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Burgfest Privilegien eines Kaisers

Bei einer Tasse Kaffee plaudert Rüdiger Albrecht über seine Auftritte als gekröntes Haupt in Tangermünde.

Von Rudi-Michael Wienecke 27.08.2016, 10:00

Tangermünde/Buch l Das Haar ist, mit Verlaub, schon etwas schütter. Trotzdem haben sich seine Durchlaucht gut gehalten. Man sieht seiner Majestät seine 700 Lenze überhaupt nicht an. „Nun, das ist eines meiner Privilegien“, schmunzelt Kaiser Karl IV. alias Rüdiger Albrecht (49). Letzter betreibt mit seiner Ehefrau Steffi in Buch den Hof Albrecht, einen Reiterhof mit Pensionsbetrieb.

Während der großen Tangermünder 1000-Jahr-Feier vor sieben Jahren stieg er erstmals in den Sattel des Kaiserrosses und mittlerweile geht er in der Rolle auf. Die aktuellen Vorbereitungen für seinen großen Auftritt in genau zwei Wochen sind aber noch eher passiver Art. Karl IV. trägt Bart. „Deshalb lasse ich jetzt meinen Stoppeln freien Lauf“, lacht Albrecht.

Welche Privilegien, außer dem der ewigen Jugend, hat er noch? Der drahtige Pferdemann überlegt verschmitzt: „Man wird hofiert.“ Während des Kaiserempfangs machen ihm nicht nur die Vertreter der Wirtschaft ihre Aufwartung, sondern auch die Politiker mit dem Bürgermeister an der Spitze. Auch während des Umzuges kann „ich ganz Kaiser sein“. Angeführt vom Herold, begleitet vom Gefolge, blickt Karl IV. milde lächelnd und winkend vom hohen Ross auf das Volk zu seinen Füßen herab.

Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Im Gegensatz zum Mittelalter, wo sich ein römisch-deutscher Kaiser und seinesgleichen so ziemlich alles erlauben konnten, gilt es heutzutage Rücksicht zu nehmen. Die Reiter müssen ihre Pferde jeder Zeit in Griff haben. Würde einer der Vierbeiner durch den Trubel in Panik geraten und durchgehen, könnte dies schlimme Folgen haben. Das Team vom Hof Albrecht setzt deshalb auf Sicherheit, greift teilweise auf erfahrene Pferde aus befreundeten Vereinen zurück.

An einen kleinen Zwischenfall kann sich Albrecht aber doch erinnern. Der edle Reitersmann kollidierte mit dem Stand eines Weinhändlers, zwei Flaschen voller edler Tropfen gingen zu Bruch. „Gott sei Dank war es kein Weinballon“, so der Bucher zurückblickend. Der Händler habe den Verlust verziehen. Auch das mag ein Privileg sein.

Haben Majestät weitere? Eventuell regelmäßige Steuereinnahmen aus dem Stadtsäckel? Albrecht schüttelt lachend den Kopf. „Aber man wird wiedererkannt.“ „Guck mal, der Kaiser“, hörte er bereits mehrmals an Tagen, an denen er nicht in die Stadt einritt, sondern als einfacher Passant von Laden zu Laden durch die Stadt schlenderte. Für den Unternehmer Albrecht gibt es aber noch ein viel wichtigeres Privileg - die Werbung. Er ist der einzige Kaiser Tangermündes, und mit diesen Pfunden kann er wuchern. Seine Feriengäste lässt er im Kaiserzimmer nächtigen, ins Kaiserstübchen lädt er zum Umtrunk. An den Wänden zeugen die Bilder von ihm und seiner Gemahlin im edlen Gewande von der einmaligen Rolle.

Dann war es das aber schon mit den Privilegien. Eigener Salon im historischen Rathaus? Fehlanzeige. Kostenlose Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel? Fehlanzeige. „Selbst wenn er falsch parkt, steckt er ein Knöllchen ein“, fügt Ehefrau Steffi im leicht ironischen Unterton dem Gespräch hinzu. Karl VI. alias Rüdiger Albrecht kontert gelassen: „Ein Privileg fällt mir da noch ein. Meine Frau gestattet mir zum Burgfest mit Leoni Schmidt eine jüngere Kaiserin an meiner Seite zu haben.“ Nun ja, Kaiser können sich doch (fast) alles erlauben.