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Heimaträtsel Stockbetrunken, aber um 20 Mark reicher

Der Rathausturmplatz und die Straße der Jugend in Salzwedel waren Jugend-Treffpunkt und Festplatz am 1. Mai zu DDR-zeiten.

Von Annemarie Fehse 23.10.2016, 08:00

Salzwedel l Zum 15. Volksstimme-Heimaträtsel erzählten Leser interessante Geschichten zur Neuperverstraße. Helmut Lange aus Salzwedel verbindet folgendes mit dem Rathausturmplatz. Er war 14 Jahre alt und es ging um eine Wette: An dem Kiosk links im Bild eine Flasche Pfefferminzlikör auf einmal austrinken. „Ich war stockbetrunken, aber um 20 Mark reicher“, berichtet er.

Jutta Hansen aus Salzwedel hat in der ehemaligen Straße der Jugend mit ihren Eltern in der Hausnummer 70 gewohnt. In dem Gebäude befand sich ein HO-Gemüseladen, in dem die drei gearbeitet haben.

Jörg Heimes aus Klein Chüden erinnert sich an „zwei wunderschöne Pyramideneichen“. Auch Paul Thurm aus Duisburg weiß noch: „Der Rathausturmplatz war Jugend-Treff. Wir saßen auf den Geländern, das war nicht gerne gesehen“, sagt er. Dort, wo heute ein Spielwarengeschäft ist, war einst das Theater der Freundschaft, das Kino „Metropol“. „Dort saß Herr Karsch hinter dem Schaufenster und hat Weidenkörbe geflochten“, erzählt Thurm weiter. Zudem befanden sich an der Straße: eine Puppenklinik, „Der rote Pinsel“ der PGH-Friseure, ein Juwelier, danach Musikladen.

Inge Stenzel aus Salzwedel erinnert sich an das Haus der Werktätigen sowie die Gaststätte mit Weinstube, „Unter den vier Linden“, wo sie in den 50er Jahren zum Tanz gegangen ist. „Mein Vater hat dort versucht, mir zu Radiomusik den Walzer beizubringen“, sagt sie. Außerdem war an der Straße der Fleischer Granse und ein TV-und Radiogeschäft, woher sie ihr erstes Radio hatte. Am Rathausturmplatz, links hinter dem Kiosk, war mal das Deutsche Rote Kreuz ansässig. Die Krankenwagen befanden sich auf dem Hof, weiß Paul Thurm noch. Auch Bodo Habermann aus Salzwedel erinnert sich daran: „Nachdem das DRK aus dem Gebäude gezogen ist, war darin ein Schuhmacher. Das Haus war so alt, es wäre bald zusammengefallen.“

In einer der Garagen auf dem Hof habe sich ein EMW befunden, ein Fahrzeug der Eisenacher Motorenwerke, „der BMW des Ostens“, scherzt Habermann. Dies sei das Dienstfahrzeug des Kreisredakteurs der Volksstimme gewesen. In einer zweiten Garage waren Papierrollen untergebracht, die bis zum Anfang der 60er Jahre über die Straße in die Volksstimme gerollt wurden. „Denn bis dahin wurde noch in Salzwedel gedruckt“, weiß Habermann. Axel Erxlebe hat in seiner Schulzeit den östlichen Fußgängerschutzüberweg (die Tafeln links und rechts an der Straße) erprobt. „Siehe da, wie von Geisterhand gesteuert, hielten diese Autos an“, sagt er.

Ein besonderes Ereignis war zu DDR-Zeiten der 1. Mai. Dann wurde eine große Festtribüne auf dem Platz aufgebaut. Wolfgang Dahse erinnert sich, dass es am Adler-Horst am 1. Mai die erste Kugel Eis gegeben hat.

Vor 83 Jahren, zur 700-Jahr-Feier, beobachtete Karl Koch aus Salzwedel, wie sein Vater mit den Pankgrafen dort vorbeimarschierte. Der fast 94-Jährige erinnert sich an einen Tabak- und Kohleladen. „Danach war ich Soldat und nicht mehr so oft in Salzwedel“, sagt er.

Gewonnen hat Helmut Lange aus Salzwedel. Er wird eine Überraschung erhalten.