Biber Bäume beschädigt

Die Volksstimme geht der Ankündigung von 2010 nach, wo es um Nachpflanzungen auf dem Barbyer Hohen Werder nach Biberverbiss ging.

Von Thomas Linßner 09.11.2016, 00:01

Barby l Manchmal kommt man nicht umhin, die Filmkomödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ als Vergleich zu bemühen. Was im Falle des Barbyer Werders besonders gerechtfertigt ist. Denn alle Jahre wieder kann man darauf warten, dass der Biber Obst- und andere Bäume umlegt. Das kann er, weil die Drahtmanschetten am Fuß der Bäume wirkungslos geworden sind oder fehlen. Zwar bringt sie der Bauhof der Stadtverwaltung in murmeltierartiger Weise immer wieder nach Kritik in Ordnung. Aber eben nur nach Kritik. So finden sich im Volksstimme-Archiv über ein Dutzend Beiträge zu diesem Thema, die über fast 15 Jahre verteilt sind.

Aktuell machte Spaziergänger Volker Brabant wie im Jahr zuvor auf das Thema aufmerksam, als der Biber einen alten Birnbaum den Garaus machte, der gut und gerne noch 20 Jahre hätte stehen können.

Der Biber beschäftigt die Stadt schon seit Jahren. 2010 wandte sich die Kommune an den Landkreis, um Hilfe zu erbitten. Mitarbeiterinnen der Unteren Naturschutzbehörde und Unteren Wasserbehörde begutachteten daraufhin den Hohen Werder. Eva Beyer, Sachbearbeiterin der Naturschutzbehörde des Salzlandkreises, stellte gleich zu Beginn klar: Die Umsiedlung eines Bibers war erstens nicht vorgesehen und zweitens wirkungslos. „Wenn man ihn hier weg fängt, ist abzusehen, dass ein anderer Biber nachrückt“, sagte sie. Diese praktischen Erfahrungen habe man an mehreren Orten gemacht.

Konkret hatte Barbys Bauamtsleiter Holger Goldschmidt den Salzlandkreis um fachliche Hilfe gebeten, wie weiter mit dem „Problem Biber“ und dem uralten Eichenhain auf dem Hohen Werder umgegangen werden soll. In den Jahren hatte der Nager immer wieder junge Eichen und Obstbäume umgelegt. Letztere gehören zu einer alten Streuobstwiese, wie es nur noch wenige gibt. Eva Beyer bestätigte, dass der Werder den Status eines geschützten Biotops habe.

Die einzige Lösung seien Baumschutzmanschetten aus Maschendraht. Auch nach der Attacke, bei der 2010 drei Bäume geschädigt wurden, schwärmten Bauhofmitarbeiter mal wieder mit zugeschnittenem Maschendrahtsegmenten aus.

„Das hat uns über die Jahre schon einige Euro gekostet“, gestand Holger Goldschmidt. Im Beisein der Salzlandkreis-Mitarbeiterinnen tat er das nicht ohne Hintergedanken. „Wir werden mal prüfen, ob wir Ihnen Zaun zur Verfügung stellen können“, versprach daraufhin Eva Beyer.

Und was ist daraus geworden? Die aktuelle Nachfrage an Holger Goldschmidt ergab: Zaun habe man vom Kreis nicht bekommen.

So wird der wertvolle Streuobstbestand von Jahr zu Jahr immer weniger.

Mit Blick auf die Obstbaumlücken empfahlen die Fachleute der Naturschutzbehörde Nachpflanzungen alter Hochstammsorten. Doch bisher geschah nichts. Es reagierte nur der Tourismusverein Grafschaft Barby und die Firma Cargill, die 2012 fünf Obstbäume spendeten und pflanzten. Vier haben bis heute überlebt, einer ging ein. In diesem Fall lag es nicht am Biber, weil die Bäume einen ordentlichen Schutz tragen.

Holger Goldschmidt verweist derweil auf anstehende Ausgleichspflanzungen, weil beim ländlichen Wegebau Flächen versiegelt werden. Davon profitierte im vergangenen Jahr der „Eichelwald“, wo junge Eichen in den Boden kamen. So war es auch schon mal 2008, wo von zehn Bäumen nur zwei überlebten. Ungenügender Schutz vor Verbiss war die Hauptursache. Laut Goldschmidt liege der Schwerpunkt in Sachen Ausgleichspflanzungen heute auf landschaftstypischen Laubgehölzen. Obstbäume stünden nicht auf der Agenda, was sich aber ändern könnte.

Das Areal ist in Trägerschaft der Reha-Klinik Barby. Mitte der 90er Jahre kamen Kommune und Klinik überein, dass Pflege und Verkehrssicherungspflicht die Stadt Barby übernimmt. Damals wurde der Werder im Zuge der „kurörtlichen Entwicklung“ parkähnlich gestaltet.