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Erziehung Wo Krisen in guten Händen sind

Seit 25 Jahren gibt es in Stendal die Erziehungs- und Familienberatungsstelle. Sie ist Anlaufpunkt für Eltern und Kinder gleichermaßen.

Von Nora Knappe 02.11.2016, 00:01

Stendal l Mit der Erziehungs- und Familenberatungsstelle Stendal ist es wie mit vielen sozialen und karitativen Einrichtungen: Irgendwie wünscht man sich, es müsste sie nicht geben. Diesen Gedanken sprach gestern auch Mirko Günther aus, spann ihn jedoch gleich weiter: „Die Dinge verändern sich aber und machen dieses Angebot auch nach 25 Jahren noch notwendig.“ Der Geschäftsführer des Paritätischen Sozialwerks Kinder- und Jugendhilfe war zur Feier des 25-jährigen Bestehens der Stendaler Stelle gekommen und freute sich für und mit dem Stendaler Team darüber, dass „wir nirgends so wenig um eine Beratungsstelle bangen müssen wie hier“. Dies sagte er nicht nur anerkennend Richtung Team, sondern auch zu Jugendamtsleiterin Kathrin Müller, auf deren Unterstützung der Paritätische als Träger immer habe bauen können.

Die Erziehungs- und Familienberatungsstelle Stendal gibt es seit November 1991, fast zeitgleich eröffnete damals auch die Außenstelle Osterburg, hinzugekommen ist eine Sprechstunde in Havelberg. Die Beratung findet direkt in der Einrichtung in Stendal oder Osterburg statt, aber die Mitarbeiterinnen gehen ebenso in Schulen oder bieten besondere Veranstaltungen wie Elternfrühstück oder Entspannungskurse für Schüler.

Auf die Anfänge und Entwicklungen schaute die Leiterin der Einrichtung, Marion Magerin, im Kreise der Gästeschar kurz zurück, kam dabei auch auf die veränderten Problemlagen und Anforderungen zu sprechen: „Waren es anfangs überwiegend Kernfamilien aus Mutter, Vater, Kind, die zu uns kamen, sind es über die Jahre vermehrt Patchworkfamilien, aber auch Alleinerziehende und Regenbogenfamilien geworden.“ Die Komplexität der Probleme habe zugenommen, Arbeitslosigkeit und Drogenkonsum hätten daran ihren Anteil. Zudem ändere sich hin und wieder die Gesetzgebung – auch dies eine Anforderung an die Mitarbeiter.

Wenn Eltern, die bei ihnen in der Beratung waren, sie weiterempfehlen und anderen Eltern Mut machen, dieses Angebot ebenfalls zu nutzen, dann sei ihre Arbeit gelungen, sagt Marion Magerin. „Unsere Arbeit ist zwar schwierig und oftmals kompliziert, aber wir bekommen auch viel zurück.“ Das Weiterempfohlenwerden gehört ebenso dazu wie das Lächeln eines Kindes, das hier Hilfe gefunden hat.

Dass die Beratungsstelle kein Supermarkt ist, in dem man sich schöne fertige Produkte aussucht, die einem das Leben bequem und einfach machen, sei nicht allen Ratsuchenden bewusst. „Wir haben keine fertigen Lösungsansätze, die für jeden mit demselben Problem gelten“, macht Magerin klar, „Eltern werden bei uns gefordert, das ist auch für sie richtig anstrengend.“ Das Credo des in verschiedensten Fachrichtungen ausgebildeten und spezialisierten Teams ist, „die Ressourcen der Eltern zu stärken, sie in dem zu bekräftigen, was funktioniert“. „Unser Anliegen ist es, im Einvernehmen mit den Erziehungsberechtigten Lösungen zu finden.“ Was nicht unbedingt einfach ist, wenn eben diese Erziehungsberechtigten tief zerstritten sind und sich bereits vor Gericht gegenüberstanden.

Den fünf Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle hilft es da natürlich, gut vernetzt zu sein – Pro Familia, Caritas, Schuldnerberatung und Suchtberatung sind ebenso Partner wie das Jugendamt des Landkreises Stendal.