Alterssitz für einen liebenswerten Dickkopf

Salzwedel l Es ist Sommer 2008 als sich die Polizei im Hoyersburger Tierheim meldet. Die Beamten haben zwischen Lüge und Störpke einen etwa anderthalb bis zwei Jahre alten Mischlingshund aufgelesen. Die Besitzer melden sich nicht. Niemand scheint ihn zu vermissen. Die Mitarbeiter des Tierheims geben dem jungen Vierbeiner den Namen Benny. Zu dieser Zeit wissen sie allerdings nicht, dass Benny für immer Untermieter in der Aufnahmeeinrichtung bleiben soll. „2009 wurde Benny einmal vermittelt. Im Sommer 2010 wurde er aber wieder bei uns abgegeben“, erklärt Tierheim-Leiterin Franziska Thiemann.

Die neue Besitzerin hatte Bennys Charakter scheinbar falsch eingeschätzt, denn der kleine Kerl kann mitunter sehr dickköpfig sein. „Er mag es nicht, wenn er eingeengt wird und ist auch nicht der Kuscheltyp. Wenn er gestreichelt werden möchte, zeigt er das lieber selbst“, so Franziska Thiemann.

Helga Festerling und Uwe Schrader kennen Benny bereits seit acht Jahren. Die beiden Salzwedeler kommen zwei bis drei Mal die Woche nach Hoyersburg, um mit Benny spazieren zu gehen. „Wir drehen dann immer unsere Runde von vier bis fünf Kilometern. Er weiß genau, an welchen Stellen er ein Leckerli bekommt und fordert es dann auch ein“, erzählt Helga Festerling.

Uwe Schrader und sie haben den kleinen Vierbeiner ins Herz geschlossen, kennen ihn besser als jeder andere. „Wir wollten ihn so gern zu uns holen. Doch wir haben eine Hundehaar-Allergie, die das verhindert“, sagt Uwe Schrader traurig. Der Salzwedeler kann sich noch genau an den Moment erinnern, als er Benny zum ersten Mal gesehen hat. „Wir kamen ins Tierheim und Benny lag malerisch in der Sonne. Zunächst war er ganz vorsichtig und hat überlegt, ob er mit uns Gassi gehen möchte.“

Benny habe einen sehr starken Charakter, den er aber nicht jedem zeige. „Er muss sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben. Deshalb ist er sehr skeptisch gegenüber Fremden. Aber wenn er jemanden erstmal ins Herz geschlossen hat, dann gibt der kleine Kerl alles, was er hat“, ist sich Uwe Schrader sicher. Interessenten, die Benny ein neues Zuhause geben möchten, müssten viel Zeit und Geduld mitbringen, um sein Wesen kennenzulernen und seinen Charakter zu verstehen. „Mit zwei Mal 50 Meter Spaziergang ist es nicht getan“, so Helga Festerling, die interessierten Hundeführern auch gern mit Rat und Tat zur Seite stehen würde.

Der Mischlingsrüde ist kein Hund für jedermann, braucht eine feste Hierarchie. Zeigt ihm der Hundeführer nicht, wer die Führungsrolle hat, übernimmt Benny diese. Der zirka zehnjährige Dackel-Schäferhund-Mischling mag es außerdem nicht, eingesperrt zu sein, ist lieber in der Nähe von Menschen – wenn auch zunächst mit Sicherheitabstand. Kinder und Fahrradfahrer kann er gar nicht leiden.

„Wir suchen für Benny ein Zuhause, in dem er einen ruhigen und schönen Lebensabend verbringen kann. Vielleicht gibt es dort auch einen Hof, auf dem er die Möglichkeit hat, sich bei schlechtem Wetter ins Warme zurückzuziehen“, hofft Franziska Thiemann.

Sollte sich kein geeigneter Interessent finden, würden sich die Tierheim-Mitarbeiter sowie Helga Festerling und Uwe Schrader aber auch über eine Patenschaft für den Mischlingsrüden freuen. „Dann wäre es schön, wenn sich ein Pate finden würde, der die Unterhaltungskosten für Benny übernimmt. Wir reden da von zehn bis 20 Euro im Monat. Toll wäre es natürlich auch, wenn der Pate regelmäßig vorbeikommen und Zeit mit Benny verbringen würde“, erklärt Franziska Thiemann. „Benny ist ein typischer Tierschutzfall und unter katastrophalen Bedingungen zu uns gekommen. Auch nach so langer Zeit im Tierheim haben wir die Hoffnung für ihn noch nicht aufgegeben. Er hat es einfach verdient, seinen Lebensabend in einem liebevollen Zuhause zu verbringen“, so die Tierheim-Leiterin.

Interessenten, die Benny kennenlernen und gegebenenfalls bei sich aufnehmen möchten, können sich unter der Telefonnummer 03901/277 39 im Hoyersburger Tierheim melden.