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Theater der Altmark Ein fetzig-gruseliges Märchen

Von Musical über Muppet Show bis hin zum Gruselkabinett reicht die Spannbreite des diesjährigen Weihnachtsmärchens im Stendaler Theater.

Von Bernd-Volker Brahms 14.11.2016, 19:10

Stendal l Theaterintendant Alexander Netschajew hatte es zur Begrüßung der Gäste bereits gesagt: Es gibt etwas zum Lachen, zum Mitsummen und auch zum Gruseln. Am Sonntag feierte das Stück „Der gestiefelte Kater“ im voll besetzten Großen Haus im Stendaler Theater der Altmark seine Premiere.

Und in der Tat schafften es die sechs Schauspieler, in diesen 70 Minuten die ganze Gefühlspalette beim Publikum hervorzurufen. Am Ende war es eine ganz eigene Interpretation des altbekannten Märchens um den armen Sohn Hans, der beim Tod seines Vaters bei der Erbschaft gegenüber seinen beiden Brüdern fast leer ausgeht und nur einen lumpigen Kater bekommt.

Zum Lachen animieren vor allem die Puppen, die in ihren flippigen Auftritten ein wenig an die Muppet Show erinnern. Beispielsweise, wenn die Maus immer wieder die Fanfare auf Geheiß des Königs blasen muss und schließlich den Job kündigt.

Ohnehin hat das Stück eine große Dynamik. Die Bühnenbilder werden ruckzuck umgebaut und man hat manchmal das Gefühl, man kommt gedanklich kaum hinterher.

Der Quader auf der Bühne ist mal Mühle, mal Königsthron, dann Landschaft und dann die Burg des großen Zauberers, der in diesem Stück besonders eindrucksvoll und gruselig herüberkommt. Mit seinen langen Armen, der Gruselstimme sowie dem Nebel versetzt er die kleinen Besucher tatsächlich etwas in Schrecken. Das Stück ist im Übrigen für Kinder ab fünf Jahren vorgesehen.

Jürg Schlachter ist eine fantasievolle Inszenierung gelungen, die durch die opulente, bunte Ausstattung von Mark Späth und die einfallsreich gestalteten Puppen von Kerstin Dathe bestechen. Dathe, die unter anderem Marionettenbau und Puppenspiel in Prag studiert hat und zum festen Ensemble des TdA gehört, war nicht nur für die Puppen verantwortlich, sondern spielte auch die Hauptrolle als gestiefelter Kater. Als Hans konnte Jan Kittmann überzeugen. In wechselnden Rollen sind Robert Frank, Christian Hirseland und Olga Prokot mit dabei.

Gerade die musikalischen Einlagen tragen zum Gesamtgenuss und der Abwechslung des Stückes bei. Hier hat der neue musikalische Leiter des TdA, Andreas Dziuk, eine fetzige Note hinterlassen. Er komponierte die gesamte Musik.

Und wie im richtigen Märchen findet Hans auch auf der Bühne sein großes Glück und kann mit Hilfe der größeren und kleineren Tricks des Katers am Ende die Prinzessin (gespielt von Elisabeth Therstappen) heiraten.

Dem Publikum hat das Stück gefallen, es gab am Ende minutenlangen Applaus.

Wenngleich das Märchen wenig weihnachtlich ist, so bietet es sich für einen Familienbesuch im Theater geradezu an. Kinder können einmal erleben, wie geradezu mit einem Feuerwerk etwas auf die Bühne gebracht werden kann, was man sonst nur im Buch liest. Traditionell sind die Weihnachtsstücke des TdA die meistbesuchten Aufführungen der gesamten Saison.

Im Übrigen gingen zahlreiche Finger hoch, als Intendant Netschajew wissen wollte, wer denn noch nie im Theater gewesen ist.

Bis zum 25. Dezember wird das Stück noch 31-mal aufgeführt, viele Schul- und Kita-Aufführungen sind dabei enthalten.