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Mit viel MutStaffelderin kämpft gegen den Krebs

Diagnose Brustkrebs. Seit sieben Monaten kämpft Regine Tille gegen die Krankheit.

Von Volker Langner 15.09.2016, 01:01

Staffelde l Ein erstes Anzeichen war beunruhigend, die Diagnose niederschmetternd: Brustkrebs. Der 12. Februar dieses Jahres, ein Freitag, hat sich in das Gedächtnis von Regine Tille eingebrannt. Bei der Morgenwäsche spürte sie etwas Hartes in der Brust, einen Knoten. Krebs? Ein unendlich lang erscheinendes Wochenende musste vergehen, ehe sie bangen Schrittes einen Frauenarzt aufsuchte. Da sei etwas, bestätigte er und überwies sie zur genauen Diagnose. Regine Tille suchte das Brustzentrum „Altmark“ in Stendal auf. Nach ersten Untersuchungen dann das befürchtete Ergebnis: Krebs.

Regine Tille hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. „Krebs war für mich gleich Tod“, umschreibt die Staffelderin ihr Gefühlsleben von damals, sagt dann aber mit fester Stimme: „Der Tod ist inzwischen nicht mehr allgegenwärtig. Ich will gesund werden – auch wenn es mitunter eine Quälerei ist.“

Das bezieht die 48-Jährige vornehmlich auf die Chemotherapie, zu der sie zweimal im Monat musste. Diese Behandlung war unumgänglich, nachdem bei einer zweiten Operation Ende März Krebsbefall in Lymphknoten festgestellt worden war. Vier Wochen später startete die Chemo. Mit Problemen. Erst zog sich Regine Tille eine Thrombose zu, wenig später musste sie mit 41 Grad Fieber in die Frauenklinik und in Quarantäne. „Da hat der Sensenmann wohl mal angeklopft“, blickt die Frau mit einer Portion Galgenhumor zurück. Angst habe sie damals vor allem um „meine Jungs“ gehabt, sagt sie und meint ihren Mann und ihren 21-jährigen Sohn Niklas, die ihr großer Rückhalt sind.

Mit Tabletten versuchten die Mediziner, die Folgen der Chemotherapie abzufedern. Kopf- und Muskelschmerzen, Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit gehörten dennoch zu den Begleiterscheinungen, vor allem unmittelbar nach den 14-täglichen Therapiestunden. „Ich war schlapp, müde, wie unter Drogen“, beschreibt Regine Tille. Und die Chemo kosteten ihr die Haare. „Das war am Anfang natürlich ganz schlimm, aber jetzt sage ich mir: Was sind schon Haare. Die wachsen nach der Chemo schon wieder.“

Mut sprechen ihr auch die Mitarbeiter im Brustzentrum zu, das sie unter anderem jeden zweiten Tag zur Blutkontrolle aufsucht. „Dort habe ich mich von Anfang an gut aufgehoben gefühlt“, so Regine Tille. Leiterin Dr. Andrea Stefek sei sehr offen und einfühlsam, die Termine seien engmaschig. „Ich kann Brustzentrum und Frauenklinik nur loben“, fasst Regine Tille zusammen und erzählt: „Ich kann alles fragen, werde nie abgewimmelt. Man nimmt sich Zeit.“ Besonders die Art der Mitarbeiterinnen im Brustzentrum empfindet sie als wohltuend. „Wir erzählen viel, lachen, heulen auch mal. Die Chemo-Schwestern sind schon fast wie Freundinnen.“

Apropos Freundin: Als eine echte solche hat sich für Regine Tille die Stendalerin Kerstin Seguin erwiesen. „Sie ist meine Fee. Sie ist immer für mich da. Sie kommt einfach mit ihrem Rotkäppchenkorb vorbei, in dem sie einen Kuchen hat, quatscht mit mir und putzt dann“, berichtet die Staffelderin. Haushalt und Grundstück kann sie nämlich derzeit nicht allein so in Schuss halten, wie sie gerne möchte. Ihr Frühstücksgeschirr kann sie abwaschen, aber eigentlich normale Tätigkeiten wie Betten abziehen oder Fenster putzen sind nicht drin. „Dafür bin ich zu schwach.“

Da helfen nicht nur die Freundin oder die nette Nachbarin, die auf dem Friedhof ein Tille-Grab gießt – „Mir fehlt die Kraft, die Kanne anzuheben“ –, sondern natürlich vornehmlich ihre „Jungs“. Ihr Mann, der auf Montage arbeitet, kann inzwischen „besser Fenster putzen als ich“. Besonders stolz ist sie auf Sohn Niklas, der aus ihrer Sicht „ganz schnell erwachsen werden musste“ und sie toll umsorgt habe. Als sie besonders wacklig auf den Beinen war, wusch er seine Mutter sogar.

Aus ihrer Familie zieht sie ein Stück weit Optimismus, wieder gesund zu werden. Und den Willen. Mit Mann und Sohn möchte sie noch viel gemeinsame Zeit erleben. Dabei denkt sie vorerst in kleinen Etappen. So hatte sie Anfang September ihrer neunten und erhofften letzten Chemotherapie. „Jetzt kann ich mich vier Woche erholen, das habe ich auch bitter nötig“, erzählt Regine Tille, für die dann 30 Bestrahlungen anstehen.

Und nachdem sie im Mai eine lange geplante Kreuzfahrt nicht antreten konnte, hofft sie auf einen Urlaub im Oktober, sehnt ihn herbei. „Es soll irgendwo ins Warme gehen. Mit meinem Mann und Freunden. Einfach nur relaxen, einfach mal abschalten."