Meisterliches in der "Hall of Dance"

Stendal l Als die WCC-Herren mit ihrer Tanzshow „Mitternacht“ in den Wettbewerb einstiegen, war selbige noch ein paar Stunden entfernt. Verglichen mit der Konkurrenz sogar am entferntesten. Denn bei der Auslosung hatten die Wahrburger den ersten Startplatz bekommen – nicht gerade beliebt, weil die Jury sich meist für das Kommende Punkte-Spielraum lassen will. Dass die Sorge unbegründet war, zeigte sich spätestens bei der Siegerehrung – und ließ sich schon während des Auftrittes ahnen. Denn die WCC-Geister legten die Messlatte gleich sehr hoch, ihre Darbietung sorgte für den ersten Beifallssturm des sehr fairen Publikums, das alle Starter auf einer Welle der karnevalistischen Kameradschaft durch das Turnier trug.

Am Ende holten sich die Wahrburger den dritten Platz und bleiben damit Altmarkmeister. Der Sieg und auch der Preis des Publikums gingen in den Saalekreis zum Zscherbener Karneval Verein, der mit „Hercules“ den Wettbewerb abschloss. Dass es die Jury unter Leitung von Obmann Ulf Lehnert, Mitglied im Präsidium des Karneval-Landesverbandes Sachsen-Anhalt, nicht leicht hatte, wurde am Ende bei den Punkten deutlich, die recht eng beieinander lagen. Die Jury – aus jedem Verein war ein Mitglied vertreten – bewertete Choreografie, Kostüme, zur Thematik passende Musik, Ausführung des Themas sowie Originalität und Männerballetttypisches.

Am Ende fasste Dirk Vater, Präsident des Karneval-Landesverbandes Sachsen-Anhalt, es so zusammen: „Das war wieder ein sehr hohes Niveau. Wir haben wieder gezeigt: Wir Männer können tanzen.“ Schon zur Begrüßung kurz nach 18 Uhr hatte er sich gefreut über die Riesenstimmung im Saal. „Wir sind immer sehr gern hier“, versicherte Vater und erklärte damit, warum der Landesverband schon bis 2019 die Landesmeisterschaft der Männerballette an den WCC als Ausrichter und damit nach Stendal vergeben hat. Die elfte Landesmeisterschaft am Sonnabend war die mittlerweile fünfte, die der WCC als Abendveranstaltung ausgerichtet hat im „Adler“, vom seit Jahren eingespielten Moderatoren-Duo Tatjana Meissner und WCC-Präsident Frank Kruft gern als „Hall of Dance“ tituliert.

„Mittlerweile ist es so, dass etwas fehlen würde, wenn die Meisterschaft nicht in Stendal stattfinden würde“, kommentierte Stendals Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU), Schirmherr der Veranstaltung, die Turnier-Treue zur Hansestadt. Und für die Ausrichter gab es noch ein Extralob: „Der WCC strahlt weit über die Stadtgrenzen hinaus.“ So weit, dass unter den Gästen im Saal auch fünf Vereine aus benachbarten Bundesländern waren.

Als Gastgeber übernahmen die Wahrburger das Rahmenprogramm. Die Tanzmariechen Sophie Johr (amtierende Landesmeisterin) und Solveig Wolter (Drittplatzierte der Junioren-Landesmeisterschaft) sorgten ebenso für Stimmung wie das Junioren-Showballett (Vize-Landesmeister) und das Showballett des WCC.

Im Mittelpunkt standen aber die 14 Männerballette, die das Publikum mitnahmen nach Afrika, in den Märchenwald, in die 1990er Jahre oder die Antike. Schuljungen eroberten die Bühne ebenso wie Piraten, Steinzeitmenschen und Hexen. Sie alle bewiesen, dass tanzende Herren im Karneval heute meilenweit von den früher oft belächelten „Schwanensee“-Hüpfern im Tütü entfernt sind – im positivsten Sinne. Sie zeigen einfallsreiche Choreografien auf tänzerisch hohem Laien-Niveau, nicht selten gespickt mit akrobatischen Einlagen. Es macht einfach Spaß, ihnen dabei zuzuschauen.

In diesem Sinne lohnt sich schon jetzt ein Eintrag im Kalender 2018: Am 24. März findet im „Schwarzen Adler“ die 12. LM der Männerballette statt.