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Spielzeitbilanz Eine gute Chancenauswertung

TdA-Intendant Alexander Netschajew zieht für die Spielzeit 2014/15 eine positive Bilanz.

Von Donald Lyko 03.09.2015, 01:01

Stendal l Alexander Netschajew hebt das Heft der aktuellen Spielzeit in die Höhe – nicht, um dafür zu werben, sondern wegen des Wortes darauf: Respekt! Es ist der Titel der Spielzeit, aber auch das Wort, das dem Intendanten des Theaters der Altmark am passendsten erscheint, um die Leistung seiner 68 festen Mitarbeiter in der vergangenen Spielzeit zusammenzufassen. „Ich wüsste nicht, wie wir es noch besser machen können“, sagt er im Gespräch mit der Volksstimme, spricht von „sehr guter Chancenauswertung“. Und nennt Zahlen. So wurden im Haushaltsjahr 2014 insgesamt 58 154 Zuschauer erreicht. Zum Vergleich: Im Theatervertrag werden 55 000 gefordert. Im vergangenen Jahr gab es weit über 600 Aufführungen und Veranstaltungen, wozu die Vorstellungen in beiden Häusern ebenso gehören wie Workshops, Klassenzimmerstücke, Führungen oder Lesungen. Im Schnitt sind das also zwei TdA-Angebote pro Tag – etwa so viele wie am Schauspielhaus Bochum, dort allerdings mit deutlich mehr Mitarbeitern.

Der Kostendeckungsgrad liegt bei 15 Prozent. Was sich für Außenstehende wenig anhört, kommentiert Alexander Netschajew als „für Sachsen-Anhalt sensationell“, denn andere Häuser im Land liegen deutlich darunter. Die vergangene Spielzeit habe gezeigt, „dass wir auf einem sehr guten Weg sind“, erklärt der Intendant. Zur Erfolgsgeschichte haben die knapp 11 000 Besucher des Weihnachtsmärchens „Hänsel und Gretel“ beigetragen. Erstmals ist mit einem Märchen die 10 000er-Marke geknackt worden. „Das ist das allerschönste Lob“, sagt Netschajew. In Stendal hatte es 20 Vorstellungen mit zusammen 6000 Zuschauern gegeben, die anderen haben „Hänsel und Gretel“ während der 17 Gastspiele gesehen.

Sehr erfolgreich in der „Familie“-Spielzeit war auch der Klassiker „Romeo und Julia“ im Kloster Arendsee. Bei fünf Vorstellungen wurden 1179 Besucher begrüßt. Im Durchschnitt waren das 236 Gäste pro Vorstellung. Im Vorjahr bei Dürrenmatts „Besuch der alten Damen“ lag der Durchschnitt (bei sechs Vorstellungen) bei 145 Zuschauern. Davor hatten 1039 Besucher in neun Vorstellungen „Diener zweier Herren“ gesehen. Es habe sich auf jeden Fall gelohnt, die Platzanzahl von 100 auf 200 zu verdoppeln, so Netschajew, einige mussten sogar noch auf der Wiese sitzen. Den Erfolg des Sommertheaters im Kloster teilt das TdA gern mit den Partnern, dem Kloster-Verein und der Sparkasse Altmark-West, die eine umfangreiche Plakat- und Kartenwerbung ermöglicht hatte. Zudem hatte sich David Lenard, der das Stück inszeniert hat, viel Zeit genommen, die Bühnenfassung für das Kloster umzuarrangieren.

Sehr gut besucht war in der vergangenen Spielzeit auch „Maske in Blau“. Allein diese Aufführungen und einige von „Die Drei von der Tankstelle“ haben dem TdA im Haushaltsjahr 2014 Einnahmen von zirka 80 000 Euro beschert. Netschajew: „Es spricht sich immer mehr rum, dass Stendal auch Musiktheater kann.“ Es werden tolle Produktionen geboten, „die zudem wirtschaftlich Sinn machen“. Die Entscheidung seines Vorgängers Dirk Löschner und anderer vor vier, fünf Jahren, eine Kooperation des TdA mit den Brandenburger Sinfonikern aufzubauen, verdiene viel Lob. Beide Häuser seien weit genug auseinander, um keine Konkurrenz zu sein, aber nah genug für eine Zusammenarbeit bei musikalischen Produktionen. Das Orchester gibt zudem regelmäßig sehr gut besuchte Sinfoniekonzerte. „Das ist ein Segen für das Haus und für die Leute“, sagt Alexander Netschajew.

Zum Rückblick auf die vergangene Spielzeit gehört die Modernisierung der Obermaschinerie. 489 000 Euro waren dafür veranschlagt, gekostet hat es am Ende „nur“ 450 000 Euro. „Es wurde also eine spürbare Summe eingespart“, fasst es Netschajew zusammen. Einer, der daran großen Anteil hat, ist der technische Direktor des TdA, Andreas Lerch. „Er hat sich da richtig reingefuchst, hat die gesamte technische Abteilung eingeplant“, lobt der Intendant.

Eines liegt ihm noch besonders am Herzen, wenn er auf die Spielzeit 2014/15 schaut: das Traumfrauen-Projekt mit acht Frauen und einem Mann, alle langzeitarbeitslos. Knapp ein dreiviertel Jahr dauerte das theaterpädagogische Gemeinschaftsprojekt mit dem Jobcenter, das mit einer Aufführung endete. Es sei ein sehr erfolgreiches Projekt gewesen, was die anschließende Vermittlung der Teilnehmer betrifft. „Und es hat Vorurteile gegenüber Langzeitarbeitslosen abgebaut“, sagt Netschajew.

Vorurteile abbauen, auch darin sieht der Intendant den Bildungsauftrag des Theaters. Nach den „Wohlfühlthemen“ Heimat und Familien in den beiden vergangenen Spielzeiten werden mit der jetzt beginnenden Respekt!-Spielzeit Bereiche betreten, „bei denen Stellung bezogen werden muss“.