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Arensberg Wehrleiter durfte er nie sein

Burkhard Neumann ist in Arensberg Vorsitzender des Feuerwehr-Fördervereins. Und er ist seit 1996 Kreis-Brandschutz-Abschnittsleiter.

Von Axel Junker 30.12.2015, 00:01

Arensberg l „Wenn die Alten mit der Spritze geübt haben, waren wir Kinder immer dabei“, erinnert sich Burkhard Neumann (51) an seine ersten Begegnungen mit den Themen Feuerwehr und Brandschutz. 1984 trat er in die Arensberger Feuerwehr ein. „Dazu hat mich keiner getriezt. Ich bin freiwillig eingetreten“, erzählt Neumann auch mit Blick auf Vater Erhard Neumann, der bis 1990 der Wehrleiter in dem Bismarker Ortsteil war.

1989 begann Burkhard Neumann mit dem „organisierten Selbststudium zur Offiziersausbildung“ beim Volkspolizeikreisamt in Gardelegen. Die Ausbildung war die Grundlage für die Feuerwehrarbeit auf Leitungsebene. Der Abschluss fiel in die Wendezeit, war umstritten und umkämpft. Trotz allem erfolgte 1990 die Prüfung. In der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) „Roter Oktober“ Bismark verfügten seinerzeit nur Burkhard Neumann und sein Bruder Erwin über diese Ausbildung.

Von dem einstigen Bismarker Wehrleiter Joachim Hakenholz wurde Burkhard Neumann 1992 auf eine Mitarbeit in der Wirkungsbereichsleitung für die Region Bismark angesprochen. Zum 1. Januar 1996 wurde Neumann Nachfolger von Hakenholz. Der hatte sein Amt als Abschnittsleiter auf eigenen Wunsch niedergelegt. Zwischenzeitlich war der Wirkungsbereich Bismark 1994 im Rahmen der Gebietsreform vom Landkreis Gardelegen in den Landkreis Stendal gewechselt. 1996 war Neumann dann Leiter des Brandschutzabschnittes Bismark/Kläden.

In den Folgejahren wechselten die Abschnitte und Zuständigkeiten weitere Male. Beständig blieb nur Burkhard Neumann als Abschnittsleiter. 1997 musste er die zu Wendezeiten absolvierte Ausbildung für Führungskräfte der Feuerwehren noch einmal machen. „Da wurden wir auf Westniveau gebracht“, erinnert sich der Arensberger mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Seit 2010 ist Burkhard Neumann Leiter des Brandschutzabschnittes III im Landkreis Stendal. Nur der Kreisbrandmeister steht über ihm. In den Einheitsgemeinden Stendal und Bismark sowie der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck zeichnet der Arensberger für insgesamt 115 Orte verantwortlich. So viel wie in keinem anderen Abschnitt. Am 30. Juni 2016 endet seine laufende Amtszeit.

Seit über 23 Jahren arbeitet Burkhard Neumann in den übergeordneten Feuerwehrleitungen der Landkreise mit. Alles ehrenamtlich. „Selbstverständlich“, so Neumann. Am 1. Januar, also übermorgen, ist der 51-Jährige auf den Tag genau 20 Jahre als Abschnittsleiter in der Region tätig. In jüngster Zeit bestehen seine Aufgaben vermehrt aus repräsentativen Pflichten. „Bei größeren Einsätzen werde ich zudem über die Leitstelle als Führungskraft hinzugezogen“, erklärt Neumann.

Was treibt einen wie Burkhard Neumann, der sich zeitaufwendigen Hobbys wie Blasmusik, Karneval und Feuerwehr-Förderverein verschrieben hat, auch noch Leitungsaufgaben in der kreislichen Wehr zu übernehmen? „Anderen Leuten helfen und Unglücke vermeiden“, kommt der Arensberger mit einer Standard-Antwort. Er fügt aber hinzu: „Heutzutage müssten sich ja eigentlich alle, die Eigentum besitzen, in der Feuerwehr engagieren.“ Und die Hobbys und Funktionen wären natürlich ohne den starken Rückhalt der Familie nicht möglich.

Ende November wurde Burkhard Neumann vom Landrat zum Hauptbrandmeister befördert. Zudem zeichnete ihn die Bundesrepublik mit der Einsatzmedaille „Fluthilfe 2013“ aus. Zweieinhalb Jahre nach der Katastrophe. „Die Herstellung der Medaillen musste europaweit ausgeschrieben werden“, hat Neumann eine Erklärung für die Wartezeit.

Burkhard Neumann hatte nach der Wende die verschiedensten Führungsämter inne, doch Wehrleiter in seinem Heimatort Arensberg war er nie. „Man sollte in der Feuerwehr keine zwei Funktionen haben“, erklärt er ein ungeschriebenes Gesetz. „Trotzdem ist man natürlich bei allen Einsätzen und Veranstaltungen der eigenen Wehr dabei.“