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Straßenbau „Polterpiste“ zum Dorf

Die einzige Zufahrtsstraße nach Wespen bei Schönebeck ist 1,2 Kilometer lang. Jedoch lässt ihr baulicher Zustand arg zu wünschen übrig.

05.07.2017, 23:01

Wespen l Wenn ein Auto von der Barby-Gnadauer Chaussee nach Wespen abbiegt, hört man das. Nicht nur im jeweiligen Pkw, sondern sogar im Dorf. Denn die Kopfsteinpflasterstraße, auf der man sofort einen Vorkriegsfilm drehen könnte, poltert. Bei entsprechender Wetterlage trägt der Wind das Fahrgeräusch in die 230-Seelengemeinde. Doch damit nicht genug. Wer hier mit dem Fahrrad fährt, braucht ein Mordsgemüt und stabile Felgen. „Auf dieser Straße locken wir jedenfalls keine Radtouristen nach Wespen“, winkt Ortsbürgermeister Denis Funk ab. Und die kommen vor allem während der wärmeren Jahreszeit, um das Kleinod Schrotholzkirche zu bewundern. Zwar führt von Barby der glatte „Börde-Hamster-Weg“ nach Wespen – wer allerdings vom „Ringheiligtum“ kommt, benutzt ihn nicht. Der muss über die Polterstraße. Siehe oben.

Doch damit nicht genug. Die zweitkleinste Gemeinde der Stadt Barby kam 2011 in die Schlagzeilen. Damals brauchte man ein Amphibienfahrzeug, um nach Wespen zu gelangen. Die einzige Zufahrtsstraße war monatelang nicht befahrbar. In Höhe von „Sauern Zeitz“ stand seit Ende 2010 das Grundwasser, das zu allem Überfluss auch noch zu einem riesigen Eissee gefror. Die Umleitung führte über einen normalerweise gesperrten Feldweg, der sogar von Versorgungsfahrzeugen und Linienbussen befahren werden musste.

Seitdem ließen die ehemalige Ortsbürgermeisterin Gudrun Tulinski, ihr Nachfolger Denis Funk und Ortschaftsräte selten eine Möglichkeit aus, um auf die Misere aufmerksam zu machen. Doch bisher ohne Erfolg.

Jetzt haben Funk und sein Ortschaftsrat Rainer Reß einen Brief an den Bundestagsabgeordneten Burkhard Lischka (SPD) geschrieben. Der kam, um Unterstützung, eventuelle Geldquellen/Fördertöpfe für die Sanierung der maroden Kreisstraße 1280 auszuloten. „An der Prioritätenliste kann ich nichts ändern. Ich sehe nur eine Möglichkeit, wenn Mittel nicht abgerufen werden“, sagte Lischka. Es bestehe eine (geringe) Chance, wenn irgendwelche Straßenbauprojekte im Land aus welchen Gründen auch immer nicht realisiert würden. Dafür wolle sich Burkhard Lischka bei Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) einsetzen.

Am Vororttermin nahm auch Ralf Felgenträger, Leiter des Kreiswirtschaftsbetriebes, teil. Er ist als Vertreter des Salzlandkreises für die Kreisstraße zuständig. Felgenträger wiederholte eine Formel, die er in solchen Fällen immer aus seinem Repertoire holt: „Wir haben kein Geld.“ Der DIN-gerechte Ausbau der Straße würde rund 1,9 Millionen Euro kosten.

Dabei würde sie von den aktuellen fünf auf geforderte 6,50 Meter verbreitert. Nur eine dünne Asphaltschicht darüber ziehen, wie es sich die Wespener als Spar-Variante vorstellen können, funktioniere aus baustatischen und Finanzierungsgründen nicht. „Wenn wir nicht DIN-gerecht bauen, gibt es keine Fördermittel“, stellte Felgenträger klar. Und überhaupt: Wären nicht die Hochwassersanierungen (wie zum Beispiel die Brücken und Fahrbahn zwischen Rosenburg und Breitenhagen), würde es im Salzlandkreis 2017 keine einzige Baustelle geben. „Der Landkreis hat 90 Millionen Nasse im Haushalt“, winkte Ralf Felgenträger ab.

Auch zur zuvor beschriebenen Situation in „Sauern Zeitz“ sagte er etwas. Hier befindet sich eine Senke, die eigentlich ausgeglichen werden müsste. „Wir haben mal recherchiert“, so der Mann vom Landkreis, „Seit 1958 hat dort zum ersten Mal wochenlang das Wasser gestanden.“ Das rechtfertige nicht die kostenintensive Reaktivierung des Abflussgrabens in Richtung Kiessee Pömmelte. „Und was ist, wenn das Drängewasser wieder steigt“, hakte Rainer Reß nach, und jeglicher Verkehr erneut über den Feldweg müsste? Und das vielleicht bei hohem Schnee im Winter? „Dann werden wir operativ Regelungen schaffen, die Nebenstrecke frei zu halten“, so Felgenträger.

Fazit: Die Hoffnung der Wespener ruht nun auf den Schultern von Burkhard Lischka, der die Quadratur des Kreises versuchen will.