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Mosaik-Comic Calbenser sammelt "Abrafaxe"

Die Abrafaxe in den „Mosaik“-Comics sind Kult. Ein Calbenser besitzt alle 493 erschienenen Ausgaben - und sammelt weiter.

Von Andreas Pinkert 30.12.2016, 00:01

Calbe l „Ich habe sie als Kind vorgelesen bekommen“, sagt Alexander Berlin und zeigt auf ein großes Regal in seinem Haus in Tippelskirchen. Dort schlummern, in Sammelordnern nach Jahrgängen sortiert, seine kleinen Schätze. Es sind Mosaik-Hefte, die in der DDR bereits seit 1955 mit großem Erfolg herausgegeben wurden, anfangs vierteljährlich, schnell aber monatlich. Bis heute. Damit gilt das Mosaik als der älteste und auflagenstärkste noch erscheinende Comic deutscher Produktion.

Während der ersten 20 Jahre erlebt das Jungen-Trio der Digedags zahlreiche Abenteuer. „Ich sammle ab Januar 1976“, sagt Berlin, selbst Jahrgang 1973. Nicht ohne Grund, denn ab diesem Zeitpunkt übernehmen die drei Abrafaxe (siehe Infokasten) im Mosaik das Regiment. Der Verlag Junge Welt produziert eine Auflage von mehr als 700 000 Stück für den Handel und für Abonenten. „Ich habe mich richtig auf die neuen Ausgaben gefreut und war immer gespannt, wie es weitergeht“, sagt der 43-Jährige.

Dabei reiste der Calbenser in seinen Kindheitstagen mit den Abrafaxen durch die Länder dieser Erde und durch geschichtliche Epochen. Der spanische Erbfolgekrieg wurde in den Comics ebenso verarbeitet wie das Mittelalter, die griechische Antike oder das alte Ägypten. „Das Lesen der Abenteuer hat nicht nur Spaß gemacht, sondern es hat ganz nebenbei auch Wissen vermittelt“, sagt der Rechtsanwalt. Daran habe sich bis heute nichts geändert, ist Berlin überzeugt.

So lassen seit diesem Frühjahr die Comiczeichner im Mosaik das Zeitalter der Reformation und damit die Region Mitteldeutschlands aufleben. „Dabei hätte kürzlich fast Calbe einen Gastauftritt haben können“, meint Berlin. Der Grund: In der Oktoberausgabe wird der Ablasshandel thematisiert. Luther schreibt einen Brief an seinen Feind, den Kardinal Albrecht von Brandenburg, den er im Mosaik in der Moritzburg in Halle/Saale öffnet. Vom Anwort-Brief auf ein zweites Schreiben Luthers, verfasst von Albrecht im Calbenser Schloss, sei leider nichts zu lesen. Und gibt es für ihn eine Lieblingsausgabe? „Natürlich“, sagt Berlin und zückt das Heft vom September 1978 mit dem Titel „Der geraubte Prinz“.

In den späten Jugend- und Studienjahren habe das Interesse am Sammeln nachgelassen, gibt Berlin zu. Erst als 2008 seine erste Tochter Carla geboren wurde, sei das Interesse am Comic und der Wunsch, alle Ausgaben zu besitzen, plötzlich wieder aufgeflammt. „Ich wollte selbst auch vorlesen und etwas aus meiner Kindheit weitergeben“, sagt Berlin.

Der Familienvater erstellte eine Übersicht über bestehende Ausgaben und machte sich auf die Suche nach den fehlenden. „Bevor das Internet allgegenwärtig wurde, waren Flohmärkte die Anlaufstellen. Da erzielten einige Ausgaben ordentliche Preise“, weiß Berlin. Mittlerweile sei es kein Problem, sich günstig mit den fehlenden einzudecken. „Allerdings ist der Funke bei meinen beiden Töchtern noch nicht so ganz übergesprungen“, meint Berlin. Nichtsdestotrotz: Berlin will auch nach 493 Ausgaben fleißig weitersammeln.