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Letzter Arbeitstag IGZ-Leiter geht in Rente

Erhard Prehm leitet seit 2012 das Innovations- und Gründerzentrum in Salzwedel. Heute ist sein letzter Arbeitstag.

Von Uta Elste 31.08.2016, 03:00

Salzwedel l Auch wenn der März längst vorbei ist, das Kalenderblatt hängt bis zum letzten Arbeitstag im Dienstzimmer von Erhard Prehm. Nicht nur, weil es das Kalenderblatt für den Altmarkkreis Salzwedel ist. Das Foto zeigt ein blühendes Rapsfeld mit einer Windmühle am Bildrand und Windrädern im Hintergrund. Da kommt für den Leiter des kreislichen Eigenbetriebes für Innovations- und Gründerförderung, Gebäudemanagement und zentrale Leistungen, kurz IGZ, viel Symbolik zusammen. „Mein Opa war Windmüller“, erzählt Prehm. Außerdem ist im IGZ die Energieagentur des Altmarkkreises ansässig, die sich um die Einsatzmöglichkeiten neuer Energien kümmert. Letzteres ist für Prehm eine spannende Angelegenheit, die Spaß macht. „Schade, dass ich nicht mehr so eng dabei bin“, bedauert er. Immerhin sei es gelungen, die anfangs geförderte Bioenergieregion zu verstetigen.

Dabei startete seine berufliche Laufbahn nicht in der Verwaltung. Nach der Schule wollte der gebürtige Salzwedeler, der in Benkendorf aufwuchs, eigentlich Architektur studieren. Letztlich wurde daraus ein Studium der technischen Gebäudeausrüstung. Der junge Ingenieur war von 1976 bis 1980 im Stendaler Baukombinat tätig, dann bis 1990 in der Planungsgruppe der Erdgasförderung. „Planwirtschaft – Misswirtschaft – Mangelwirtschaft“, bringt Erhard Prehm die letzten Jahre der DDR auf eine Formel. „Man hat die Entwicklung gespürt. Es ging nicht vorwärts.“ Dann kam die Wende. „Ich sagte mir, es hat dir bisher nicht gefallen, also misch dich ein.“ Erhard Prehm trat in die SPD ein, saß für die Sozialdemokraten in der Stadtverordnetenversammlung und während der ersten Wahlperiode auch im Kreistag des Landkreises Salzwedel.

Der berufliche Neustart in der Kreisverwaltung im Juni 1990, „der hat sich so ergeben“. Er sei wenige Wochen zuvor gefragt worden, ob er sich eine derartige Aufgabe vorstellen könne. Wissen und Erfahrung zu erwerben, das sei der klassische „Learning by doing“-Prozess gewesen, blickt Erhard Prehm zurück.

Von 1990 bis 2012 war er als Dezernent in der Kreisverwaltung für verschiedene Aufgabenbereiche zuständig. Als gelungen erachtet er den Aufbau des Öffentlichen Personennahverkehrs in der westlichen Altmark. Das bestehende Angebot sei für den ländlichen Raum optimal. „Wir machen mehr als üblich“, so sein Fazit. Konflikte mit Taxifahrern habe man ausräumen können. Elft- und Zwölftklässlern sowie den Vollzeitschülern der Berufsbildenden Schulen habe man im Altmarkkreis schon vor der landesweiten Einführung ermöglicht, mit einer Eigenbeteiligung den Schülertransport zu nutzen. Das Rufbus-System habe er selbst auch schon ausprobiert, auch wenn die Fahrstrecke innerhalb Salzwedels gerade vom Rathausturmplatz bis zur Gartenstraße reichte, erzählt Erhard Prehm schmunzelnd.

Die im Namen des IGZ enthaltene Aufgabe der Gründerförderung erachtet Prehm als nach wie vor dringend erforderlich. „Das unternehmerische Engagement der Menschen wird nicht genug gefördert“, schätzt er ein. Vor allem in Fragen des Wettbewerbs- und des Steuerrechtes lägen viele Probleme.

Als „gut angelaufen“ bewertet er die regelmäßigen Sprechstunden von Vertretern der Hochschule Stendal im IGZ. Die Beziehungen zwischen der Hochschule und Betrieben seien dagegen noch „ein weites Feld“, was wohl auch an den Entfernungen in der Altmark liege.

Allerdings hat sich in den zurückliegenden Jahren nicht alles zu Erhard Prehms Zufriedenheit entwickelt. „Schade, dass es nicht zu einem Naturpark Colbitz-Letzlinger-Heide gekommen ist“, stellt er fest. Der entsprechende Zweckverband, den er letztlich abgewickelt habe, hätte ein Instrument der Regionalentwicklung sein können. Hoffnungen setzt er jedoch auf eine vernünftige Entwicklung des Grünen Bandes für die Region. „Wirtschaftsförderung und Umweltschutz sind kein Widerspruch. Ein vernünftiger Ausgleich ist möglich“, ist Erhard Prehm überzeugt und verweist auf alternative Energieformen. So sei Klimaschutz bis auf die Ebene der Gemeinden möglich.

Doch die weitere Entwicklung wird Erhard Prehm ab morgen als Privatmann verfolgen. Zeit für einen Dank an Landrat, Kreistagsmitglieder und Mitarbeiter für die jahrelange gute Unterstützung. Und ab morgen? Langweilen wird sich Erhard Prehm sicher nicht. „Ich bin ein Familienmensch“, sagt der Vater von vier Töchtern, der inzwischen auch stolzer Opa ist. In Haus und Garten gibt es ebenfalls genug zu tun, außerdem ist Erhard Prehm begeisterter Fahrradfahrer. Unter anderem sei eine Radtour von Wittenberge nach Wittenberg geplant, „aber mit einem richtigen Fahrrad, nicht mit einem E-Bike“, stellt er klar.