Ein Ort des Lernens und der Begegnung

Stendal l Die 35 Seiten im aktuellen Semesterheft der Städtischen Volkshochschule Stendal (VHS) verschenken keinen Platz – schließlich wollen rund 250 Kurse, Einzelveranstaltungen und Vorträge beworben werden. „Unser Bildungsauftrag fordert von uns eine breite Palette, und das zeichnet uns auch aus“, sagt VHS-Leiterin Joanna Sannemann. Deshalb kann man nicht nur in der bewährten Vielfalt der Sprachkurse fündig werden, sondern auch in den Bereichen Gesellschaft, Kultur, Gesundheit sowie Beruf, Grundbildung und Junge Volkshochschule Anreize zur Weiterbildung und Horizonterweiterung finden.

Das reicht von Kursen für mobile Endgeräte wie Tablets und Smartphones, Vorträgen über Antike, Geschichte und andere Länder, über die Vorbereitung auf die Abiturprüfung in Mathematik und Englisch bis hin zu Kursen als Bildungsurlaub, Sport- und Kochgruppen sowie Weiterbildungen für Lehrer und Erzieher.

Sprachen sind nach wie vor der größte Programmbereich der Volkshochschulen, im Herbstsemester sind in Stendal elf Sprachen im Angebot: zahlreiche Englisch-Kurse, Französisch, Italienisch und Spanisch, aber auch Norwegisch und Schwedisch, Russisch und Polnisch sowie Latein, Chinesisch und Arabisch. Zum Teil sind es Kurse für Teilnehmer mit Vorkenntnissen, zum Teil aber auch Anfängerkurse.

„Perspektivisch gesehen bleibt auch die Integration eine Daueraufgabe der Volkshochschulen“, sagt Sannemann. „Deutschland hat seit dem letzten Jahr einen Zustrom von mehr als einer Million Menschen, die bei uns Schutz suchen, erlebt. Als Volkshochschule haben wir uns unserer Verantwortung gestellt und zahlreiche Kurse angeboten, um eine große Zahl von Flüchtlingen zu erreichen und ihnen eine Basis für die Integration in unsere Gesellschaft zu bieten.“ Im Frühjahrssemester haben 52 Teilnehmer die Sprachprüfung „Deutsch-Test für Zuwanderer“ absolviert, und die Zahl steigt weiter an.

„Die Volkshochschulen leisten aber nicht nur durch Sprach- und Integrationskurse Hilfestellung bei der sozialen, kulturellen und sprachlichen Integration, sondern sind generell ein Ort der Begegnung, wo man Menschen anderer Kulturen und Länder kennenlernen und Vorurteile abbauen kann“, hebt Joanna Sannemann hervor.

Diese Begegnung findet im Übrigen auch ganz konkret Widerhall im Titelfoto des aktuellen Hefts, das vom Besuch einer Stendal-Delegation in Puławy im Juni stammt – anlässlich des Jubiläums 25 Jahre Nachbarschaftsvertrag zwischen Deutschland und Polen. Diese besondere Verbindung wird sich auch im Herbstsemester widerspiegeln: Zum einen gibt es einen länderkundlichen Vortrag über Stendals Partnerstadt Puławy, zum anderen ist ein deutsch-polnischer Abend geplant, der sich der Literatur-Nobelpreisträgerin Wisława Szymborska widmet. Dies ist ein Herzensanliegen für die gebürtige Polin Joanna Sannemann, die sich nach wie vor in der polnischen Literatur zu Hause fühlt.