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Prozess Mit der Faust ins Gesicht geschlagen

Gewalttaten im Trinker- und Drogenmilieu stehen im Mittelpunkt des am Dienstag begonnenen Prozesses vor dem Amtsgericht in Stendal.

Von Wolfgang Biermann 31.08.2016, 13:36

Stendal l Um Gewalttaten im Stendaler Trinker- und Drogenmilieu geht es in einem am Dienstag vor dem Amtsgericht begonnenen Prozess. Ein 31-jähriger Stendaler ist angeklagt, unter Rauschgift und Alkohol stehend, am Abend des 18. Mai dieses Jahres einen ebenfalls alkoholisierten 55-Jährigen erst zu Boden gebracht, dann mehrfach heftig mit der Faust ins Gesicht geschlagen, zweimal in den Bauch getreten und um eine Silberkette beraubt zu haben.

Tatort soll die als „Platte“ bekannte Freifläche hinter dem Einkaufszentrum im Wohngebiet Stadtsee gewesen sein. Ausgelöst worden sein soll die Attacke durch das spätere Opfer, das den Angeklagten aufgefordert haben soll, seinen freilaufenden Hund anzuleinen.

Der 55-Jährige trug erhebliche Verletzungen davon, unter anderem eine Mittelgesichtsfraktur und Rippenprellungen. Als die Polizei mit mehreren Funkstreifen eintraf, soll sich der Angeklagte der Festnahme widersetzt, die Beamten beleidigt und bedroht sowie einen von ihnen bespuckt haben. Ähnliches soll schon am 13. Januar bei einem anderen Einsatz passiert sein. Am 18. Mai sollen bei der Festnahme „Hure“ und andere Schimpfworte in Richtung Polizei gefallen sein.

„Du wirst sterben“ und „Ich werde dich töten“, schreibt die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten unter anderem als Drohungen gegen die Beamten zu. „Ich kann mich nicht groß erinnern“, sagte der Angeklagte zum Prozessauftakt. Im Kern stimme das aber, was in der Anklage stehe. Er will den 55-Jährigen allerdings nur mit der flachen Hand geschlagen und bei der Attacke nicht auf ihm gesessen haben. Die Kette hätte er dem Opfer nicht entrissen, sondern am Verschluss geöffnet, also nicht geraubt. Er hätte sie später zurückgeben wollen. Dazu sei es aber nicht gekommen, weil er festgenommen worden und in U-Haft gekommen sei. Mittels Blutentnahme wurden im Januar 1,69 Promille und im Mai 1,32 Promille Alkohol festgestellt. Dazu auch Rauschgiftspuren.

Den Drogenkonsum räumte er ein: „Ich rauche täglich einen Joint.“ Seinen Angaben zur Tat widersprachen zwei Augenzeugen. Demnach schlug der 31-Jährige mit der Faust zu und riss die Kette an sich. Das Opfer selbst gab an, sich überhaupt nicht an den Vorfall erinnern zu können. Er sei erst im Krankenhaus aufgewacht. Recht genau erinnerte er sich jedoch an den Alkoholkonsum zuvor: Bier und „Flachmänner“ mit Pfefferminzlikör. 2,93 Promille ergab die Blutprobe.

Laut ärztlichem Attest hat er seit Juni eine große Operation im Kieferbereich hinter und eine weitere 2017 vor sich. Der 55-Jährige fordert im Prozess als Nebenkläger Schmerzensgeld vom Angeklagten. Nach weiteren Zeugenaussagen wird am 6. September das Urteil erwartet.