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Fricopan Basis für Investor schaffen

Keine Industriebrache auf dem Fricopan-Gelände in Immekath: Das ist das Ziel des Landes, des Altmarkkreises und der Stadt Klötze.

Von Uta Elste 22.06.2016, 03:00

Klötze l Der Gesprächstermin sei bereits Anfang Mai verabredet worden, sagte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Jörg Felgner (SPD) am Dienstag. So soll der Rückhalt aus der Landeshauptstadt für die von der Fricopan-Schließung Betroffenen aufrecht erhalten werden. Eigentlich habe man gehofft, dass auch Vertreter des Unternehmens an der Besprechung im Klötzer Rathaus teilnehmen. Doch aus der Fricopan-Chefetage war die Teilnahme abgesagt worden. Begründung: Es würden von diesem Gespräch keine Lösungen erwartet, sondern von den Verhandlungen. „Wir halten das Treffen für eine politische Show-Veranstaltung“, bekräftigte Fricopan-Sprecher Günther Lindinger.

Die Gespräche über Interessenausgleich und Sozialplan waren am Montag von den Unternehmensvertretern für gescheitert erklärt worden.Dabei habe eigentlich alles gut angefangen, resümierte Betriebsratschefin Gerda Hentschel gestern in Klötze. Es soll nunmehr eine Einigungsstelle angerufen werden. „Unabhängig von der von uns angerufenen Einigungsstelle zum Interessenausgleich möchten wir unbedingt die Sozialplanverhandlungen weiterführen,“ so Günther Lindinger gegenüber der Volksstimme. Gerda Hentschel geht von einer Fortsetzung der Verhandlungen am 7. Juli aus.

Die Stimmung unter den 500 von Arbeitslosigkeit bedrohten Fricopan-Mitarbeitern sei inzwischen im Keller, berichtete die Betriebsratsvorsitzende. Etwa 15 hätten bereits einen neuen Job gefunden, würden aber verunsichert sein, ob sie jetzt schon kündigen könnten. Andere langjährige Beschäftigte würden dem Druck nicht mehr standhalten, hätten sich zurückgezogen und würden damit auch auf ihre Abfindung verzichten. Noch nicht vollständig geklärt sei, ob alle Lehrlinge auch übernommen werden könnten.

Unterdessen setzen das Land Sachsen-Anhalt und die Investitions- und Marketinggesellschaft (IMG) ihre Suche nach einem Investor fort. Mehr als 200 potenzielle Interessenten habe man kontaktiert, einige davon hätten um genauere Informationen gebeten. „Wir müssen abwarten, ob es auch zu einem Vertragsabschluss kommt“, so Felgner weiter.

Während Wirtschaftsminister Felgner an Unternehmensaussagen erinnerte, dass ein neuer Investor nicht aus der Backwarenbranche kommen solle, entgegnete Günther Lindinger am Dienstag: „Wir haben Investoren aus dem Bereich Bäckereien nicht untersagt.“ Anja Zapka-Volkmann, Personalchefin des Fricopan-Mutterkonzerns Aryzta für Europa, hatte während der Betriebversammlung am 9. Mai in Klötze erklärt: „Wir werden einem Interessenten aus der Backwarenbranche mit einer gewissen Distanz entgegentreten.“

Die Verantwortlichen vor Ort würden einem Interessenten eine gute Basis anbieten wollen, damit dieser sehe, es lohne sich, in Immekath weiter zu machen, sagte Klötzes Bürgermeister Matthias Mann. Das könnte konkret bedeuten, Wünsche hinsichtlich der Verkehrsanbindung oder des laufenden Bodenordnungsverfahrens zu erfüllen. Dem stimmte grundsätzlich auch Landrat Michael Ziche zu.

„Ein möglicher Investor aus der Backbranche hat inzwischen sein Interesse schnell verloren, als er die schlechte Verkehrsanbindung durch die Diskussion um den schleppenden Ausbau der Autobahn 14 mitbekam. mitbekam. Die Absage war fast wortgleich mit unseren Schließungs-Argumenten,“ sagte Günther Lindinger.

Auch mit der A 14 werde die Altmarkkreis nicht besser gestellt sein, schätzte Landrat Michael Ziche ein. Er setze vielmehr auf den Ausbau der A 39 im benachbarten Niedersachsen, für den aber auch noch mehrere Jahre vergehen werden.

Ziche stellte allerdings auch klar, dass sich in den vergangenen Jahren rund um Immekath einiges getan habe. Zwei Brücken seien so saniert worden, dass sie von 40 Tonnen schweren Lastern passiert werden können. Die Straße von Klötze nach Immekath sei ausgebaut worden, und Gespräche über eine Anbindung durch eine Stichstraße könnten jederzeit wieder aufgenommen werden. Dadurch könnte auch die Ortsdurchfahrt von Immekath entlastet werden. Der Altmarkkreis würde dann sein Straßenbaukonzept entsprechend ausrichten. Für den Straßenbau sei eine 80-prozentige Förderung durch Mittel aus der Gemeinschaftsaufgabe möglich, so Ziche.