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Ausbildung ATA, OTA, MFA ... neue Lehrwege

Am 1. August startet ein neues Ausbildungsjahr. Im Bereich Schönebeck und Staßfurt sind derzeit noch rund 250 Lehrstellen frei.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 21.07.2017, 16:28

Schönebeck/Staßfurt l Für ältere Generationen stehen die drei Buchstaben „ATA“ seit 1920 für ein Scheuermittel. Für jüngere wird „ATA“ für einen ganz bestimmten Beruf stehen. Denn zu den neueren Berufsausbildungen in Deutschland zählt der anästhesietechnische Assistent. Seit diesem Jahr wird diese Spezialisierung auch an den Ameos-Kliniken in Sachsen-Anhalt angeboten.

„Für unser erstes Lehrjahr haben wir Verträge mit drei jungen Frauen“, sagt Ingeburg von Damaros, zentrale Praxisanleiterin am Ameos-Klinikum in Schönebeck. Das Lehrjahr für diese Damen beginnt am 1. Oktober.

Wenngleich die dreijährige Ausbildung zum ATA noch relativ neu ist, so gibt es den Beruf schon lange. „Der oder die Anästhesietechnische Assistent empfängt die Patienten in der sogenannten Patientenschleuse und bereitet ihn vor auf die Operation. Während der OP unterstützt der Assistent den Anästhesist“, umschreibt Ingeburg von Damaros das Aufgabengebiet der ATA. Bislang haben Krankenschwestern eine zusätzliche Weiterbildung machen müssen, um diesen Beruf ausüben zu können.

„Das war am Ende ein langer Ausbildungsweg“, sagt die zentrale Praxisanleiterin dazu. Mit dem eigenständigen Ausbildungsweg sind die Interessenten eher am Ziel und auf der anderen Seite kann ein Krankenhaus eher auf den fertig-ausgebildeten ATA zurückgreifen. Denn: „Wir wissen, dass das Pflegepersonal weniger wird“, sagt Ingeburg von Damaros allgemein.

Das ist eine Entwicklung, die nicht nur den medizinischen Bereich betrifft. Langjährige Mitarbeiter gehen in Ruhestand. Mit der Ausbildung des eigenen Nachwuchses lässt sich dem Fachkräftemangel am besten entgegenwirken. Jedoch: Kamen früher noch mehrere Bewerber auf eine Lehrstelle, hat sich das Verhältnis heute fast umgekehrt. Wie Heike Klausnitzer, Sprecherin der Agentur für Arbeit in Bernburg auf Volksstimme-Nachfrage mitteilt, stehen 2017 den 1020 Lehrstellen im Salzlandkreis insgesamt 1135 Bewerber gegenüber. „Das ist die günstigste Relation seit 25 Jahren“, sagt sie dazu. Aktuell seien noch 390 Jugendliche ohne Ausbildungsstelle. Davon stammen 80 aus der Staßfurter Region, 120 aus dem Geschäftsstellenbezirk Schönebeck.

Dass eine Ausbildung am Ende in einem Angestelltenverhältnis endet, ist das Ziel der Ameos-Kliniken. Doch hier arbeitet wohl die günstige Lage zu Magdeburg zumindest gegen den Schönebecker Standort. So haben 2017 sechs junge Menschen ihre Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger abgeschlossen. „Wir hätten gern alle übernommen“, sagt die zentrale Praxisanleiterin. Von den sechs selbst ausgebildeten jungen Menschen haben sich aber nur zwei für das Schönebecker Haus entschieden. „Viele Lehrlinge wohnen in Magdeburg und pendeln zu uns“, nennt sie einen Grund, dass jungen Menschen ihrem Ausbildungshaus später den Rücken kehren.

Zu den klassischen Ausbildungswegen am Ameos-Klinikum gehören die benannten Gesundheits- und Krankenpfleger (GUK, früher war das die Krankenschwester, seit 2004 gilt der neue Begriff), Krankenpflegehilfe und Kinderkrankenpflege. Neben dem neuen ATA, der 2017 das Portfolio erweitert, ist 2016 bereits der OTA - operationstechnischer Assistent - hinzugekommen. 2018 folgt außerdem der MFA - medizinischer Fachangestellte.

Auch hier gilt, den Ausbildungsweg zu einem speziellen Berufsfeld kürzer zu gestalten. Der MFA beispielsweise werde als Arzthelfer in Arztpraxen für die Anmeldung von Patienten und die Verwaltung eingestellt. Mögliche Arbeitsfelder im Klinikum seien Notfallambulanzen und die Arztsprechstunde. Der OTA wiederum könne auch moderne OP-Schwester überschrieben werden. Ähnlich wie bei dem anästhesietechnischen Assistenten geht es hier darum, den Weg zu diesem spezialisierten Beruf durch eine eigenständige Ausbildung zu verkürzen.

Neue Wege gehen, dafür hat sich nicht nur Ameos entschieden. „Die Arbeitswelt unterliegt einem ständigen Wandel“, sagt Arbeitsagentursprecherin Heike Klausnitzer. „Neue Technologien werden erfunden, neue Produkte auf den Markt gebracht, neue Gesetzte treten in Kraft. Diese Entwicklungen wirken sich auch auf die Berufe aus“, sagt sie. Deshalb werden die Ausbildungsverordnungen der verschiedenen Lehrberufe regelmäßig auf den Prüfstand gestellt und überarbeitet. „Allein in diesem Jahr gehen zwölf neue oder modernisierte Ausbildungen an den Start“, informiert sie weiter. Insgesamt gibt es ihrer Aussage nach in Deutschland rund 330 duale Ausbildungen. „Ob diese in der ganzen Palette im Salzlandkreis angeboten werden können, hängt natürlich stark von der Bandbreite der Unternehmen ab“, sagt Heike Klausnitzer.

Trifft Ameos mit seinen neuen Ausbildungsstellen also den Nerv der Zeit? Zumindest spricht wohl der Zuspruch zum ATA für sich. Insgesamt werden an den Ameos-Standorten in Schönebeck, Haldensleben, Bernburg, Aschersleben und Halberstadt in diesem Jahr 18 Lehrlinge den Weg zum ATA beginnen. Das ist ein Zuspruch, der Mike Haupt, Anästhesist am Schönebecker Klinikum, der bei dem Bewerbungsverfahren involviert gewesen ist, zuversichtlich stimmt. „Wir hatten geplant, 15 Lehrlinge für diesen Bereich zu finden“, sagt er. Dann hätte man eine vernünftige Klassenstärke, schätzt er ein. Der Wunsch wurde mit drei Lehrlingen mehr also übererfüllt.

Dabei sind die medizinischen Ausbildungsberufe im Salzlandkreis nicht unbedingt die beliebtesten. Laut Agentur für Arbeit sind bei männlichen Bewerbern nach wie vor der Kfz-Mechatroniker (52 Bewerber), Industriemechaniker (40) und Fachlagerist (35) die beliebtesten. Bei den Frauen stehen Verkäuferin (61 Bewerber), Kauffrau im Einzelhandel (42) und Kauffrau Büromanagement (34) hoch im Kurs.

„Weniger Interesse gibt es beispielsweise am Beruf des Fleischers oder des Kochs. Aktuell sind noch 23 Ausbildungsstellen für Fleischer und 14 Stellen für Köche unbesetzt“, informiert Agentursprecherin Heike Klausnitzer.