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Graffiti Ein Hochhaus auf dem Hochhaus

Die Stendaler Wohnungsbaugesellschaft (SWG) lässt in der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße ein neues Graffiti anbringen.

Von Anne Toss 12.05.2017, 01:01

Stendal l Ein Foto in dem sozialen Netzwerk Facebook gab den ersten Hinweis: In der Stendaler Dr.-Kurt-Schumacher-Straße wird ein Hochhaus der SWG erneut mit einem Graffiti versehen. Über das Motiv wird seither eifrig spekuliert. Ob es denn wieder ein Tier sein wird? „Wir selbst haben uns nie auf Tiere geeicht“, sagt Daniel Jircik, Geschäftsführer der SWG, „die Motive haben sich einfach durch die Nähe zum erweiterten Tiergarten-Viertel ergeben.“

Deshalb sei auch er überrascht gewesen, als ihm zu Ohren kam, dass viele davon ausgehen, dass in der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße natürlich wieder ein Tier auf die Hauswand gesprüht werde. „Dabei haben wir ja durchaus auch andere Sachen gemacht“, sagt Jircik und erinnert an das erste Bild zweier junger Damen in der Röxer Straße und an Heinrich Zille in der Hängematte in der nach dem Künstler benannten Straße.

Dennoch sind die Tiermotive wohl die bekanntesten Graffitis und haben sich bereits zu kleinen Wahrzeichen innerhalb der Stadt entwickelt. So prangt an dem Elfgeschosser an der Stadtseeallee „King Kong“, am Elfer in der Carl-Hagenbeck-Straße posiert ein Chamäleon und an der Einfahrt zum Tiergartenviertel ein Tiger.

Dieses Mal soll jedoch etwas ganz anderes das Hochhaus zieren. „Wir hatten eine komplett neue Idee und zwar zum Thema Hochhaus“, sagt Jircik, „spannend ist es doch, ein Hochhaus auf dem Hochhaus zu haben.“ Der Elfgeschosser soll in naher Zukunft somit ein gewisses New-York-Flair versprühen. „Es werden die typisch amerikanischen Brandschutztreppen und Backsteinwände zu sehen sein“, verrät Daniel Jircik. Und es wird ein vollflächiges Bild. „Das haben wir uns bisher nicht getraut.“

Jircik bezieht in diesem Fall die Magdeburger Firma „Strichcode“, die zum wiederholten Male das Sprühen eines Graffitis für die SWG übernommen hat, mit ein. „Die Jungs haben beispielsweise schon den King Kong und das Chamäleon gesprüht“, sagt Jircik. Aber auch für sie ist das Hochhaus auf dem Hochhaus ihr bisher größtes Projekt. „Es ist schon ein großes Ding über mehrere Gerüstetagen hinweg“, sagt Tobias Hildebrandt von „Strichcode“ und blickt an der Fassade entlang rund 35 Meter in die Höhe. „Da verläuft ja allein ein Fenster schon über mehrere Stockwerke.“

Er und sein Kollege Gordon Motsch arbeiten zurzeit an dem Graffiti. Die Ausmaße stellen auch sie vor Hindernisse: „Die große Schwierigkeit bei dieser Dimension ist, dass man auf dem Gerüst nicht mal schnell einen Schritt zurückgehen kann und dann sieht, wie sich das Graffiti insgesamt entwickelt“, sagt Hildebrandt. Anhand eines Rasters, das sie auf die Wand gezeichnet haben, wollen sie nun den Entwurf Stück für Stück übertragen. „Und die Gerüstarbeit geht natürlich auch ordentlich in die Knochen“, sagt Hildebrandt, „man muss stehen, hocken, klettern.“

Die Firma, bestehend aus fünf Magdeburgern, bietet seit 2007 die Wandgestaltung mit Graffitis an. „Wir haben einfach das Potenzial entdeckt. Am Anfang haben wir nur kleine Aufträge gesprüht und damit unser Studium finanziert. Mittlerweile können wir davon leben“, sagt Hildebrandt.

Wenn alles nach Plan läuft und das Wetter trocken bleibt, könnte das Graffiti in drei bis vier Wochen fertig sein. Aller Voraussicht nach ist es zudem das letzte Hochhaus, das besprüht wird. „Wir haben ja nur drei“, sagt Jircik und lacht.