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Leitstelle Altmark Zu viert in der Tagesschicht

Um die Soll-Stunden zu erreichen, wird die Tagesschicht der Leitstelle Altmark aufgestockt.

Von Donald Lyko 12.03.2016, 01:00

Stendal l Als vor gut zwei Wochen am Arbeitsgericht die Klage einer Mitarbeiterin der Integrierten Leitstelle (ILS) Altmark verhandelt wurde, wurde deren Kritik öffentlich. Nicht zum ersten Mal und für die Verantwortlichen alles andere als neu. Denn Stendals Landrat Carsten Wulfänger (CDU) bestätigte am Donnerstag im Kreisausschuss auf die Frage von Helga Paschke, Vorsitzende der Kreistagsfraktion Linke/Grüne, dass Mitarbeiter schriftlich auf Missstände hingewiesen hätten. Die Arbeitsbelastung war ebenso angesprochen worden wie fehlende Räume für die Pausen.

Lässt sich etwas ändern, „damit sich dieses negative Grundklima ändert“?, fragte sie und sprach konkret einen Aufenthaltsraum als „Rückzugsraum“ an. Es gibt eine Küche mit Sitzmöglichkeiten, in der die Mitarbeiter ihre Mahlzeiten einnehmen, „aber keinen Raum, in dem sie sich mal hinlegen können“, erklärte Sebastian Stoll (CDU), 2. Beigeordneter des Landrates. Bei 12-Stunden-Schichten, in denen derzeit gearbeitet wird, seien „kein Bett, keine Couch vorgesehen zum Ausruhen“.

Die Disponenten hätten aber „die Möglichkeit, die Bereitschaftszeit privat zu nutzen“, zum Lesen oder Musik hören auf Privatgeräten.

Eine Frage von Ausschussmitglied Wolfgang Kühnel (CDU), ob es unterschiedliche Interessen der Mitarbeiter aus der Ost- und der Westaltmark gibt, verneinte Stoll: „Es gibt keine Gruppenbildung.“ Mit der Frage zielte Kühnel auf die Fusion im Jahr 2013 ab, als die Mitarbeiter der früheren Leitstelle des Altmarkkreises Salzwedel in Klötze nach Stendal wechseln mussten. Von ihnen, so erklärte Stoll, sei damals der Wunsch gekommen, in 12-Stunden-Schichten zu arbeiten, damit sich die Fahrt nach Stendal überhaupt lohne. Darum gibt es aktuell eine Vier-Tage-Arbeitswoche mit 12-Stunden-Schichten, wobei zehn Stunden bezahlte Arbeit und zwei Stunden unbezahlte Bereitschaftszeit sind.

Ein halbes Jahr lang habe der Landkreis Stendal die Dauer von Telefongesprächen und des Funkverkehrs aufgelistet und ausgewertet, so Stoll, wobei es prozentuale Zuschläge für die Nachbearbeitung von Einsätzen (Stichwort Dokumentation) gab. Das Ergebnis: mehr als 25 Prozent Bereitschaftszeit.

Eine Entspannung der Situation habe es jetzt gegeben, weil Mitarbeiter, die 2015 länger krank waren, wieder im Einsatz sind. Aktuell gibt es 18 Disponenten in der Leitstelle Altmark, erklärte Stoll. Wegen der derzeit hohen Personaldecke habe es zum Stichtag 6. März sogar einen Minusstunden-Durchschnitt von 153 Stunden gegeben. Damit die Soll-Stunden erreicht werden, soll ab dem 1. April in der Tagesschicht ein vierter Mitarbeiter eingesetzt werden.

Stoll informierte am Donnerstag darüber, dass während einer Beratung mit den Disponenten seitens der Kreisverwaltung vorgeschlagen worden ist, zu einer Fünf-Tage-Arbeitswoche mit 8-Stunden-Schichten zu wechseln, wobei zu den acht Arbeitsstunden noch eine Stunde und 36 Minuten unbezahlte Bereitschaftszeit kämen. Der Vorschlag sei mehrheitlich abgelehnt worden. Die Stelle des Leitstellen-Leiters soll extern ausgeschrieben werden.

Salzwedels Landrat Michael Ziche (CDU) hatte kürzlich eingeräumt, dass die Arbeitsabläufe in der Leitstelle verbessert werden müssen. „Die Aufgaben der Leitstelle müssen sichergestellt, die Bedürfnisse der Mitarbeiter erfüllt werden“, sagte er gegenüber der Volksstimme. Allerdings hält er das Modell nach wie vor für richtig, es gebe wegen des Kostendrucks ohnehin keinen Weg zurück.