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gelüftet Das Geheimnis im Rathauskeller

Was hat ein Krokodil im Wernigeröder Rathauskeller zu suchen? Die Harzer Volksstimme ist dieser Frage auf den Grund gegangen.

Von Ivonne Sielaff 23.01.2016, 00:01

Wernigerode l Ein konservierter Feuersalamander, jahrhundertealte menschliche Knochen, ein ausgestopftes Krokodil und unzählige tote Vögel. Kaum einer weiß, was im Keller unter dem Wernigeröder Rathaus vor den Blicken der Öffentlichkeit verborgen ist.

Über eine Steintreppe gelangt man ins Allerheiligste des historischen Fachwerkbaus. Hinter einer unscheinbaren Tür befindet sich das Magazinlager des Harzmuseums. „Wir teilen uns den Raum mit der Bibliothek“, sagt Silvia Lisowski, Kulturamtschefin und langjährige Leiterin des Museums.

Die Magazinbestände des Museums seien über die ganze Stadt verteilt: das Schaudepot im Obergeschoss des Stadtarchivs mit seinen Gemälden und Grafiken, die Mineraliensammlung in der Franckeschule sowie der Dachboden des Museums, wo alte Helme, Werkzeuge, Bügeleisen und andere Objekte gelagert werden.

„Im Rathauskeller bewahren wir unter anderem unserer Tierbälger auf“, erklärt Silvia Lisowski. Die drei Metallschränke sind fest verschlossen. Nur wer im Besitz des richtigen Schlüssels ist, kann einen Blick hinter die Türen werfen. Sind diese geöffnet, schlägt einem zuerst ein muffiger Geruch entgegen.

„Mottenkugeln“, erklärt Silvia Lisowski. Zudem seien die präparierten Tiere vor 15 Jahren mit Arsen behandelt worden, um sie vor dem gefräßigen Speckkäfer und seinen Larven zu schützen. Auch das lässt sich vom Geruch her noch erahnen.

Die Tierkörper sind zum größten Teil unter weißen Folien versteckt: ein Haubentaucher und eine Elster kommen zum Vorschein. „Die beiden haben wir in unserer Sonderausstellung ‚Vogel des Jahres‘ gezeigt.“ In einem anderen Schrank stehen Marder, Graureiher, Wiesel, Rehkitz, Greifvogel nebeneinander. Größtenteils stammen die Tiere aus dem Altbestand des Museums und aus Schenkungen. „Es sind Tiere, die man auch in den Harzer Wäldern findet.“

Deutlich exotischer wird es im Schrank daneben mit einem Kugelfisch, einem Haifisch-Maul und sogar einem Krokodil. „Die Präparate hat uns Gerd Ilte von einer Auktion mitgebracht, falls wir irgendwann eine Ausstellung zu Wasser- und Meerestieren planen.“

Der kleine Raum im Keller des Rathauses hat noch mehr zu bieten. In schmalen Regalen lagert die archäologische Sammlung des Harzmuseums – teilweise noch Altbestände aus dem Fürst-Otto-Museum. Knochen, Scherben, Krüge, Schüsseln, Vorratsgefäße, Werkzeuge aus Stein und Ton - jedes einzelne Objekt ist nummeriert. Die Fundstücke stammen von Ausgrabungen im Wernigeröder Raum, sind bis auf die jüngere Steinzeit datiert und mehrheitlich sehr gut erhalten.

Nach dem kurzen Rundgang mit der Kulturamtschefin werden die Schränke und die Tür des Magazinraums wieder fest verschlossen. Diese historischen Zeugen wird auch in nächster Zeit niemand zu Gesicht bekommen. „Wir können nun mal nur einen kleinen Teil unserer Bestandes in der Ausstellung im Harzmuseum zeigen“, sagt Silvia Lisowski. „Ich nenne Museen gern „das Objektgedächtnis der Geschichte“, sagt sie. Deshalb seien das Sammeln und Bewahren die wichtigsten Aufgaben für sie und ihre Mitarbeiter. Die Präsentation komme erst zum Schluss.