sich gern durch die gute Küche bei seinen Großeltern verwöhnen. Oft komme Wild auf den Tisch, da sein Vater Jäger sei. Dazu Kartoffeln aus dem eigenen Garten „und natürlich die entsprechenden Tischgespräche“. Ob er sich vorstellen könne, eines Tages selbst den Jagdschein zu machen? „Vielleicht kommt das noch.“

Auf jeden Fall sei er gern mit seinem Vater und den beiden Dackeln im Drömling unterwegs. „Ich mag Dackel“, schwärmt Christian Franke, ,,es sind eigentlich die idealen Hunde - drollig und gut transportierbar.“ Wenn er sich irgendwann selbst einen Hund zulege, dann auf jeden Fall einen Dackel.

Doch dazu dürfte derzeit wenig Zeit sein. Neben dem Studium und der Kandidatur für den Landtag arbeitet Christian Franke zwölf Stunden pro Woche in der Pressestelle der bündnisgrünen Landtagsfraktion. Daher verbringt der Altmärker viel Zeit in Zügen. Einen Führerschein besitzt Christian Franke nicht. „Ich habe meine Prioriäten eben anders gesetzt. Meist stand dann immer wieder eine Wahl an.“

Allerdings sei er in der glücklichen Lage, gute Bahnverbindungen nutzen zu können, zum Studienort Halle, nach Magdeburg, Salzwedel, und vom Bahnhof Mieste nach Wernitz sei es auch nicht weit.

Die Zeit im Zug verbringe er vorwiegend damit, Mails zu beantworten. Überhaupt sind die heutigen Kommunikationsmittel und die sozialen Medien wie Facebook und Twitter sehr wichtig für ihn, stellen sie doch die Möglichkeit dar, viele Menschen zu erreichen. „Außerdem bekommt man viele Eindrücke, die man sonst nicht erhalten würde.“

Allerdings lasse er sich auf Facebook nicht auf lange Diskussionen ein, stellt Christian Franke klar. Ob er mitunter durch manche Einträge verletzt sei? „Das kommt in den sozialen Medien eigentlich nicht vor. Die Leute haben sich schon immer den Frust von der Seele geredet. Jetzt bekommen es nur mehr Leute mit.“ Ein gutes Training sei sein Praktikum bei Rebecca Harms, Vorsitzende der Fraktion Grüne/EFA im Europaparlament, gewesen.

Bei Büchern setze er jedoch nicht auf eBooks, sondern auf die gedruckte Version. „Sobald ich ein Buch auf dem Tablet schließe, dann ist es auch weg. Da stelle ich es lieber ins Regal.“ Er sei aber kein Romanleser, bekennt Christian Franke, sondern ziehe Zeitungen und Sachbücher vor. So wie das Buch „Der Europäische Traum“, in dem der Ökonom Jeremy Rifkin den Traum vom Wohlstand in den USA und in Europa vergleiche.

Aktuell verfolgt Christian Franke zwei Ziele: den Einzug in den Landtag in diesem und den Bachelor-Abschluss seines Politikstudiums im kommenden Jahr. Sein Bekenntnis, schwul zu sein, habe in seiner Familie nicht für Probleme gesorgt. Eines Tages möchte er eine eigene Familie haben und Kinder adoptieren.