Gartenserie Aus Ästen Kunst machen

Aus dem, was einige Menschen verbrennen oder entsorgen, macht Günter Schürle Kunst. Der Schönebecker sammelt altes Holz.

Von Emily Engels 11.07.2016, 16:47

Schönebeck l Günter Schürles Leidenschaft fing mit Weinkorken an. „Bei Bekannten habe ich im Garten gesehen, was man aus dem Material Tolles machen kann“, so der 75-jährige Kleingärtner. Der Baum aus Korken, den er damals zu Gesicht bekam, war für ihn Anlass dazu, selbst kreativ zu werden. Mittlerweile gleicht der Kleingarten von Schürle einem Kunstatelier. Überall findet man Kunstwerke aus Holz, ausgeschnittene Figuren oder Material, die auf sein Hobby hindeuten, das er jetzt in einer Gemeinschaftsaktion der Volksstimme mit dem Verband der Gartenfreunde Schönebeck vorstellt.

Dass er mittlerweile auch andere Materialien als Korken für seine Kunstwerke benutzt, hatte zunächst praktische Gründe. „Zum einen bin ich nicht so der Weintrinker“, gibt er zu. Außerdem seien viele Weinkorken heutzutage aus Kunststoff.

Schürle ließ sich etwas einfallen. „Immer, wenn ich durch die Gegend radele und einen gefällten Baum oder Äste sehe, nehme ich mir davon etwas mit“, so der Hobby-Künstler. So sei es ihm letztens mit einer Borke eines Baumes gegangen. „Ich sah sie dort liegen, und sie lachte mich sofort an“, so Schürle.

Daraus sägt er sich dann selbst Platten unterschiedlicher Dicke, die er zum Beispiel an einer alten Schrankplatte mit Holzleim befestigt - und fertig ist das Kunstwerk.

Was daraus entsteht, ist für den Betrachter eine Augenweide: tolle Strukturen, unterschiedliche Farbtöne und Tiefen und Muster, die entweder zufällig durch die Holzstruktur oder gezielt durch unterschiedliche Holzarten entstehen. Robinie oder Pappel seien Sorten, mit denen er am liebsten hantiert.

Seine Holzarbeiten findet man schon längst nicht mehr nur in seinem eigenen Kleingarten. In der ganzen Gartenanlage des Vereins Flora wimmelt es von seinen Kunstwerken. Das Kaffeehäuschen des Vereins dient mittlerweile als fester Ausstellungsraum, und auch im Bienenlehrgarten von Klaus Netzband findet man das ein oder andere Exemplar.

Doch verkaufen möchte der 75-jährige Schönebecker seine Kunst nicht. „Ich verschenke die Werke ausschließlich“, sagt er.

Dass der ehemalige Metallarbeiter, der 45 Jahre lang im Dieselmotorenwerk tätig war, jemals seine Zeit als Rentner mit Holzarbeiten verbringen würde, hätte er selbst nicht gedacht. Jetzt schwärmt Schürle regelrecht von dem natürlichen Material. „Holz ist so warm, hat etwas anziehendes, entspannendes“, sagt er.

Seine Frau Renate Schürle bestätigt: „Es geht ihm vor allem ums Material.“ Sie unterstützt ihren Mann tatkräftig bei seinem Hobby. „Beim Bergen der Bäume bin ich immer dabei“, sagt sie schmunzelnd.

Ihr Mann sei eigentlich mehr der Handwerker, meint Renate Schürle. Auch Günter Schürle bestätigt: „Die Inspiration kommt nicht aus mir heraus.“ Schaut man sich seinen Garten und all die darin beheimateten Kunstwerke an, wo keines dem anderen gleicht, kann man ihm diesen Satz kaum abnehmen.