1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Wiege der Stadt vor Verfall gerettet

Denkmalschutz Wiege der Stadt vor Verfall gerettet

Das Haus Gadenstedt auf dem Gründungshügel von Wernigerode ist gerettet. Es wurde umfangreich saniert.

Von Regina Urbat 23.05.2016, 19:00

Wernigerode l Eine Menschengruppe steht vor dem Haus Gadenstedt am Oberpfarrkirchhof. Ein Stadtführer macht darauf aufmerksam, dass es 1582 errichtet wurde und somit zu den ältesten Gebäuden in Wernigerode gehört. Die Touristen sind beeindruckt, vor allem vom Zustand des weit über 400 Jahre alten Hauses. Als sie von der aufwendigen Sanierung erfahren, erklingt Beifall.

Während die Gruppe weiter dem Stadtführer in Richtung Klint folgt, betreten zahlreiche Neugierige das geschichtsträchtige Gebäude. Die sonst sonnabends verschlossene Tür steht an diesem Vormittag offen – anlässlich des bundesweiten Tages der Städtebauförderung. Aus erster Hand lassen sich die Besucher über die umfangreichen Bauarbeiten informieren. Sven Ungethüm, Bauleiter vom Planungsring Wernigerode, führt die Gäste durch alle Räume und hat sehr aufmerksame Zuhörer.

Viel hat sich in den vergangenen zwei Jahren getan, seit die Kirchgemeinde St. Sylvestri und Liebfrauen als Eigentümer mit der Sanierung des Gebäudes begonnen hat. Die Renaissance-Fassade ist eine Augenweide. Morsche Balken im Fachwerk sind ersetzt. Dafür wurde dasselbe Holz wie früher – Douglasie und Eiche – verwendet. Bei Putz und Wärmedämmung sind Lehm und andere Naturmaterialien eingesetzt worden. Liebevoll aufgearbeitet sind die Schnitzereien und bleiverglasten Fenster, komplett neu hingegen Heizung und Elektrik.

Dabei sah es 2014 zu Beginn der Arbeiten sehr kritisch aus. Das Haus Gadenstedt, das als Wiege der Stadt gilt, steht auf einem Fundament aus dem 9. Jahrhundert. Dieses drohte zu zerfallen, längst mussten die Außenwände mit Stützbalken gehalten werden. Große Sorgen bereiteten auch tiefe Risse im Mauerwerk des dreiteiligen Gebäudekomplexes, in dem ehrenamtliche Helfer der Wärmestube und Harzer Tafel bedürftige Menschen mit Lebensmitteln versorgen.

Obwohl nun noch die Sanierung der Einliegerwohnung im Obergeschoss erfolgt, steht für die Kirchgemeinde fest: Das historische Gebäude ist gerettet. Dafür werden laut Plan insgesamt rund 860 000 Euro investiert. Knapp die Hälfte der Summe steuert die Stadt Wernigerode bei, 170 000 Euro die Kirchgemeinde. Hinzu kommen zahlreiche Spenden von Sponsoren und Bürgern.

In Wernigerode sind übrigens seit 1991 insgesamt etwa 68 Millionen Euro Städtebau-Fördergeld zum Erhalt der Altstadt investiert worden.