Handel im Wandel in Calbe

Calbe l Nicht nur aus Sicht von Gewerbetreibenden hat sich in der Innenstadt eine schlimme Entwicklung vollzogen. „Die einst belebte Fußgängerzone ist immer mehr durch geschlossene Geschäfte und damit durch leere Schaufenster geprägt“, sagt Dieter Tischmeyer, der Vorsitzende der IGG. Die Mitglieder entschlossen sich deshalb Ende September dazu, mit der Ausgestaltung leerer Schaufenster einen neuen Vorstoß zu wagen (Volksstimme berichtete). Das Ziel: Der Gesamteindruck soll durch die Belebung zumindest etwas aufgewertet werden.

Dazu hat die IGG mittlerweile Gespräche mit den Eigentümern der leerstehenden Geschäfte in der Fußgängerzone im ersten Abschnitt der Wilhelm-Loewe-Straße geführt. „Hier ist der Leerstand am größten“, sagt Dieter Tischmeyer. Seinen Worten zufolge erklärten überraschend alle Eigentümer sofort ihr Einverständnis, die Schaufenster kostenlos zur Nutzung zu übergeben. „Natürlich müssen wir als IGG die derzeit mit alten Plakaten von Zirkus- und sonstigen Veranstaltern, die diese leeren Schaufenster zweckentfremdet für Plakatierung genutzt haben, säubern, damit man letztendlich wieder durchsehen kann“, sagt Tischmeyer.

Die Aktion begann „An den 7 Ecken“ im halbrunden Schaufenster der ehemaligen Kreuz-Drogerie. Dort wurde in Bild und kurzen Texten an die Bedeutung dieses historischen Platzes und an seinen Namensursprung erinnert. Zwei Schaufenster sind der IGG und deren Aktionen vorbehalten sowie zu den Themen“ 40 Jahre Roland in Calbe“ und „15 Jahre Wotanstor“ auf dem Wartenberg. Auch Calbes Verschönerungsverein hat ein Schaufenster mit seinen Projekten „Storchplatz“ und „Saalemauer“ übernommen und auf das für 2017 geplante Projekt „Teichanlage am Blücherstein“ hingewiesen.

Ein noch freies Schaufenster in Richtung Ritterstraße/Kirchplatz hat die IGG dem neu gegründeten Kirchbauverein angeboten, um auf ihre Aktionen hinzuweisen. „Sollten sich weitere Vereine oder Institutionen aus Calbe finden, die eine originelle Idee zur Schaufenstergestaltung haben, würden wir uns freuen“, sagt Tischmeyer.

Weiter ging es im ehemaligen Geschäft von Christa Daude. In einem der Schaufenster wird die Weihnachtsgeschichte mit den seinerzeit von IGG-Mitgliedern selbst gefertigten Figuren nachempfunden. Ein leuchtender Herrnhuter Stern komplettiert das Ensemble. In weiteren Schaufenstern finden sich weihnachtliche Motive und die Weihnachtspyramide im Miniaturformat sowie selbst gebastelten Wichtelpäckchen.

Ab dem Eingangsbereich der Fußgängerzone an der Schloßstraße wollen die Gewerbetreibenden zu einem kleinen geschichtlichen Rundgang durch die damalige „Querstraße“ in den 1920er und 30er Jahren einladen. Dazu nutzen sie alte Fotografien, um diesen Straßenzug mit seinen Besonderheiten zur damaligen Zeit zu beschreiben. Dabei leistete eine Calbenser Werbeagentur bei den ersten beiden Schaufenstern (des ehemaligen Getränkeladen ) Schützenhilfe. „Wenn es finanziell zu stemmen ist, würden wir dies gern in den weiteren leeren Schaufenstern fortführen“, sagt Tischmeyer. Es gebe nämlich noch viele schöne Fotos von der damaligen prachtvollen Einkaufsstraße mit ihren Ladengeschäften und amüsante kleine Geschichten dazu.

Mit der gemeinschaftlichen „Schaufensteraktion“ wollen die IGG-Mitglieder nicht nur „irgendetwas“ in die leeren Fenster bringen. Vielmehr wollen sie eine Beziehung zum „Handel & Wandel“ herstellen. „Wir wollen auch nicht jammern, wie schön damals alles war und wie schlecht heute alles geworden ist. Wir müssen realistisch zur Kenntnis nehmen, dass wir in einer völlig anderen Zeit leben, in der sich das Einkaufsverhalten verändert hat und der Einzelhandel in den kleineren Städten vor großen Herausforderungen steht, um sich zu behaupten“, sagt Tischmeyer. „Wir als Interessengemeinschaft der Gewerbetreibenden wollen uns weiterhin für unsere Innenstadt engagieren und uns für eine liebens- und lebenswerte Stadt einsetzen.“