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Rolandfest West-Star flüchtete durch die Küche

Am Freitag beginnt in Stendal das 50. Rolandfest. Es ist das Fest mit der längsten Tradition in Sachsen-Anhalt.

Von Thomas Pusch 09.06.2017, 01:01

Stendal l 1965 wurde in Stendal das 800-jährige Bestehen der Stadt gefeiert. Da kam Otto Standke, damals verantwortlich für die Kulturveranstaltungen in der Stadt, auf die Idee, ein regelmäßiges Fest daraus zu machen. Zwei Jahre später war es dann soweit, „und jetzt ist das Rolandfest das Fest mit der längsten Tradition in Sachsen-Anhalt“, sagt Michael Standke. Der Sohn des Festbegründers war von 1990 bis 2014 Leiter des Sachgebietes Veranstaltungsmanagement und Tourismus.

Eine jahrzehntelange Beziehung zum Rolandfest hat auch Hans-Jürgen Fritz. Seine Mutter arbeitete zusammen mit Otto Standke für die Kultur der Stadt. Und er erinnert sich sehr gut an Auftritte von Stars, die damals noch gar nicht solche waren. „Die junge Ute Freudenberg war ihrer Band Elefant hier“, nennt er ein Beispiel. Für besondere Aufregung habe der Auftritt von Gaby Baginsky in den 70er Jahren gesorgt. „Durch die Küche wurde der West-Star an den Autogrammjägern vorbeigeschmuggelt“, erinnert sich Fritz. Und es gab noch mehr Prominente, die in den 70er Jahren auf der Stendaler Bühne standen. Auch als Moderatoren. „Da war eine junge Ansagerin des DDR-Fernsehens, wissen Sie, wer das war“, fragt er schelmisch. Carmen Nebel lautet die Antwort.

Dass die mittlerweile im Fernsehen und auf Tourneen erfolgreiche Leipzigerin wohl nicht mehr nach Stendal zu bekommen ist, das ist ihm klar. Dennoch hätte er sich für das große Jubiläum des Stadtfestes ein anderes Programm gewünscht. „Da hätte es doch viele aus den ersten Jahren gegeben, die man wieder hätte einladen können“, meint er.

Der Blick in die Chronologie ist auch ein Blick in die Zeitgeschichte. So sind Mottos wie „Im Zeichen des VIII. Parteitages der SED“ oder „Im Zeichen der Arbeiterfestspiele“ typisch für ihre Epoche. Nicht immer hatte das Rolandfest ein Motto, letztmals vor zehn Jahren.

Einer, der von Anfang an dabei war, ist Lutz Nahrstedt. Er war damals für die Stadtwirtschaft tätig. „Wir waren für die Lautsprecherwagen, für die Beschallung verantwortlich“, erzählt er im Gespräch mit der Volksstimme. Auch der Fahnenschmuck lag damals in den Händen der Stadtwirtschaft. Damals sei das Rolandfest der Höhepunkt im Stendaler Veranstaltungskalender für alle Generationen gewesen. 1988 war Nahrstedt zum letzten Mal aktiv dabei, ist aber immer noch Beobachter des Rolandfestes. Auch heute sieht er es als wichtigste Veranstaltung Stendals, allerdings seien nicht mehr alle dabei. „Der Jugend geht es nur noch darum, ob sie billig was zu trinken oder zu essen bekommen, ansonsten machen die ihr eigenes Ding“, hat er festgestellt.