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Tasse Kaffee „Oh, war das wieder schön“

Ilse Heidemann plaudert in der Reihe "Auf eine Tasse Kaffee mit..." darüber, wie sie aufs Diesdorfer Museum gekommen ist.

Von Anke Pelczarski 12.06.2016, 07:00

Kuhfelde/Diesdorf l Flott gehen Ilse Heidemann die Erklärungen über die Lippen, wenn sie Gäste durchs Freilichtmuseum Diesdorf führt oder dort einen Kurs leitet. Als hätte es nie etwas anderes in ihrem Leben gegeben. Doch die heute 68-Jährige ist gelernte Köchin, hat zehn Jahre ein Restaurant in Uelzen geleitet. Wie kommt man da auf Museum?

„Aus gesundheitlichen Gründen musste ich in meinem Beruf passen“, erzählt sie. Deshalb habe sie eine Umschulung gemacht. Diese beinhaltete auch ein Praktikum. „Wir haben schon in Hösseringen (Niedersachsen) gelebt. Zum Museumsdorf war es nicht weit mit dem Fahrrad“, erinnert sich Ilse Heidemann und hat sich dort einfach vorgestellt. Eigentlich, gibt sie zu, habe sie von der ganzen Materie nur wenig gewusst. „Aber man kann alles lernen“, sagt sie bestimmt. Und so lernte die Wahl-Altmärkerin, die seit 2008 in Kuhfelde lebt, den Umgang mit dem Computer, das Inventarisieren, das Gestalten von Führungen, dann auch noch das Spinnen und Weben.

Weitergelernt hat sie vier Jahre im Mühlenmuseum Suhlendorf. „Dort habe ich schon mit Kindern gearbeitet. Das hat viel Spaß gemacht“, schildert sie. Ihr Mann Günter, der vor gut drei Jahren verstorben ist, hat sie immer ehrenamtlich begleitet.

„Als wir in die Altmark gezogen sind, der Familie wegen, hat mein Mann im Freilichtmuseum Diesdorf angefragt, ob er sich mit einbringen dürfe“, erzählt die zweifache Mutter und zweifache Oma. Er durfte. Doch sie wollte erstmal nichts mehr vom Museum wissen. Trotzdem sei sie mit hingegangen. Und die Lust kam wieder. „Ich habe gemerkt, dass ich das Museum brauche“, gesteht die 68-Jährige.

Wenn morgens der Wecker klingele, frage sie sich, ob sie wirklich losfahren müsse. „Und wenn ich mittags nach Hause komme, dann stelle ich fest, oh, war das wieder schön“, sagt Ilse Heidemann. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Hinzu kommt eine Prise Neugier: „Ich möchte gern wissen, wie die Besucher aufs Freilichtmuseum gekommen sind.“ Einer, aus Niedersachsen stammend, habe beim Friseur in Sachsen-Anhalt davon in einer Tageszeitung gelesen. Ein anderer habe im Gespräch davon gehört, ein dritter im Internet darüber gelesen.

Besonders viel Spaß mache es ihr, wenn sie beim Vorbereiten einer Ausstellung mitwirken dürfe. So durfte sie sich bei den „Kindheitserinnerungen“ mit einbringen. „Da habe ich Anke Gruß vom Museum unterstützen dürfen. Ich ein Westkind, sie ein Ostkind, 20 Jahre Altersunterschied. Das war richtig spannend, was wir da gemeinsam zusammengetragen haben“, ist Ilse Heidemann sehr dankbar, dass sie mitmachen durfte. Sie hätten viele Erinnerungen ausgetauscht. „Über Jahre ist eine Freundschaft entstanden“, sagt Ilse Heidemann.

Sie lese viel, wolle alles wissen und hinterfragen. Und auch die Führungen würden ihr viel geben: „Da lerne ich bei jeder einzelnen von den Gästen dazu.“

Bei der Arbeit mit Kindern kommen ihr immer wieder neue Ideen: „Als mal ein Regentag war, haben wir überlegt, was wir mit den Jungen und Mädchen unterm Dach machen können. In einem Buch hatte ich über Rübenlaternen gelesen.“ Rasch sei der Kontakt zu einem Agrarbetrieb hergestellt gewesen, der das Okay zum Ernten einiger Früchte gegeben habe. „Wir sind auf den Acker gegangen, haben die Rüben geholt und später ausgehöhlt. Fragen Sie nicht, wie wir aussahen“, lacht Ilse Heidemann.

Sie lebe gern hier, auch wenn die Menschen etwas anders sind als in ihrer alten Heimat. „Ich nenne das zurückhaltenden Altmarkcharme. Aber das ist auch okay“, sagt sie lachend. Und wenn sie dann durch Salzwedel geht und kleine Mädels über die Straße rufen, „Hallo, Frau Heidemann“, dann ist das morgendliche Weckerklingeln schnell ausgeblendet. „Da kann man eine Mutti schon mal entgeistert sehen, die ihre Tochter dann fragt, wer ich wohl bin“, schmunzelt sie.