Schifferschule  Neues Übergangswohnheim

30 Bewohner leben im neuen Übergangswohnheim des Kreises in Schönebeck. Bis zu 79 Zimmer können künftig insgesamt bezogen werden.

Von Klaus-Peter Voigt 19.02.2018, 23:01

Schönebeck l Auf den ersten Blick hat sich die alte Schifferschule am Ortseingang von Schönebeck in den vergangenen Monaten kaum verändert. Der Schein trügt, denn hinter der tristen Fassade werkelten Handwerker mehr als ein Jahr. Neue Fenster wurden eingesetzt, Türen ausgetauscht, Fußböden auf Vordermann gebracht, Elektroleitungen ebenso in Schuss gebracht wie Sanitäreinrichtungen. Die Ausstattung erfolgte in Anlehnung an den Entwurf der Leitlinien des Landes Sachsen-Anhalt für Übergangswohnheime und erweist sich damit etwas großzügiger als in einer Gemeinschaftsunterkunft.

Der Salzlandkreis hat sich des Gebäudes aus den 1950er Jahren angenommen und es als Übergangswohnheim hergerichtet. Seit dem vergangenen Dezember leben dort sogenannte bleibeberechtigte Ausländer, die auf dem freien Markt noch keine eigene Wohnung finden. Sie stammen unter anderem aus Syrien, Eritrea und Afghanistan.

Bei einem Rundgang überzeugten sich kürzlich die Mitglieder des Gesundheits- und Sozialausschusses des Kreistages davon, wie sich die alte Schifferschule nach den umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen präsentiert. Ursprünglich hatte sie in den zurückliegenden Jahren als Gemeinschaftsunterkunft mit rund 200 Plätzen gedient und war im Oktober 2016 leergezogen worden, um Baufreiheit zu schaffen. Eines wurde sofort deutlich: Entstanden ist ein zweckmäßiges Wohnheim, in dem die Bewohner trotzdem ohne Luxus und schon gar nicht mit goldenen Türklinken leben. Für jeden gibt es ein Einzelzimmer mit knapp 20 Quadratmetern Größe. Sanitäranlagen, Räume zum Wäschewaschen und Küchen gilt es gemeinsam zu nutzen. Die Erstausstattung der eigenen vier Wände zeigt sich eher spartanisch: Bett, Stuhl, Tisch, Schränke und ein Kühlschrank. Das entspricht dem Grundgedanken dieser Wohnungen. Mit ihnen starten die Bewohner in ihr selbstbestimmtes Leben in Deutschland. Sie ziehen mit einem klassischen Mietvertrag ein, zahlen ihre Miete an den Landkreis als Eigentümer. Der betreibt nach eigenen Angaben das Heim vorerst selbst und hat beispielsweise rund um die Uhr einen Wachdienst eingesetzt. Durch die im Moment geringe Belegung sei eine Vergabe an einen anderen Anbieter nicht zu realisieren, hieß es während der Sitzung des Gesundheits- und Sozialausschusses.

Zudem müssen sich die Frauen und Männer um ihre persönlichen Dinge wie Geschirr, Bettwäsche oder Fernsehgerät selbst kümmern. Die individuelle Ausstattung der Räume liegt in ihren Händen. Diese Investitionen machen Sinn, denn sobald sich eine eigene Wohnung in einem „normalen“ Wohnhaus findet, wird eine solche Grundausstattung sowieso benötigt.

Für den Landkreis bringt das Übergangsheim in Schönebeck ein wichtiges Plus bei der Betreuung von Ausländern, die zumeist als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind. Es ist künftig eine klare Trennung in Gemeinschaftsunterkünfte und Übergangswohnheim möglich. Eine gemischte Belegung in allen Unterkünften, bei denen unter anderem Frauen und Männer, die auf eine Bestätigung als Asylbewerber warten, mit bereits anerkannten Flüchtlingen wird ausgeschlossen.

In insgesamt vier eigene Übergangsheime und Gemeinschaftsunterkünfte in Aschersleben, Bernburg und Schönebeck hat der Landkreis nach eigenen Angaben seit 2015 rund 3,3 Millionen Euro an Investitionen aufgewendet. Rund 1,8 Millionen Euro davon wurden über Fördermittel erstattet. Daneben sind zurzeit 312 Wohnungen angemietet, von denen rund zwei Drittel belegt sind. Die anderen dienen als Reserve oder werden gerade für eine Nutzung hergerichtet. In Anbetracht der in den kommenden Monaten zu erwartenden Zuweisungen weiterer Menschen wird der Salzlandkreis diesen Bestand im Wesentlichen aufrecht erhalten.