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Verfolgungsjagd Gefängnis für Rallye durch Arendsee

Ein 27-Jähriger muss wegen Fahrens ohne Führerschein und versuchter Körperverletzung für ein Jahr hinter Gitter.

Von Fabian Laaß 12.10.2016, 21:00

Salzwedel l Es ist der 16. März 2016. Dieter H. fährt mit seinem VW Polo gerade durch Binde. Das Problem: Er hat keinen Führerschein. Plötzlich sieht er einen Streifenwagen der Polizei. Die Beamten erkennen den 27-Jährigen. Schließlich ist er seit 2005 dafür bekannt, ohne gültige Fahrerlaubnis unterwegs zu sein. Immer wieder ist er dafür zunächst vom Jugend-, später vom Erwachsenengericht verurteilt worden.
Aus Angst, wieder von den Beamten ohne Fleppen erwischt zu werden, gibt Dieter H. Gas. Er missachtet die Anhalteaufforderungen der Polizei, auch als ein zweiter Streifenwagen hinzu kommt, stoppt er nicht.
Stattdessen geht es mit hohem Tempo durch Arendsee und weiter über Heiligenfelde und Sanne-Kerkuhn. Gleich zwei Mal kollidieren das Auto von Dieter H. und ein Streifenwagen. Immer wieder fährt H. in Schlangenlinien, versucht so, Überholmanöver der Polizei zu verhindern. Ein Streifenwagen landet sogar im Graben. In Book kann der Polo schließlich gestoppt werden.
Doch als die Polizisten – mittlerweile sind drei Streifenwagen vor Ort – Dieter H. kontrollieren wollen, schließt dieser Fenster und Türen. „Eine Kollegin hat dann einen Schlagstock herausgeholt und gedroht, die Scheibe anzuschlagen, um Herrn H. aus dem Fahrzeug zu holen“, schildert ein als Zeuge geladener Polizist. Da sieht Dieter H. rot. Er schlägt nach links ein, lässt den Motor aufheulen und rast davon. Nur durch einen Sprung zur Seite, können die Polizisten Verletzungen vermeiden.
Dieter H. wird an diesem Tag nicht mehr gefunden. Doch seine Vergehen haben Konsequenzen. „Ich habe Sie am 24. Februar 2016 zu zehn Monaten auf Bewährung wegen Fahrens ohne Führerschein verurteilt. Und einen Monat später machen Sie genau so weiter“, sagt Amtsrichter Klaus Hüttermann in Richtung Dieter H.
Das sei der Grund gewesen, die Bewährung zu widerrufen. Seit dem 16. August sitzt Dieter H. seine Strafe deshalb in der Justizvollzugsanstalt Burg ab. „Ich hatte damals Reichsbürger aus Arendsee an der Tankstelle getroffen. Bei einem Besuch haben sie mir erklärt, dass das Urteil nicht gültig wäre und ich auch keinen Führerschein brauche, weil die Deutsche Justiz mir nichts anhaben kann“, berichtet Dieter H. „Ich habe mich von den falschen Leuten leiten lassen.“ Erst im Gefängnis sei ihm das klar geworden.
Die Staatsanwältin fordert wegen Fahrens ohne Führerschein, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sowie versuchte Körperverletzung eine Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr. Dem folgt Klaus Hüttermann. „Ich hatte Ihnen im Februar gesagt, dass die Polizei Sie auf dem Kieker hat und angenommen, Sie hätten es begriffen“, sagt der Richter. Es sei erschreckend, wie die kriminelle Energie des Angeklagten gestiegen sei. Dieter H. ist im August erneut zu zehn Monaten verurteilt worden. Dagegen hatte er Berufung eingelegt.